Innenpolitik
Wie der Tourismus gestärkt aus den Krisen hervorgehen kann
Corona, Mitarbeitermangel, globale Unsicherheiten und steigende Energiepreise. Der Tourismus gilt als eine wichtige Säule der österreichischen Wirtschaft und kämpft sich seit dem ersten Lockdown wieder mühsam zur alten Form zurück. Die Kennzahlen für den laufenden Sommer sind vielversprechend. Im Interview mit der Kleinen Zeitung sprach Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über die aktuelle Situation und Zukunft des Tourismus. Zur-Sache hat ihre wichtigsten Aussagen aus dem Interview zusammengefasst.
Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus Winkler über….
… ersten Sommer ohne Corona-Regeln:
Im Mai und Juni lagen wir nur 4,5 Prozent hinter 2019. Sieht man sich die Stimmung und die Buchungslage an, glaube ich, dass wir bis Ende August auf gleicher Höhe liegen.
… die Teuerung. Hat sie das Gästeverhalten verändert?
Bis vor vier Wochen hieß es von allen Seiten, dass es im Sommer noch keine Auswirkungen gibt. Jetzt hören wir immer häufiger, vor allem von Reisebüros und Betrieben, dass es sehr wohl Effekte gibt. Etwa, dass die Gäste in der Gastronomie günstigere Angebote suchen. Es wird nicht storniert, aber das Geld im Urlaub bewusster ausgegeben.
… die Frage, wie viel der Urlaub teurer wird:
Zu Saisonbeginn habe ich gesagt, es werden zehn bis 15 Prozent sein, da haben wir aber nicht eingepreist, dass die Energiesituation so schwierig wird. Laut Analysen liegen wir jetzt im Schnitt bei neun Prozent. Ob sich der Betrieb mit neun Prozent rechnet, ist eine andere Frage…
… die Grenze der Zumutbarkeit bei den Skiticketpreisen:
Wir haben zwei Bereiche, wo es kritisch ist mit der Energie, das sind große Thermenhotels und Skigebiete. Seilbahner erklären: Für eine brauchbare Piste über den ganzen Winter braucht man heute – unabhängig vom Naturschnee – den Kunstschnee als Basis, so wie ein Industriebetrieb ein Montageband braucht.
… die Frage ob Lifte laufen können, wenn Stahlwerke stillstehen:
Wir versuchen mit allen Mitteln, kein neuerliches Minenfeld aufzutun. Gegen diese Polarisierung muss auch die Politik mitwirken, dass es zu keiner Spaltung kommt.
… die Pläne, dass Seilbahner einfach auf die Vorsaison verzichten sollen:
Aus jeder Krise entsteht Neues, jetzt schlachtet man heilige Denkkühe. Ist so etwas nicht auch gut? Davor war es schwierig, Dinge, die man Jahrzehnte gemacht hat, zu opfern. Jetzt ist es der beste Turbo, um Ökonomie und Ökologie zusammenzuführen. Und ja, es könnten ein paar auf der Strecke bleiben, die nicht die Fähigkeit oder Möglichkeit haben, umzudenken.
… die rund 30.000 offenen Stellen im Tourismus:
Im Tourismus sind seit Mai mehr Menschen beschäftigt als 2019. Die Lage ist so, weil es so hohen Bedarf gibt, und nicht, weil der Tourismus eine unattraktive Branche ist. Wir kriegen nur Arbeitskräfte, wenn wir flexiblere Arbeitszeiten haben. Ein Wirt kann keine drei Tage mit elf Stunden arbeiten lassen, auch wenn Beschäftigte das wollen. Flexibilität ist Teil des touristischen Arbeitsmarktpapiers, das wir bis Herbst ausarbeiten. Auch die gewerbliche Tourismusförderung wird auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, in Orten mit über 500.000 Nächtigungen wird kein Neubau mehr gefördert. Es geht auch darum, Mitarbeiterwohnungen aufzuwerten und Betriebskindergärten zu fördern.
… den Umgang von Hoteliers und Wirten mit coronapositiven Mitarbeitern:
Es gibt sehr viele, die sagen: Wer positiv ist, bleibt daheim. Wichtig ist, dass jeder zu Hause bleibt, der Symptome hat.
… ihre Sorge vor einem möglichen dritten Coronawinter:
Wir werden abgeklärter mit dem Thema umgehen. Wir haben gelernt, dass man mit Masken viel abschirmen kann.
Das gesamte Interview finden sie hier.