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Deutsch und Bildungspflicht: Regierung legt Integrations-Latte höher
Mit den technischen Entwicklungen steigen die Anforderungen an die Bildung, mit der Zuwanderung und Migration jene an die Integration. Folglich legt die Regierung die Latte höher: Per Bildungspflicht werden Grundkenntnisse überprüft, kündigt Bildungsminister Martin Polaschek an. Integrationsministerin Susanne Raab erweitert das Angebot an Sprachförderung und drängt auf Vermittlung von Werten und Traditionen: „Jede Gesellschaft braucht Regeln“.
Perspektiven und Erfordernisse
Polaschek und Raab präsentierten bei ihrem Pressegespräch vorige Woche in Wien einerseits eine Bilanz über erfolgte Reformen in der Bildung, erläuterten andererseits die nächsten – wegen Migration und Integration – erforderlichen Schritte und Maßnahmen.
Das sind einige der Eckpunkte, wie sie Polaschek und Raab vorstellten:
- Die Volkspartei bekennt sich zu Schulnoten, damit Leistung einen Wert hat.
- Als Garantie für den Lernerfolg soll am Ende der Schulpflicht eine Überprüfung der Grundkenntnisse in Deutsch, Mathematik und Englisch eingeführt werden.
- Ein weiterer zentraler Punkt sind der Erhalt und Ausbau der Schulautonomie, insbesondere für Mittelschulen, um ihre Attraktivität zu stärken.
- Zuwanderung stellt unser Bildungssystem vor massive Herausforderungen. Aus Integrationssicht ist klar: Die Sprache ist der Schlüssel für eine gelungene Integration. Daher ist es notwendig, hier so früh wie möglich bei den Kindern anzusetzen.
- In der Zuwanderung und Migration liegt der Fokus daher auf der Unterstützung und Stärkung der Pädagoginnen und Pädagogen.
- Zusätzlich erforderlich ist der verstärkte Ausbau der Deutschförderklassen, insbesondere als Angebot am Nachmittag.
- Die Sommerschule bietet zusätzliche individuelle Unterstützung.
Deutsch: Erste Prüfung nach dem Kindergarten
Eine Sprachstandfeststellung soll schon am Ende des Kindergartens eruieren, ob ein ausreichendes Sprachniveau in Deutsch vorhanden ist. Ist das nicht der Fall, dann muss das jeweilige Kind eine Vorschule zur Sprachförderung besuchen, bevor es in den Regelschulbetrieb einsteigen kann. Ausgenommen sind davon nur Kinder von internationalen Kindergärten.
Denn Schülerinnen und Schüler, die zum Schuleintritt nicht ausreichend Deutsch können, stellen nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer vor große Herausforderungen, sondern bremsen den Lernerfolg ganzer Klassen aus. Und, was noch schwerer wiegt: Sie selbst leiden auch massiv darunter, denn wer nicht ausreichend Deutsch kann, hat in Österreich schlicht keine Chance. Es ist daher oberstes Gebot bei der Integration alle Hebel in Bewegung zu setzen, sagte Raab.
Vermittlung von Werten und Traditionen
Die Vermittlung der Werte muss fester Bestandteil im Unterricht werden. Bildung soll auch die Regeln unserer Gesellschaft vermitteln. Ein gutes Zusammenleben bedarf klarer Regeln, die wir frühzeitig vermitteln müssen – also im Kindergarten und in der Schule. Dabei geht es um die Vermittlung der Landeskunde, österreichischer Traditionen und Brauchtümer, die für viele Menschen in Österreich einen Wert haben und daher jeder Schülerin und jedem Schüler bekannt sein sollen.
„Dies ist wichtig, da auch unser kulturelles Erbe und unsere Traditionen ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind, der nicht in Vergessenheit geraten soll“, erklärte Raab. „Unsere Gespräche mit den Expertinnen und Experten haben gezeigt, dass es gerade in Klassen mit hohem Migrationsanteil Verunsicherung gibt, ob Traditionen wie Ostern noch gefeiert werden können und sollen. Von uns gibt es auf diese Frage ein klares Ja!“
Verpflichtung für Eltern
Eine weitere Folgerung lautet daher: Islamische Religionspädagoginnen und –pädagogen sollen die deutsche Sprache beherrschen und im Einklang mit dem westlichen Lebensmodell unterrichten.
Bei groben Regelverstößen der Kinder sollen die Eltern in die Pflicht genommen werden. Sollten die Vorgaben der Schule nicht eingehalten werden, sollen Sozial- und Transferleistungen einbehalten werden können. Für Verletzungen oder Vernachlässigungen der Mitwirkungspflichten der Eltern sollen die Strafen erhöht werden.
Gleichzeitig werden finanzielle Unterstützung für benachteiligte Familien und spezielle Förderprogramme für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund angeboten.