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Das Hufeisen vom Schweizerhaus – Wo Neonazis von Linken gelobt werden
Am Mittwoch war Öffnungstag in Österreich. Nach 7 Monaten ist es wieder möglich, die Gastronomie zu besuchen. Es scheint schwierig, daran etwas auszusetzen. Damit sahen sich die politischen Gegner der Regierung konfrontiert: Wie kann man kritisieren, dass Leute wieder essen gehen können? Im Schweizerhaus machten Neonazis und Coronaleugner ihrer Wut Luft. Bejubelt wurden die buhenden Neonazis von Akteuren aus dem Linken politischen Spektrum.
Jubelschreie brachen in der Linken Twitter-Bubble aus, als erste Videos auftauchten, in denen der Bundeskanzler bei seinem Besuch im Schweizerhaus ausgebuht wurde. Von zahlreichen erschienenen Gegnern sowie Pfeifkonzerten sprachen zunächst Linke, wie auch Rechte Regierungsgegner.
Ein Neonazi und sein Begleiter brüllen gegen Kurz
Namentlich waren es lediglich Gottfried Küssel und ein Begleiter, die im Schweizerhaus Stimmung machten. Von Küssel stammen Zitate wie: „Ich bin kein Faschist. Ich bin Sozialist, aber kein internationaler Sozialist, ich bin Nationalsozialist.“ Küssel wurde bereits mehrfach verurteilt. Unter anderem wegen Wiederbetätigung.
Die „Aktion“ zum Protest gegen den Bundeskanzler im Schweizerhaus wurde von der Wiener FPÖ ins Leben gerufen. Dass dem Ruf von Dominik Nepp Freiheitliche – auch in den sozialen Netzen – folgen wundert nicht. Verwunderlich ist aber, dass auf der anderen Seite des politischen Hufeisens Beifall zu hören ist.
„ZackZack“ macht Neonazi zu Umweltaktivist
Das zeigt etwa das Linke Meinungsblatt „ZackZack“, das vom gescheiterten Ex-Nationalrat Peter Pilz gegründet wurde. Hier wurde am Mittwoch getitelt: „Kanzler im Schweizerhaus ausgebuht“. Auch, dass der Bundeskanzler eine Polizeieskorte erhielt, kritisierte man bei „ZackZack“. Angesichts der Anwesenheit von gewaltbereiten Neonazis und Coronaleugnern ist es nicht verwunderlich, dass ein Bundeskanzler Polizeischutz erhält.
Die selbsternannte „Tageszeitung mit Haltung“ „ZackZack“ war sich zudem nicht zu schade, in ihrem Artikel die im Schweizerhaus anwesenden Neonazis als „Bevölkerung“ oder „Umweltaktivisten“ darzustellen. Eine interessante „Haltung“ für das Medium, das sonst eigentlich im Linken Spektrum Anklang findet.
Auch Ex-SPÖler treffen sich am Ende des Hufeisens
Der ehemalige SPÖ-Kanzlerberater, Rudi Fußi, bemängelt auf Twitter, dass Küssels „Kurz muss weg“-Gegröle in den Hauptnachrichten keine Bühne gegeben wurde. Eine sehr interessante Herangehensweise des Ex-SPÖ-Kanzlerberaters. Fußi selbst kritisierte 2018 noch Verbindungen zwischen Küssel und der FPÖ – nun scheint ihm das Agieren des Neonazis ganz recht zu sein.
Das „Kurz muss Weg“ Denken der Opposition schlägt sich anscheinend darin nieder, dass sich Oppositionskräfte trotz eigentlich völlig konträrer inhaltlicher Themen verbünden. In der blinden Kritik-Wut zeigt sich das politische Hufeisen und wie nah sich Linksaußen und Rechtsaußen teilweise sind.