Innenpolitik
Kickl allein zuhaus
Im dritten ORF-Sommergespräch präsentierte sich der FPÖ Partei- und Klubobmann von seiner wahren Seite. Neben verbalen Attacken auf die Interviewer und die Bundesregierung, „brillierte“ er mit dem Vorschlag Gas in Niederösterreich mittels Fracking zu fördern und gab sich als Putin-Versteher.
Niveau-Limbo
Woche für Woche zeigt uns Herbert Kickl wie tief man in der Politik verbal gehen kann. Er nennt politische Gegner gerne dumm, unfähig, Mumie und kompostierbar. Ein wahres Niveau-Limbo, welches allerdings immer in eine Richtung geht. Würde man ihn beispielsweise als Rumpelstilzchen, Putin-Jünger oder Corona-Schwurbler bezeichnen, stellt er sich prompt auf eine Bühne und berichtet, wie schlecht er nicht von allen anderen behandelt wird.
Es reicht sich an die Corona-Demos in den vergangenen Jahren zu erinnern. Jeden Samstag trat der Kämpfer des Volkes auf und erklärte verängstigten Österreichern, dass ihnen ihre Freiheit genommen würde. Das paarte er mit Ivermectin-Empfehlungen und absolut geschmackslosen Vergleichen zur NS-Zeit. Oft waren auf diesen Demonstrationen Judensterne oder Schilder mit der Aufschrift „Impfen macht frei“ zu sehen. Bis heute hat sich Kickl nicht von diesen Vorfällen distanziert.
Was Kickl besonders beherrscht ist die Kunst des Whataboutism, wo immer mit dem Finger auf andere gezeigt wird, sobald es um ein Thema geht, das einem nicht gefällt. Er findet Beispiel über Beispiel, wo die Regierung nicht dies oder jenes falsch gemacht habe, aber wenn es um den tragischen Fall Jenewein geht oder die BVT-Affäre, hat er von nichts gewusst. Von konstruktiven Lösungsvorschlägen im Zuge der parlamentarischen Arbeit findet sich auch nichts.
Klimaschutz mal anders
So etwa auch bei der aktuellen Gaskrise. Während die Bundesregierung unerlässlich daran arbeitet die Bevölkerung warm durch den Winter zu bringen (Zur-Sache berichtete), hat Herbert Kickl andere Pläne: Fracking. Und zwar in Niederösterreich. Dort gibt es nämlich neben 1A Trinkwasser auch Erdgasvorkommen, die man nutzen sollte. Bedenken bezüglich des Grundwassers hat er allerdings nicht. Mit einer ‚da wird schon nichts passieren‘-Einstellung kann man ja bekanntlich alles erreichen.
Es liegt ja förmlich auf der Hand, dass wenn man Millionen Liter an mit Chemikalien versetztem Wasser in den Untergrund pumpt, es keine Schäden für unser Grundwasser geben kann. Das war es dann wohl mit der guten österreichischen Wasserqualität. Gesundheit für Mensch und Tier adé.
Kickl der Putin-Versteher
Wenn es zur Frage nach dem Umgang mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins in der Ukraine geht, zeigt sich der blaue Bundesobmann als Versteher Putins. Wieder biegt man in eine Gasse voller geschichtsrevisionistischen Erzählungen ab. Und, er versteht Putins Sicherheitsbedenken. Zusätzlich dazu müsse man Verhandlungen führen und mit dem Tyrannen reden. Als das aber Bundeskanzler Karl Nehammer gemacht hat, schrie Kickl von Bühnen, dass der Kanzler sich nur den Bürgern Österreichs verstecke. Mit so einem Verstand kann man ja nur gute Außenpolitik betreiben.
Auch die EU-Sanktionen gegen das russische Regime müssen weg. Man soll einfach sagen, dass man nicht mehr mitmache. Es überrascht wenig, dass ein so vehementer Nein-Sager, wie Herbert Kickl, sich offensichtlich nie mit der EU befasst hat. Österreich würden bei so einem Alleingang nämlich Strafzahlungen drohen.
Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus
Herbert Kickl hat es, wie kein anderer, geschafft sich und die FPÖ ins Abseits zu stellen. Er hat in den letzten Jahren ein sprichwörtliches Haus aus Corona-Schwurbelei, Untergriffigkeit und Klimaverblendung gebaut und sich selbst dort in die rechte untere Ecke gesetzt. Aus dieser Ecke heraus brüllt er seine Parolen in die Welt und hofft, dass ihm jemand zuhört und sich dazu gesellt. Angesichts der derzeitigen Lage innerhalb der FPÖ dürfte Herbert Kickl allerdings in diesem selbst gebauten Haus nun endgültig alleine sein.