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Chaos bei ÖH-Wahlen und SPÖ-Mitgliederbefragung
Es lassen sich eindeutige Parallelen zur ÖH-Wahl und der SPÖ-Mitgliederbefragung zum Parteivorsitz ziehen: Bei beiden Wahlen kam es zu massiven Problemen in der Durchführung. Bereits am ersten Tag der ÖH-Wahl kam es zu Serverausfällen, die Studenten das Wählen unmöglich machten. Auch bei der Auszählung der Stimmen herrscht Chaos. Die Ergebnisse der ÖH-Wahlen verzögern sich massiv und kommen anders als angekündigt, erst am Freitag Nachmittag. Bei der SPÖ-Mitgliederbefragung zum Parteivorsitz kritisieren Experten das Abstimmungstool und sehen darin sogar eine mögliche Wahlmanipulation.
Serverausfall: Studenten in ganz Österreich konnten nicht wählen
Am ersten Tag der Wahl zur österreichischen Hochschülerschaft kam es diese Woche ab 12 Uhr zu Serverausfällen in ganz Österreich. Dadurch wurde die Stimmabgabe der Studenten teilweise gehindert. Verantwortlich für die Durchführung der Wahlen ist der aktuelle ÖH-Vorsitz bestehend aus VSStÖ (Statutarisch in der SPÖ verankert), GRAS (den Grünen nahe) und FLÖ (Unabhängige Fachschaftslisten Österreichs).
„Es ist ein Trauerspiel, dass die Bundesvertretung der ÖH ihre eigene Wahl nicht organisieren kann. Gegen Empfehlungen hat die ÖH statt dem Bundesrechenzentrum erstmals ein privates Unternehmen mit der Abwicklung beauftragt. Eine glatte Fehlentscheidung, wie sich jetzt bestätigt. Es braucht hier lückenlose Aufklärung“, so Studentensprecher der ÖVP im Nationalrat, Nico Marchetti.
SPÖ-Mitgliederbefragung: Experten kritisieren Sicherheit des Abstimmungstools
Die SPÖ-Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz und die Spitzenkandidatur ist umstritten. Ein Sicherheitsforscher von Certitude Consulting meinte, das Erhebungstool der Umfrage sei nicht sicher genug, um eine Manipulation auszuschließen. Das berichtete die Tageszeitung „Der Standard“ am 12. Mai 2023.
Die Experten identifizierten zwei Schwachstellen bei der Umfrage. Einerseits war der Zugangscode nicht komplex genug und konnte von einem Brute-Force-Angriff leicht überwunden werden. Andererseits konnte die IP-Adressensperre, die Brute-Force-Angriffe erschweren sollte, umgangen werden. Die Schwachstellen machten es auch Personen mit geringen IT-Security-Kenntnissen möglich, Stimmen zu manipulieren.
Die SPÖ soll persönliche Zugangscodes an alle Mitglieder ausgehändigt haben, um sicherzustellen, dass nur registrierte Mitglieder ihre Stimme abgeben und jedes Mitglied nur eine Stimme abgeben kann. Der verwendete Zugangscode bestand aus einer siebenstelligen Kombination von Kleinbuchstaben und Ziffern, was es einem potenziellen Angreifer erlaubte, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und gültige Stimmen zu erraten. Die IP-Adressensperre wurde eingerichtet, um die Anzahl der Versuche einzuschränken, jedoch konnte sie durch Hinzufügen eines sogenannten X-Forwarded-For-HTTP-Anfrage-Headers umgangen werden.
Kritik an Abstimmungstool: Mögliche Wahlmanipulation
Unabhängig von den genannten Schwachstellen kritisierten die Sicherheitsforscher, dass die von der SPÖ eingesetzte Software nicht geeignet sei, um sensible Umfragen wie diese durchzuführen. Die Open-Source-Software LimeSurvey sei zwar für anonyme Umfragen geeignet, aber nicht als Software für eine Wahl. Die Möglichkeit einer Manipulation durch Systemadministratoren bestehe auch.
Bei der SPÖ-Mitgliederbefragung stehen die Vorsitzende, Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner und Bundesrat Andreas Babler sowie Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil für die Parteiführung zur Auswahl. Der Ausgang hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Auswirkungen auf die personelle Zusammensetzung in der Parlamentsfraktion und der Fraktionsführung.
Chaos bei ÖH-Wahlergebnissen
Österreichische Studenten mussten bei der diesjährigen Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) Wahl länger auf die Ergebnisse warten. Wie der Leiter der Wahlkommission, Bernhard Varga, mitteilte, gab es Probleme beim Einspielen von Daten der Wiener Hochschulen ins elektronische Wahlsystem. Dies führte zu Verzögerungen, obwohl Varga noch vor der Wahlparty am Abend des Wahltags gehofft hatte, dass bis Mitternacht ein Ergebnis auf Bundesvertretungsebene vorliegen würde.
Die Serverprobleme begannen bereits bei der Einsicht ins Wählerregister und während der eigentlichen Wahl. Ein Grund dafür ist, dass die ÖH in diesem Jahr erstmals eine externe Firma mit der technischen Abwicklung des elektronischen Systems beauftragt hat, anstatt – wie in der Vergangenheit – das Bundesrechenzentrum.
„Das sind Berliner Verhältnisse und sicher keine Standards für eine gesetzliche Vertretung von über 350.000 Menschen. Mit dieser holprigen Umsetzung wurde eine ohnehin geringe Wahlbeteiligung noch weiter nach unten getrieben. Die ist nämlich abgesehen vom Corona-Wahljahr 2021 die niedrigste in der Geschichte“, erklärt Nationalratsabgeordneter Nico Marchetti.