Innenpolitik

Es brennt an den Brennpunktschulen

Barbara Gmeiner ist Direktorin einer Brennpunktschule in Graz-Gries. Im Interview mit der Kleinen Zeitung schildert sie die Verhältnisse. Bild: Screenshot kleinezeitung.at

Barbara Gmeiner ist seit zehn Jahren Direktorin einer Brennpunktschule in Graz-Gries. In einem Interview mit der Kleinen Zeitung schildert sie die teils höchst problematischen Umstände. Gmeiner sagt, weiterhin hoch motiviert zu sein und auch Erfolgserlebnisse zu kennen. Hier einige Zitate.

 

Zu den Verhältnissen an der Schule:

Barbara Gmeiner: Wir haben vier, fünf von 170 Kindern mit Deutsch als Erstsprache, aber auch die kommen oft aus bildungsfernen, schwierigen Verhältnissen. … 80 Prozent sind Muslime. …. Viele Kinder haben gravidrende Schicksale. … Ihre Eltern erzählen uns ihre Fluchtgeschichten.

Von den zugewanderten Personen akzeptieren und verstehen nicht alle, wie in Österreich Schule funktioniert.

Von den zugewanderten Personen akzeptieren nicht alle, wie in Österreich Schule funktioniert.

Hat sich der „Leidensdruck“ zehn Jahre nach 2015 verändert?

Nein, an der Schule nicht. … Die Community leidet unter der Teuerung. …  Eltern bitten, 30 Euro Bastelgeld in Raten bezahlen zu können. … Manche stehen vor der Delogierung. … Wird die Sozialunterstützung gekürzt, wird sich die Lage zuspitzen.

Erfolgserlebnisse …

Kommen erwachsene Schüler mit Matura oder Lehrabschluss zu uns, um sich zu bedanken, sind das schöne Momente. …

… sind nicht die Regel:

Wir sind mit Eltern konfrontiert, die selbst nicht lesen und schreiben, ihre Kinder nicht unterstützen können. Manche üben hohen Druck aus. Kinder bitten um bessere Beurteilung, damit es nicht zu häuslicher Gewalt kommt.

Für das Kopftuchverbot bis 14 Jahre, damit Väter nicht den Töchtern ein Verhalten aufzwingen: Barbara Gmeiner

Für Kopftuchverbot bis 14 Jahre, damit Väter nicht ein Verhalten aufzwingen: Barbara Gmeiner

Zum Unterricht:

Wir leiden auch unter der Generation Smartphone. Kinder, die dem Unterricht nicht mehr folgen können und an sie gestellte Aufgaben verweigern.

Sie begrüßen das Kopftuchverbot bis 14 Jahre?

Ja, unter dem Gesichtspunkt des Kinderschutzes. Ich will nicht, dass Mädchen von Vätern zum Tragen des Kopftuchs gezwungen werden. … Das Verbot schafft Klarheit und erleichtert uns die Arbeit. …

Ist Religion ein Konfliktfeld?

Ja. Kinder fragen mich oft, ob ich Muslima bin, warum ich kein Kopftuch trage und haben  dafür sehr wenig Verständnis. … Wir hatten schon Kinder, die nicht neben Christen sitzen wollten. … Eltern wollen nicht, dass wir ihre Kinder aufklären.

Verletzung der Schulpflicht:

Eltern nehmen ihre Kinder beim Zuckerlfest oft tagelang heraus. Dann sind unsere Schulen fast leer. Wir greifen jetzt zu Strafen wegen Schulpflichtverletzung, wenn Eltern ihre Kinder länger nicht zur Schule schicken. Das wirkt.

Sehen Sie Lösungsansätze?

Natürlich wäre eine Durchmischung gut, weil das die Integration erleichtert. …. Aber oftmals wollen das die Eltern nicht.

Was wäre erforderlich?

Die beste Unterstützung bekommen wir durch Beratungslehrer und Schulsozialarbeit. Unser Sozialarbeiter ist türkischer Herkunft und nimmt mir ganz viel ab. Er leistet viel Aufklärungsarbeit, was an unseren Schulen erwartet wird.

 

Zur Lage an derartigen Schulen:

Wir werden beschimpft, beleidigt und bedroht durch Eltern, die Regeln und Anforderungen unserer Schule nicht akzeptieren wollen. „Du dreckiger Hund“ ist noch das Mildeste. Führe ich in meinem Büro gefährliche Elterngespräche, bitte ich immer den Schulwart, als „Bodyguard“ vor der Tür zu warten. Mit diesem Interview riskiere ich wieder einen Shitstorm vonseiten mancher Muslime, aber auch von sogenannten „Gutmenschen“.

Anmerkung: Das Interview mit Barbara Gmeiner führte Bernd Hecke. Es erschien in der Kleinen Zeitung vom 18. September 2025.

Link: Zum Thema lesen Sie auch „Wer an die Schule kommt, muss Deutsch können“