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Bundeskanzler Stocker beim Gedenken 80 Jahre Befreiung Österreichs: „Aus der Erinnerung erwächst Verantwortung“

Beim Festakt zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa hat Bundeskanzler Christian Stocker zu einem respektvollen Erinnern und entschlossenen Handeln aufgerufen. In seiner Rede im Rahmen der offiziellen Zeremonie in Wien erinnerte Stocker an die historischen Lehren des 8. Mai 1945 und betonte die Bedeutung der Demokratie und des Zusammenhalts in Zeiten aktueller Herausforderungen.
„Mit dem 8. Mai 1945 fand das dunkelste Kapitel der österreichischen Geschichte sein Ende“, erklärte der Bundeskanzler eingangs. Der Tag sei die Voraussetzung für die Entstehung der freien und unabhängigen Zweiten Republik gewesen, getragen vom „Mut und Entschlossenheit“ jener Generationen, die nach Krieg und Besatzung den demokratischen Wiederaufbau ermöglichten.
„Unsägliche Gewaltverbrechen“
Stocker gedachte in seiner Rede der Opfer des NS-Regimes: „Über 65.000 österreichische Jüdinnen und Juden wurden im Holocaust ermordet.“ Auch Roma und Sinti, politisch Verfolgte, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, Zwangsarbeiter:innen sowie zivile Opfer des Krieges fanden in seiner Ansprache klare und ehrende Erwähnung. Der Kanzler betonte dabei die Unmöglichkeit, „passende Worte zu finden für die unsäglichen Gewaltverbrechen, für die Gräuel und Unmenschlichkeit der NS-Herrschaft“.
Im Zentrum der Rede stand die Verantwortung der Gegenwart: „Lange Zeit, ja viel zu lange Zeit, hat sich Österreich ausschließlich als Opfer der Nationalsozialisten gesehen“, sagte Stocker. Heute jedoch bekenne sich das Land „vollumfänglich zu unserer Verantwortung“, verbunden mit dem klaren Appell: „Diese Verantwortung bedeutet, dass „Nie wieder“ für uns Österreicherinnen und Österreicher mehr sein muss als eine Floskel.“
Stocker: „Immer und überall aufstehen“
Stocker zeigte sich alarmiert angesichts des gegenwärtigen Anstiegs antisemitischer Vorfälle in Österreich und weltweit. Es sei notwendig, „immer und überall aufzustehen“, wenn Hass und Ausgrenzung sich zeigen. „Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn sich Jüdinnen und Juden in Österreich und darüber hinaus nicht mehr sicher fühlen.“
„Heute eine gefestigte Demokratie“
Zugleich würdigte der Kanzler die Aufbauleistung der Nachkriegsgeneration, die „über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg“ an einem gemeinsamen Österreich gearbeitet habe. Dieses Bewusstsein gelte es nun erneut zu stärken: „Wir sind heute eine gefestigte Demokratie, ein wohlhabendes und freies Land, ein sozialer Rechtsstaat und Teil eines vereinten Europa“, so Stocker. Gerade in dieser historischen Verantwortung liege der Auftrag an die heutige Politik, den Rechtsstaat zu bewahren, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und Europas Friedensprojekt zu verteidigen.
In Anlehnung an Karl Popper schloss Stocker seine Ansprache mit einem Appell die Zuversicht und den Optimismus zur Pflicht zu erklären. Der Festakt am 8. Mai reiht sich ein in eine Reihe von Veranstaltungen zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa und markiert einen wichtigen Moment des kollektiven Erinnerns – und der Mahnung.
