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Integration in Wien unter Durchschnitt

Die Kritik von Wiens Stadtrat Peter Hacker an der Bundesregierung erscheint sachlich unberechtigt zu sein: Die in Wien lebenden syrischen Flüchtlinge sprechen schlechter Deutsch, bleiben unter sich und erhalten mehr Sozialhilfe als jene in anderen Bundesländern.
Der Integrationsfonds und das Arbeitsmarktservice arbeiten daran, Flüchtlinge und Asylwerber auszubilden und zu integrieren. Ob und wie das gelingt, untersucht die aktuelle Studie „Recent Arrivals in Austria: Neue Geflüchtete aus Syrien am österreichischen Arbeitsmarkt“ des Forschungsnetzwerkes des Arbeitsmarktservices.
Hier einige ausgewählte Zitate:
Kontakt: Geflüchtete bleiben unter sich
„Viele Syrer_innen berichteten von vorrangigen oder ausschließlichen Kontakten innerhalb der eigenen Community, die einen Hauptanreiz für den Zuzug ins Ballungszentrum Wien darstellen.“
Gründe für Zuzug nach Wien
„Die Hauptgründe für den vermehrten Zuzug von neu angekommenen Geflüchteten nach Wien stellten
- (a) die Community, vor allem Freund_innen und Familie,
- (b) das (wahrgenommene) Kurs- und Integrationsangebot,
- (c) die Höhe der Sozialleistungen sowie
- (d) weitere Faktoren wie Wohnungsmarkt, öffentlicher Ver kehr und Infrastruktur dar.“
Zuzügler nach Wien weniger gebildet
„In Wien waren AMS-Klient_innen öfter als in Oberösterreich oder der Steiermark formal nicht oder sehr niedrig gebildet (42 Prozent gegenüber 23 Prozent und 29 Prozent).“
Schwierigkeiten, Deutsch zu lernen
„Der Erwerb der deutschen Sprache wurde von den meisten Befragten als zentral für ihr Ankommen in Österreich und deshalb als ihr vorrangiges Anliegen beschrieben. Aufgrund niedriger formaler Bildung, Lernschwierigkeiten und nur teilweise in der Erstsprache erfolgter Alphabetisierung gestaltet sich das Deutschlernen in der Praxis jedoch schwierig.“
„Zudem fehlt es aufgrund geringer sozialer Inklusion im Aufnahmeland und Erwerbslosigkeit an Übungsmöglichkeiten im Alltag bzw. am Arbeitsplatz – was wiederum Jobaussichten einschränkt.“
Ein Drittel kann nicht Deutsch, hoher Anteil in Wien
„Die quantitativen Daten zeigen, dass drei von zehn AMS-Klient_innen der rezenten Kohorte eineinhalb Jahre nach ihrer AMS-Erstmeldung über keine Deutschkenntnisse verfügten, rund die Hälfte hatte elementare Kenntnisse. …
… Auffällig ist der hohe Anteil ohne Deutschkenntnisse in Wien (35 Prozent) im Vergleich zu Oberösterreich (26 Prozent) und der Steiermark (18 Prozent).“
Einstiegsgehälter knapp unter Sozialhilfe sind demotivierend
„Einstiegsgehälter, die kaum über der Höhe der Sozialleistungen liegen, werden ebenfalls als demotivierend beschrieben.“
Mehrheit der Kursplätze für Integration Wien
Unabhängig von dieser Studie konterte ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti der Kritik von Hacker mit Verweis auf ausreichende Kursplätze in Wien. Dies bestätigte auch das Büro der Bundesministerin für Integration, Claudia Plakolm:
- Im Jahr 2025 wurden bereits 20.000 Kursplätze in Wien in Anspruch genommen; das sind 57 % aller Plätze in Österreich;
- aktuell laufen allein in Wien 600 Kurse mit rund 8.000 Teilnehmern;
- Täglich starten Kurse in Wien, bei Bedarf sind rasch noch mehrere Hundert Plätze frei und verfügbar.
Allerdings wird ein erheblicher Anteil der kostenlosen Kursplätze für Deutsch von den Ausländern nicht genutzt, wie der ÖIF kritisch bilanzierte. Kenntnis der Sprache ist allerdings Voraussetzung zur Integration.
