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Landwirtschaft startet mit Forderungspaket in Herbstarbeit – Umfrage gibt Rückenwind

Die Spitze der Agrarvertreter sieht die Rolle der Landwirtschaft in einer Umfrage bestätigt und startet mit drei Forderungen in den agrarpolitischen Herbst. Foto: Bauernbund

Beim traditionellen Agrar‑Herbstauftakt des Österreichischen Bauernbundes im Raiffeisen‑Forum in Wien präsentierte Bauernbund‑Präsident DI Georg Strasser am Donnerstag eine aktuelle Umfrage: Demnach halten87 % der Österreicher die Landwirtschaft für unverzichtbar, weil sie die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sichert. Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger nutzte Strasser dieses starke Vertrauen der Bevölkerung, um drei zentrale Forderungen zu formulieren, die künftig die Agrarpolitik in Österreich bestimmen sollen.

 

Forderung 1: Eigenständiges, zweckgebundenes Agrarbudget im Mehrjährigen Finanzrahmen

Laut Umfrage glauben 53 % der Bevölkerung, dass die Landwirtschaft zu wenig Unterstützung erhält. Strasser kritisierte den aktuellen Vorschlag für den Mehrjährigen Finanzrahmen als „indiskutabel“ (Zur-Sache berichtete) und forderte ein eigenständiges, zweckgebundenes Agrarbudget, das nicht in einem „Single‑Fund“ verwässert wird. „Wer Versorgungssicherheit will, darf bei der Landwirtschaft nicht sparen. Agrarpolitik ist Sicherheits- und Standortpolitik“, betonte er.

 

Forderung 2: Verlässlicher Pflanzenschutz für Landwirtschaft

83 % der Befragten sehen große Schwierigkeiten für die Landwirtschaft. Moosbrugger wies darauf hin, dass die Zahl der verfügbaren Pflanzenschutz‑Wirkstoffe seit den 1990‑er‑Jahren um zwei Drittel gesunken sei. „Wir brauchen nicht nur ausreichend Finanzmittel und somit Anreize, um die von der Gesellschaft geforderten Umwelt-, Tierwohl-, Klima- und Bodenschutzmaßnahmen weiterhin erbringen zu können. Vielmehr brauchen wir auch entsprechende Werkzeuge und somit Betriebsmittel, um effizient und nachhaltig produzieren zu können. Ohne wirksame Pflanzenschutzmittel gefährden wir Ernten, Betriebe und Versorgung. Planungssicherheit und praktikable Lösungen sind unverzichtbar. Es darf nicht sein, dass laufend Wirkstoffe wegfallen, ohne dass es echte Alternativen und Neuzulassungen gibt. Wir brauchen nicht weniger, sondern wieder mehr Möglichkeiten“, so der Landwirtschaftskammerpräsident.

 

Forderung 3: Klare Herkunft und einheitliche Standards

84 % der Österreicher wünschen sich eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung beim Einkauf, 80 % halten die Herkunft generell für sehr wichtig. Strasser betonte, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die bäuerlichen Familienbetriebe eine Verpflichtung für die Politik darstelle. „Die Bevölkerung weiß, dass unsere Bäuerinnen und Bauern tagtäglich Herkunft und Qualität sichern. Dieses Vertrauen verpflichtet uns. Deshalb braucht es jetzt die passenden Rahmenbedingungen, damit unsere Landwirtschaft auch in Zukunft ihre Leistungen erbringen kann“, so Strasser.

Das AMA‑Gütesiegel genießt laut Umfrage eine hohe Bekanntheit (92 %) und Glaubwürdigkeit (75 %). „Das AMA-Gütesiegel ist unsere Visitenkarte in Rot-Weiß-Rot. Das einzige staatlich anerkannte Gütesiegel und ein starkes Symbol für Qualität, Herkunft und Transparenz“, so Strasser.

 

Totschnig zur Außenhandelsstrategie

Landwirtschaftsminister Georg Totschnig nutzte die Gelegenheit, um die Neuausrichtung der Außenhandelsstrategie zu erläutern. Ziel sei es, den EU‑Binnenmarkt weiter zu stärken, Wettbewerbsverzerrungen – etwa im Bereich Pflanzenschutz – abzubauen und Österreichs Position im europäischen Agrarmarkt zu festigen. Seit dem EU‑Beitritt 1995 habe sich der agrarische Außenhandel wertmäßig mehr als verzehnfacht, ein Zeichen für die erfolgreiche Qualitätsstrategie des Landes. „Wir richten unsere Außenhandelsstrategie neu aus. Ziel ist es, den Binnenmarkt weiter zu harmonisieren und Wettbewerbsverzerrungen, etwa im Bereich Pflanzenschutz, konsequent abzubauen.“

 

Moosbrugger fordert Bürokratieabbau und Investitionsoffensive

Moosbrugger wies auf die wachsende Preis‑Kosten‑Schere hin, die vielen Betrieben Investitionen erschwere. Er forderte einen Bürokratieabbau, die Durchforstung von Dokumentationspflichten und eine Investitionsoffensive, um insbesondere jungen Landwirten Perspektiven zu bieten.