Nächster Experte mit schwerer Kritik an Wien Energie Fiasko
Die Kritik am Umgang des krisengebeutelten Wiener Landesenergieversorgers Wien Energie mit seinen Energiegeschäften reißt nicht ab. Nachdem schon am Mittwoch der ehemalige Vorstand der e-Control in der ZIB2 mit dem Management der Wien Energie heftig ins Gericht ging (Zur-Sache berichtete), legte einen Tag später am gleichen Platz im ZIB2 Studio der aktuelle e-Control Chef nach.
Risiko nicht minimiert
Der Chef der staatlichen Energieregulierungsbehörde Wolfgang Urbanitsch sieht es ähnlich wie sein Vorgänger Walter Boltz, dass die Wien Energie angesichts der Preisentwicklungen der vergangenen Wochen und Monate bei den Stromgeschäften das Risiko hätte reduzieren müssen. „Es wäre doch zu erwarten, dass man seine Geschäfte entsprechend anpasst. Zumindest haben wir das bei den anderen Marktteilnehmern gesehen. Es wäre wichtig, das Risiko zu minimieren“, so Urbanitsch.
Für andere Unternehmen sei die Risikominimierung möglich gewesen. Der e-Control Vorstand meint, dass eine Möglichkeit darin besteht, „dass man sich zumindest teilweise vom Börsehandel zurückzieht. Wenn man das tut, dann fallen diese massiven Nachdotierungen weg und damit setzt man sich einem Risiko jedenfalls in diesem Ausmaß nicht aus.“ (Hier das gesamte ZIB-2 Interview)
„Probleme mit Versorgung“ – „Insolvenz war nicht auszuschließen“
Aufhorchen ließ Urbanitsch wie dramatisch die Lage am Wochenende gewesen sei und zu welchen Konsequenzen es gekommen wäre, wenn nicht der Bund so schnell mit einer Milliarden-Finanzspritze eingesprungen wäre.
„Wenn tatsächlich diese Sicherheitsleistungen nicht hätten erbracht werden können, wäre die Wien Energie von der Börse ausgeschlossen worden. Das hätte zur Folge gehabt, dass es dann tatsächlich zu Problemen mit der Versorgung kommt und die Insolvenz wäre nicht auszuschließen gewesen. In dem Fall hätte man wohl in einer über Nacht Aktion versucht, eine Gesellschaft zu gründen oder aber zumindest andere Gesellschaften zu finden, die die Versorgung der Kundinnen und Kundinnen von Wien übernehmen. Aber Faktum ist, dass das wirklich ein Schreckensszenario gewesen wäre, wo wir alle froh sind, dass es dazu nicht kommen musste“, betont Urbanitsch.