Innenpolitik
Wien-Wahl und 1. Mai: Ludwig setzt Babler unter Druck

Schon einmal wurde der 1.Mai-Aufmarsch für einen SPÖ-Vorsitzenden zum Verhängnis. Kurz darauf war Werner Faymann als SPÖ-Chef Geschichte. Ein ähnliches Szenario könnte sich 2025 bei Andreas Babler wiederholen.
Eine Analyse
Das Pfeifkonzert zigtausender Sozialdemokraten am 1. Mai 2016 am Wiener Rathausplatz ist vielen noch gut in Erinnerung. Es markierte den Anfang vom Ende der Kanzlerschaft und des Parteivorsitzes von Werner Faymann. Solche Bilder könnten sich in diesem Jahr durchaus wiederholen – und das nicht zuletzt aufgrund einer strategischen Entscheidung des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig. Mit der Vorverlegung der Wien-Wahl auf 27. April setzt Ludwig nicht nur alles auf eine Karte, sondern legt auch die politische Zukunft Bablers in die Hände der Wiener Wähler.
Babler angeschlagen
Der SPÖ-Chef auf Bundesebene steht angeschlagen da – sehr angeschlagen sogar. Babler konnte bislang außer seiner eigenen Wahl zum Parteivorsitzenden keine nennenswerten Erfolge für sich oder die SPÖ verbuchen. Stimmenverluste bei den Landtagswahlen in der Steiermark, in Vorarlberg und zuletzt im Burgenland, ein Minus bei der EU-Wahl und das historisch schlechteste Wahlergebnis der SPÖ bei einer Nationalratswahl unter seiner Spitzenkandidatur haben seine Position erheblich geschwächt.
Hinzu kommen parteiinterne Konflikte wie der Richtungsstreit zwischen Ludwig und Doskozil, eigenartige Palastrevolutionsversuche von Rudi Fußi sowie eine Serie von Rücktritten, die von Georg Dornauer in Tirol über David Egger in Salzburg bis hin zu Klaus Luger, dem Linzer Bürgermeister, und Oberösterreichs SPÖ-Chef Michael Lindner reichen.
All dies zeugt von einer wenig stabilen Parteiführung, die zudem die Schuld für die gescheiterten Ampel-Verhandlungen auf sich geladen hat. Bablers ungeschicktes Agieren in den Verhandlungen mit der ÖVP und den NEOS führte dazu, dass die SPÖ erneut für Jahre in der Opposition verbleiben muss.
Ludwigs Manöver pünktlich zum Maiaufmarsch
Nun erhöht Wiens mächtiger Bürgermeister Michael Ludwig den Druck, indem er die Landtagswahl in Wien vorzieht und den Termin ausgerechnet wenige Tage vor dem „Hochamt“ der Sozialdemokratie, dem traditionellen 1.Mai-Aufmarsch ansetzt. Dieses Manöver scheint bewusst kalkuliert, um Babler weiter unter Druck zu setzen. Sollte Ludwig es nicht gelingen, die SPÖ in Wien aus der Krise zu führen, wird Babler dafür verantwortlich gemacht werden. Ein Pfeifkonzert und offen formulierte Rücktrittsaufforderungen scheinen vorprogrammiert. Ludwig wird seine bisherige Unterstützung für Babler Schritt für Schritt zurückziehen. Damit würde auch Bablers letzte innerparteiliche Bastion fallen – und was dann folgt, ist aus der Geschichte hinlänglich bekannt.
