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Medienstandort 2.0

Journalismus erhält eine neue Förderung. Diese ist nicht mehr von der Printauflage abhängig, auch Online-Medien können gefördert werden. Foto: iStock / Fedor Kozyr

Die Medienmärkte sind im Umbruch, die Medienpolitik muss Entscheidungen treffen – diese These vertraten übereinstimmend der Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), Gerald Grünberger, und der Generaldirektor des ORF, Roland Weißmann. Sie diskutierten im Zuge des Campusfestes der Politischen Akademie die – teils dramatischen – Folgen der Digitalisierung für den Medienstandort Österreich.

Zur Diskussion geladen hatte das Friedrich Funder Institut (FFI) für Medienausbildung und Medienforschung. Moderiert von Geschäftsführerin Sophie Ernest skizzierte Grünberger die enormen, vor allem auch ökonomischen Herausforderungen für Österreichs Printmedien.

 

Print geht auch online

Die Zeitungen seien dank der Digitalisierung mit ihren journalistischen-redaktionellen Inhalten „heute auf allen Kanälen präsent“, denn Medieninhalte würden zunehmend digital genutzt werden, so Grünberger. Die Zeitung aus Papier bleibe attraktiv, doch die Papierkosten steigen derzeit erheblich an: „Allein der steigende Papierpreis verursacht für die Tageszeitungen Mehrkosten von 60 Mio. Euro“, sagte Grünberger. Der Anteil der Erlöse aus Werbung geht hingegen zurück, denn einige Werbekunden würden in das Internet abwandern. Das Werbeaufkommen im Internet steige hingegen an, was zu Einnahmen bei den globalen Tech-Konzernen führe, also einer Verlagerung der Werbeausgaben aus Österreich in das Ausland. Zudem würden die „Big Five“ der digitalen Ära nicht nur Werbegelder einnehmen sondern auch hier erstellte journalistische Produkte nutzen, ohne dafür zu bezahlen.

Wenn also die Leserinnen und Leser verstärkt digitale Plattformen nutzen und die werbende Wirtschaft ebenso, dann müssten die Zeitungen ihre bisher analogen Abonnement-Modelle in das Digitale übertragen. Diese Transformation erfordere Entscheidungen und Unterstützung, erklärte Grünberger, denn die Redaktionen der unabhängigen Medienunternehmen und Zeitungen seien Garanten qualitativer Information und der Meinungsvielfalt, somit der Demokratie.

 

Roland Weißmann (li.) und Gerald Grünberger diskutierten unter der Leitung der Geschäftsführerin des Friedrich Funder Institus, Sophie Ernest, die Zukunft der heimischen Medien. Foto: Poltische Akademie

Roland Weißmann (li.) und Gerald Grünberger diskutierten unter der Leitung der Geschäftsführerin des Friedrich Funder Instituts, Sophie Ernest, die Zukunft der heimischen Medien. Foto: Politische Akademie

Krisen haben Spuren hinterlassen

Wie Grünberger merkte auch Weißmann an, die Krisen der Gegenwart hätten ihre Spuren auf Medienmärkten und in Medienunternehmen hinterlassen. Der Umbruch in der Mediennutzung durch die Digitalisierung und die Konvergenz habe – unter anderem – dazu geführt, dass Programme des ORF auf neuen digitalen Geräten empfangen werden, nicht mehr auf einem klassischen TV-Apparat. Nutzer, die streamen, würden sich so das Programmentgelt an den ORF – die ORF-Gebühr – ersparen. Dadurch fehlten den ORF erhebliche Einnahmen, weswegen diese sogenannte Streaming Lücke geschlossen werden sollte, sagte Weißmann. Daher benötige der ORF als Unternehmen die Digitalisierungs-Novelle. Diese sei derzeit Gegenstand von Verhandlungen, in und mit der Bundesregierung. Weißmann zeigte sich zuversichtlich, dass diese zustande komme.

Sollte es zu neuen Regeln und neuen Finanzierungen auf den Medienmärkten kommen, dann müssten jedenfalls die anderen Medien auch berücksichtigt werden, stellte Grünberger fest. Die vergleichsweise kleineren Medienunternehmen befinden sich neben der vom ORF betriebenen, größten Internetplattform ohnedies in einem äußerst herausfordernden Wettbewerb. Diese Medien bräuchten Unterstützung, um die Vielfalt an Information und Meinungen zu gewährleisten.