Innenpolitik
Minister Faßmann im Gespräch: So gelingt der Schulstart auch in Westösterreich
Im Interview mit Zur-Sache gibt Bildungsminister Heinz Faßmann einen Überblick darüber, wie die Schulen in Österreich im Herbst offen bleiben sollen und wie der Start an den Universitäten gelingen kann.
Die Schule hat in Ostösterreich wieder begonnen, im Westen steht der Start bevor. Sind die Schulen gut vorbereitet?
Die Schulen sind ausgezeichnet vorbereitet, davon konnte ich mich bei einem Schulbesuch in Wien selbst überzeugen. Unser Sicherheitskonzept basiert auch einer umfangreichen Teststrategie: Die schon gut eingeführten Antigentests werden in der Regel zweimal in der Woche durchgeführt. Um die Sicherheit zu erhöhen gibt es zusätzlich einmal in der Woche einen PCR-Test.
Konnten Sie sich für Ihr Testkonzept etwas aus anderen Ländern abschauen?
Es war eher umgekehrt. Wir waren bei der Einführung der Antigentests Vorreiter – viele Länder in Europa starten damit jetzt erst. Auch eine flächendeckende PCR-Teststrategie werden Sie in den meisten Ländern vergeblich suchen – vor allem in Zusammenhang mit unseren anderen Sicherheitsmaßnahmen: Wir haben zusätzlich ein Frühwarnsystem mittels Abwasser-Analyse installiert. Im Abwasser kann das Virus schon bis zu sieben Tage früher nachgewiesen werden. Außerdem setzten wir unsere „Gurgelstudie“ fort. 86.000 Kinder testen unabhängig von der Risikolage einmal wöchentlich, damit wir die Entwicklung des Infektionsgeschehens besser einschätzen können.
Wird an den Schulen auch geimpft?
Die Impfungen liegen in der Zuständigkeit der Länder. Wir wissen bereits aus einigen Ländern, dass sie mit mobilen Teams Schulen anfahren oder Aktionen mit Impfbussen starten. Die Schule unterstützt hier, stellt Räume zur Verfügung und hilft bei der Aufklärung. Die Impfung ist eine gute Option, um den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten.
Bleiben die Schulen offen?
Offene Schulen haben für mich höchste Priorität. Wir haben vergangenes Jahr gesehen, welche Auswirkungen es hat, wenn Schulen großflächig über längere Zeit geschlossen werden. Ich spreche hier nicht nur von Lerndefiziten, sondern auch von psychischen Auswirkungen auf Kinder, denen die Zeitstruktur verloren geht. Dazu gibt es genügend Studien, die ich sehr ernst nehmen. Deswegen sage ich: Großflächiges Distance Learning oder Schichtbetrieb sind nicht mehr Teil unserer Planung. Was passieren kann: Bei der Häufung von Fällen, kann die Gesundheitsbehörde Klassen oder Standorte kurzfristig schließen. Das sollte aber die Ausnahme bleiben.
Kommende Woche geht es auch an den Fachhochschulen und im Oktober an den Universitäten los. Gilt auch: Die Unis bleiben offen?
Auch bei den Universitäten habe ich mich für eine Rückkehr in die Präsenzlehre ausgesprochen. Die Impfung wird uns auch hier helfen, die Türen offen zu halten. Der gesetzliche Rahmen erlaubt den Universitäten, die 3G-Regeln anzuwenden. In manchen Fällen, wie etwa im klinischen Bereich, wird auch die 2G oder 1G-Regel sinnvoll sein. Ich bin zuversichtlich, dass in diesem Jahr auch das studentische Leben wieder an die Universitäten zurückkehrt.