Innenpolitik
Immer noch mehr Bürgermeister mit dem Vornamen Josef als Bürgermeisterinnen?
Es ist ein alt gewordener Spruch, der lange zutraf, denn Fakt ist: Vor knapp vier Jahren gab es in Österreich noch mehr Bürgermeister namens Josef als weibliche Bürgermeisterinnen. Mittlerweile ist diese Berechnung überholt. Weitere Verbesserungen von Kommunalpolitikerinnen in der sozialen Absicherung, etwa bei der Karenz, Pension oder Amtsverlust, sind dennoch erforderlich. Eine Zwischenbilanz mit Rückblick auf die Erste Bundestagung der Bürgermeisterinnen und mit Perspektiven, erstellt – mit persönlichen Anmerkungen – von Victoria Mayer.
Ein Viertel der Kommunalpolitik ist weiblich
Sind Frauen in der Politik zu wenig vertreten, ist ihr Anteil an Politikern zu niedrig? Eine Frage, die in nahezu allen Staaten der Welt debattiert wird. In den meisten Ländern lautet die Antwort „Ja“, der Anteil der Frauen in der Politik ist zu niedrig. Doch wie schneidet Österreich im internationalen Vergleich ab?
Werfen wir hierzu einen Blick auf die Kommunalebene: 9,7 Prozent der österreichischen Bürgermeister sind weiblich, umgerechnet sind das 202 Frauen. Die meisten davon in Niederösterreich, derzeit sind dort 75 Bürgermeisterinnen im Amt. Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Personen in der Kommunalpolitik ist aber wesentlich höher und steigt stetig an. Denn mit 453 Vizebürgermeisterinnen und 9.757 Mandatarinnen (von insgesamt 39.740) nimmt Österreich eine Vorreiterrolle in der EU ein (Stand: Juni 2021). Alle aktuellen Fakten und Zahlen finden Sie hier.
Erste Bürgermeisterinnen Tagung
Bei der Ersten Bundestagung der Bürgermeisterinnen Österreichs am 31. März im Parlament waren sich die teils internationalen Referentinnen und Teilnehmerinnen einig: Frauen in der Politik stehen vor besonderen Herausforderungen, weil sie oft ganz anders bewertet werden als Männer.
Um das zu erkennen, reicht ein Blick in die Medienlandschaft. In den Berichten, Postings und so weiters finden zum äußeren Erscheinungsbild von Politikerinnen, wie beispielsweise dem Kleidungsstil, als man sie je zu einem männlichen Politiker finden wird. Staatssekretärin Claudia Plakolm, die Bundesministerin Susanne Raab bei der Sitzung vertrat, sieht außerdem ein großes Problem darin, dass sich Politikerinnen immer zuerst beweisen müssen und deshalb oft zögern, eine Position überhaupt erst anzunehmen.
Auch im österreichischen Nationalrat kam es in den letzten Jahren zu positiven Veränderungen. Derzeit sind nämlich 42 Prozent der Abgeordneten Frauen. Besonders die Österreichische Volkspartei hat mit dem sogenannten „Reißverschlusssystem“ einen wichtigen Schritt für mehr Gleichberechtigung in der Politik gesetzt. Denn bei der Erstellung von Wahllisten werden abwechselnd eine Frau und ein Mann auf die Liste gesetzt. Dadurch sind nicht nur viel mehr Frauen in politischen Funktionen tätig, sondern es wagen vor allem auch junge Frauen den Schritt in die Politik. Da ich selbst Bezirksrätin bin, habe ich oft mitbekommen, wie viele Frauen in meinem Umfeld ein solches System ermutigt hat, sich für eine Wahl aufstellen zu lassen.
Vor einigen Jahren war die Lage noch eine ganz andere: Es waren mehrheitlich Männer in der Politik vertreten. Mittlerweile hat sich zum Glück einiges verändert. Volksvertreter kommen aus allen Generationen, es besteht auch ein Ausgleich zwischen den Geschlechtern. Ein Beleg für junge Frauen in politischen Positionen ist Claudia Plakolm, die bereits mit 27 Jahren Staatssekretärin ist und die für Jugend, Generationen, Zivildienst und Ehrenamt zuständig ist. Das ist ein starkes Zeichen nach außen, das bestimmt vielen jungen Mädchen Mut macht.