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Die Lektionen des Wolfgang Schüssel

Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler von 2000 bis 2007, präsentierte im Parlament (im Bild mit Claudia Reiterer) sein neues Buch "Mit Zuversicht". Foto: Caro Strasnik

Pointiert wie gewohnt äußerte sich Wolfgang Schüssel, als er im Parlament sein neues Buch „Mit Zuversicht – Was wir von gestern für morgen lernen können“ präsentierte. Im Gespräch nannte er einige Lektionen – fürs Leben wie für die Politik.

 

Zuversicht ist eine Einstellung

Zuversicht ist eine Einstellung, so Schüssel, der in seinem Leben stets davon getragen war. Das war ihm und seiner Generation, Geburtsjahrgang 1945, nicht in die Wiege gelegt. Dennoch: Österreich hat sich „zu einem kleinen Paradies“ entwickelt, Arbeit und Zusammenarbeit haben es geschaffen. Als Mittzwanziger kam er beruflich in das Parlament, und der Parlamentarismus „ist das A und O“ der Demokratie: „Ich halte nichts von den Varianten, weder der plebiszitären noch von der autoritären“. Nur in einer Demokratie können Fehler korrigiert werden.

 

EU als Schutz und Schirm

Auch und gerade in der Politik gelte: jede und jeder braucht den Anderen, „alleine erreicht man nichts“. Daher sei für ihn die Zwei-Drittel-Mehrheit in der Volksabstimmung über Österreichs Beitritt zur EU im Juni 1994 ein „Glücksmoment“ gewesen: „Die Europäische Union ist etwas unglaublich Kostbares“, sagte Schüssel im Gespräch mit Claudia Reiterer: Sie steht für Frieden, sie ist ein Schutzschirm – unter den weitere Staaten wollen: „Wir sollten kämpferisch sein“, sagte der frühere Wirtschafts- und Außenminister sowie Bundeskanzler: Wer den Frieden wolle, solle sich für den Krieg vorbereiten. Europa habe – dank NATO und USA – eine Friedensdividende von 2000 Mrd. Euro gewonnen und diese in Soziales und Wohlfahrt investiert. Doch nun erlebe Europa eine mehrfache, eine hybride Bedrohung: Wir brauchen den Schutz und den Schirm der EU.

Was ist für Politik, für Politikerinnen und Politiker nun wesentlich? Wolfgang Schüssel dazu: Fragen zustellen, die inhaltliche Auseinandersetzung zu führen, sich mit Pflichtgefühl für das öffentliche Amt für das Ganze einzusetzen. Mehr zu wagen, als man sich zutraut. Ein ganzer Mensch zu sein, rational und auch musisch. Und im anderen stets auch den Menschen zu sehen.