Innenpolitik

Scheinheiligkeit in Österreichs Medienlandschaft?

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Die Opposition nutzt die aktuelle Situation aus, um konstruierte Vorwürfe gegen die neue Volkspartei in den Raum zu stellen. Es scheint fast so, als werde die ÖVP als Ganzes kriminalisiert – völlig zu Unrecht. Zahlreiche Medien greifen diesen Spin der Opposition auf. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Zur-Sache zeigt einige Beispiele, die deutlich machen, dass die ÖVP mit Vorwürfen zu Vorgehensweisen konfrontiert wird. Vorgehensweisen etwa, die die SPÖ in der Vergangenheit selbst scheinbar praktiziert hat. Diese Methoden der SPÖ wurden bis jetzt von den Medien nur sehr wenig thematisiert. Das wirft die Frage auf: Gibt es Fälle von Scheinheiligkeit und Doppelbödigkeit in Österreichs Medienlandschaft, wenn es um Umfrage-Berichte und um Inseraten-Geschäfte geht?

 

Verschränkungen in Medienhäuser

Dass es beim Medienhaus „Österreich“ eine Verschränkung zwischen redaktioneller und wirtschaftlicher Verantwortlichkeit gibt, wird medial stark kritisiert. Der Blick auf andere Medienunternehmen zeigt allerdings, dass dies kein Einzelphänomen darstellt und auch bei anderen Medien eine solche Verschränkung vorliegt.

Nach der Tageszeitung „Österreich“ kassiert eine Vorarlberger Zeitung den zweithöchsten Inseratenertrag pro Leser. Genau dieser Chefredakteur „ist gerade landesweit durch TV-Studios unterwegs und warnt vor den bösen Inseraten & käuflichen Medien“, wie der VP-Abgeordnete Andreas Hanger auf Twitter schreibt.

 

Finanzielle und wirtschaftliche Verschränkungen in mehreren Fällen

Im Fall des Vorarlberger Chefredakteurs zeigt sich eine Verschränkung zwischen redaktioneller und finanzieller Verantwortlichkeit. Denn der Chefredakteur der Zeitung ist auch Geschäftsführer eines Medienunternehmens, das aufgrund seiner monopolähnlichen Stellung in Vorarlberg einen großen Teil auch öffentlicher Inserate im Bundesland bekommt.

Diese Art der Verschränkung zwischen redaktioneller Verantwortung und geschäftlicher Beteiligung zeigt sich auch bei einer Wiener Wochenzeitung. Der dort tätige Chefredakteur ist als Miteigentümer selbiger Zeitung nicht nur redaktionell verantwortlich, sondern auch wirtschaftlich beteiligt.

 

Kurzfristiges „Umfragehoch“ vor SP-Parteitag

Die Tageszeitung Standard berichtete kurz vor dem Parteitag der SPÖ im Juni über eine Umfrage der Institute Market und Lazarsfeld, in der die SPÖ auf 28 % und die ÖVP auf 29 % gekommen ist. Kein einziges Medium und kein einziges Institut haben zu dieser Zeit ähnliche Zahlen publiziert. Diese Umfrage, die der SPÖ entgegen anderen Umfragen eine höhere Zustimmung auswies, wurde daraufhin vor dem Bundesparteitag der SPÖ von zahlreichen SP-Funktionären via Social Media geteilt und so unter den eigenen Leuten verteilt. Wollte man hier mit Umfragen bewusst positive Stimmung vor dem Bundesparteitag und für SP-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner machen?

 

Ein ungewöhnliches Kopf-an-Kopf Rennen

Ein weiteres Beispiel für eine unerwartetes Umfrageergebnis war bei der Wien-Wahl 2015 zu finden. Dort lag die SPÖ in den Umfragen 9 % vor der FPÖ mit ihrem damaligen Spitzenkandidaten Heinz-Christian Strache. Trotzdem warnten alle Spitzenfunktionäre in der SPÖ Wien vor einem Bürgermeister HC Strache. Eine Woche vor der Wahl wurde dann von den Meinungsinstituten Gallup, Market und Unique Research ein Kopf-an-Kopf Rennen mit 1-2 % Unterschied zwischen SPÖ und FPÖ eröffnet. Am Wahlabend dann die Ernüchterung: Die SPÖ lag am Wahlsonntag rund 9 Prozentpunkte vor der FPÖ.

Es scheint daher ungewöhnlich, dass diese Meinungsinstitute so daneben lagen, dass aus 9 % innerhalb kürzester Zeit 1 % wurde. Das erscheint aber nicht als Skandal, sondern wurde medial einfach so hingenommen.

Darauf, dass es hierzulande zahlreiche Meinungsforscher gibt, die für mehrere Parteien und Institutionen gleichzeitig arbeiten, weißt der VP-Abg. Andreas Hanger auf Twitter hin. Ebenso, dass man „darüber ehrlich und offen reden sollte“ und das „nicht scheinheilig und nicht mit Schaum vor dem Mund“.

 

Fazit

Vorgänge um Inseratenvergabe und Verschränkungen zwischen redaktioneller Verantwortung und wirtschaftlicher Beteiligung werden nur bei einzelnen Medien kritisiert, auch wenn sie in der österreichischen Medienlandschaft zu finden sind.

Während die Volkspartei mit konstruierten Vorwürfen medial überschüttet wird, werden Umfrageergebnisse, die zum Vorteil der SPÖ ausgelegt werden können, als gegeben angesehen, von den Medien weder kritisch betrachtet oder aufgefasst.