Nachgefragt

Nachgefragt: Im Gespräch mit Martin Kocher

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher im Gespräch mit Zur-Sache. Foto: BMAW

Martin Kocher ist Ökonom und als Hochschullehrer karenziert. Seit Jänner 2021 ist er Bundesminister für Arbeit und seit Mai 2022 auch Wirtschaftsminister. Von 2016 bis 2021 war der gebürtige Salzburger wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS).  Kocher gilt als einer der aktivsten Forscher auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung im deutschen Sprachraum. 

 

Zur-Sache: Sie starten jetzt in das dritte Jahr als Minister. Wie ist der Wissenschaftler Martin Kocher in der Politik angekommen?

In meiner Tätigkeit als Leiter des IHS habe ich immer wieder mit Politikerinnen und Politikern zusammengearbeitet. Dahingehend waren mir die Aufgaben und der Alltag eines Politikers nicht fremd. Nichtsdestotrotz ist es ein Unterschied, ob man beratend tätig ist oder selbst mitten im Geschehen steht. Die letzten Jahre waren geprägt von Herausforderungen, die allen viel abverlangt haben. Die Arbeit hat sich jedoch gelohnt. Denn die Wirtschaftsentwicklung und die Beschäftigungszahlen waren trotz russischen Angriffskrieges auf die Ukraine positiv.

 

Die Arbeitslosenzahlen sind auf einem über 15-jährigen Tiefstand. Wie ist Ihre Einschätzung, hat die Aktion Sprungbrett funktioniert?

Zu Beginn des Jahres 2022 erlebten wir einen konjunkturellen Aufschwung der Wirtschaft, der sich besonders in der ersten Hälfte des Jahres gezeigt hat. Auch wenn sich die wirtschaftlichen Entwicklungen im 3. und 4. Quartal eingetrübt haben, sehen wir, dass der Arbeitsmarkt stabil bleibt. Besonders freut es mich, dass wir es mit unseren Maßnahmen geschafft haben, die Arbeitslosenzahlen unter das Vorkrisenniveau zu bringen. Gerade bei den Langzeitarbeitslosen haben wir viel erreicht und den niedrigsten Stand im November seit 2013. Das Programm Sprungbrett hat wesentlich dazu beigetragen und wir haben seit April 2021 die Anzahl an Langzeitarbeitslosen beinahe halbiert.

 

Der globale Wirtschaftsausblick hat sich seit der Wirtschafts- und der Corona-Krise eingetrübt – was bedeutet das für Österreich?

Trotz schwierigen internationalen Umfeldes und hoher Energiepreise stehen die österreichische Wirtschaft und der österreichische Arbeitsmarkt besser da, als noch vor einigen Monaten erwartet. Der private Konsum bleibt eine starke Stütze der Konjunktur. Das ist auch auf die umfangreichen Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung zurückzuführen. Die gegenwärtigen Prognosen des WIFO und IHS erwarten eine langsame, aber konstante Erholung ab dem Frühjahr 2023. Dann wird auch das österreichische Bruttoinlandsprodukt nach heutigem Stand wieder steigen.

Auch die Inflation wird 2023 rückläufig sein, aber mit prognostizierten 6,5% immer noch auf einem hohen Niveau bleiben. Der Arbeitsmarkt dürfte sich robust zeigen und die Arbeitslosenquote 2023 nur geringfügig steigen. Damit sollte der Arbeitsmarkt noch immer besser als, 2019 vor der Krise 2019 aufgestellt sein.

 

Die Standortpolitik spielt im globalen Wettbewerb eine immer entscheidendere Rolle. Was unternehmen Sie, um Österreich als Standort noch attraktiver zu machen?

Im Rahmen der Klima- und Transformationsoffensive stellen wir als BMAW bis zwei Mrd. Euro zur Verfügung, um den Forschungs- und Wirtschaftsstandort zu unterstützen, allen voran technologieentwickelnde Leitbetriebe in den Bereichen Forschung- und Technologieentwicklung, Standort-Investitionen sowie bei Qualifizierungsmaßnahmen. Damit soll es uns gelingen, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und auch 2023 wie schon 2022 Unternehmen vom Standort Österreich zu überzeugen.

 

Eine persönliche Frage: Haben Sie für 2023 wieder einen Marathon geplant?

2023 möchte ich wieder beim Vienna City Marathon mitlaufen. Allerdings wahrscheinlich nur den Halbmarathon.

 

Bitte beschreiben Sie ihr voriges Jahr in drei Worten:

2022 war für mich ereignisreich, fordernd und lehrreich.