Europa- & Aussenpolitik
EU-Zahlen belegen: Österreich 2021 Zielland Nr. 1 bei Asylwerbern
Dass Österreich in Sachen Asyl und Aufnahme von Flüchtlingen zu wenig unternehme, wird durch aktuelle Zahlen des Innenministeriums widerlegt. Das Bild stellt sich ganz anders dar: Stellt man – auf die Einwohnerzahl bezogen – die österreichischen Asylzahlen in einen Vergleich zu jenen anderer EU-Staaten, zeigt sich, dass 2021 in Österreich am meisten Asylanträge gestellt wurden. Nur in Zypern waren es mehr.
630.975 Anträge in 27-EU-Staaten
Auch wenn die finalen Zahlen für das Jahr 2021 noch nicht vorliegen und nur marginal vom bestehenden Datenbestand abweichen, zeichnet sich schon jetzt ein klares Bild ab, in welchen Ländern wieviel Asylanträge im vergangenen Jahr gestellt wurden. So wurden laut Eurostat im Jahr 2021 insgesamt 630.975 Asylanträge in der Europäischen Union gestellt. Das geht aus einer Parlamentarischen Anfragebeantwortung des Innenministers hervor, die vergangene Woche veröffentlicht wurde.
Österreich an der Spitze
Mit 38.640 gestellten Asylanträge in Österreich muss man in der EU-Statistik sehr lange suchen, um einen ähnlichen Wert für das Jahr 2021 zu finden. Denn auf die Einwohnerzahl jedes einzelnen EU-Mitgliedsstaates umgerechnet, wurden nur auf der kleinen Mittelmeerinsel Zypern mehr Asylanträge gestellt. Selbst im bisher so oft zitierten (und gelobten) Schweden wurden 2021 nur 14.030 Anträge auf Asyl gestellt – man beachte: Schweden hat mit knapp über zehn Millionen Einwohner rund eine Million mehr als Österreich, aber verzeichnet für das Jahr 2021 rund 64 Prozent weniger Asylanträge.
Wenn überall so viele Anträge gestellt würden wie in Österreich….
…dann müssten Länder wie Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien viel mehr Flüchtlinge aufnehmen, als es 2021 der Fall war!
Die Zahlen des Innenministeriums bzw. von Eurostat geben einen genauen Überblick, wie viele Asylanträge in jedem Land gestellt wurden. Zur-Sache stellt die hypothetische Rechnung auf, wie viele Asylanträge in jedem Land gestellt werden MÜSSTEN, um an den (tatsächlichen) Wert der Asylanträge in Österreich heranzukommen.
Das Ergebnis: Es wäre ein Vielfaches dessen, was tatsächlich an Asylanträge gestellt wurden: In Italien fast das Fünffache, in Dänemark sogar zwölfmal so viel als in Österreich. Auch in Ländern wie Deutschland (fast das Zweifache), Frankreich (2,5-Fache) oder Spanien (über das Dreifache) wurden weit weniger Asylanträge gestellt als in Österreich.
Der Vergleich*
- Deutschland: statt 190.615 Asylanträge wären es rund 361.000 Anträge
- Frankreich: statt 120.705 Asylanträge wären es rund 292.000 Anträge
- Spanien: statt 65.305 Asylanträge wären es rund 205.000 Anträge
- Italien: statt 53.140 Asylanträge wären es rund 258.000 Anträge
- Niederlande: statt 26.635 Asylanträge wären es rund 75.000 Anträge
- Dänemark: statt 2.200 Asylanträge wären es rund 25.300 Anträge
- Schweden: statt 14.030 Asylanträge wären es rund 45.000 Anträge
(* Eigene Berechnung auf Basis der jeweiligen Einwohnerzahl 2020 mit dem Faktor der Asylanträge in Österreich)
Hauptherkunftsländer: Syrien, Afghanistan, Irak und Pakistan
Die Parlamentarische Anfragebeantwortung gibt auch Auskunft über die Herkunftsländer der Asylantragsteller. An der Spitze dieser Länder steht Syrien mit 115485 Antragsteller gefolgt von Afghanistan (98.700), Irak (29.850) und Pakistan (24.820). An fünfter Stelle dieser Auflistung befindet sich die Türkei mit 22.200 Anträgen. Zusammengerechnet machen diese fünf Länder einen Gesamtanteil von rund 46 Prozent fast die Hälfte aller Asylanträge in der Europäischen Union im Jahr 2021 aus.