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Österreich könnte beim Wasserstoff zum europäischen Drehkreuz werden

Ein Gastbeitrag von Christian Tesch
Was gestern noch Vision war, liegt heute auf Schiene. Am Linzer Hauptbahnhof wurde die weltweit erste klimaneutral produzierte Schiene verlegt. Made in Donawitz. Mit grünem Wasserstoff. Ein starkes Symbol für das, was Österreich in den nächsten Jahren leisten kann. Und leisten muss.
Dass Wasserstoff ein zentraler Bestandteil des künftigen Energiesystems ist, steht für viele außer Frage. „Wasserstoff ist ein Alleskönner“, sagt Prof. Michael Harasek von der TU Wien. (Mehr darüber in diesem Podcast)
Damit Wasserstoff aber ein zentraler Bestandteil für die Klimawende werden kann, braucht es die passende Infrastruktur. Für unseren eigenen Bedarf und für ganz Europa. Und genau hier liegt Österreichs Chance. Wie schon bei Erdgas könnten wir erneut zum europäischen Drehkreuz werden. Nicht nur, weil wir in der Mitte liegen. Sondern weil wir die Leitungen, Speicher und das Know-how bereits haben. Unsere Gasnetze sind Milliarden wert. Unsere Speicher europaweit gefragt. Unsere Betriebe bereit.
Österreich hat Vorsprung
Ein Vorsprung, den wir nicht verspielen dürfen. Denn die Schweiz und Tschechien drängen nach vorn. Über Süd- und Ostrouten könnte Wasserstoff genauso gut an Österreich vorbeifließen. Und damit auch die Einnahmen aus Transitgebühren, die industrielle Wertschöpfung und wichtige Arbeitsplätze im Inland.
Dabei ist die Rechnung denkbar einfach: Wer Wasserstoff hat, produziert. Wer durchleitet, profitiert. Technisch ist das längst möglich. Politisch braucht es jetzt Entscheidungen. Ein geeignetes Gaswirtschaftsgesetz. Ein Investitionsrahmen. Und ein klares Commitment: Österreich als Knotenpunkt der europäischen Wasserstoffversorgung.
Der Umbau kostet Geld. Aber deutlich weniger als bei Strom. Und er bringt langfristige Stabilität. Für Industrie, Haushalte und Standort. Der Meilenstein in Linz war nur der Anfang. Jetzt geht es um Leitungen, Speicher, Netze. Jetzt geht es darum, ob Wasserstoff durch Österreich fließt. Oder daran vorbei.
Zum Autor:
Christian Tesch ist Geschäftsführer von Oecolution Austria und war zuvor Direktor der Politischen Akademie.
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