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Auto-Gipfel: Nehammer für mehr Technologien statt Verbote
Das Thema Automobilität hat Bundeskanzler Karl Nehammer zur Chefsache erklärt. Nach seinem Besuch im BMW-Motorenwerk in Steyr lud der Kanzler am Mittwochnachmittag Vertreter aus Wissenschaft und Autoindustrie zu einem Gipfel ins Kanzleramt. Nehammers Ziel: Der Elektromotor alleine als Antwort auf die Transformation ist zu wenig. Es braucht ein breiteres Angebot für die Zeit nach dem Verbrenner-Aus. Sein Credo: Technologien statt Verbote.
Nehammer für Technologieoffenheit
Welche Autos sollen in 15 oder 20 Jahren in Europa gebaut und vor allem gefahren werden? Die EU nahm bereits wesentliche Weichenstellungen vor: ab 2035 werden in Europa keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen. Die Zukunft soll im Elektromotor liegen, so die EU.
Für Bundeskanzler Karl Nehammer geht diese Entscheidung zu wenig weit. Für ihn sollen auch weitere Technologien und Innovationen ebenfalls am Markt ihren Platz haben. Ähnlich sieht es die Mehrheit der Bevölkerung, wie Zur-Sache erst kürzlich berichtete. Nehammer setzt sich für eine technologieoffene Zukunft der Automobilität ein. Neben Elektroautos, sollen auch sogenannte „E-Fuels“ möglich sein.
Nehammer sieht in Forschung und Technologieoffenheit die wirksamsten Beiträge gegen den Klimawandel. Von Verboten hält er nichts. Auch nicht davon, andere Technologien zu ignorieren.
„Die Zukunft des Automobils liegt im Fortschritt, in der Innovation und in der Forschung, nicht in Verboten. Wer Verbote verhängt, der verhindert Forschung. Für den Standort Österreich wird entscheidend sein, auch in diesen Bereichen zu investieren. Es geht nicht um „E-Fuels“ oder „Elektromobilität, es ist ein ‚sowohl als auch‘. Wir wollen die Energietransformation meistern, den Standort Österreich mit all seinem know-how stärken und den Wirtschafts-und Forschungsstandort weiter ausbauen. Dafür stellen wir auch Forschungsförderungen zur Verfügung“, so der Kanzler am Rande des Auto-Gipfels im Kanzleramt.
Neue Abhängigkeit Europas?
Deshalb soll sich Europas Zukunft auf den Straßen nicht nur um eine Technologie drehen, denn das bringt auch Risiken mit sich. So kann es dazu führen, dass Europa aufgrund der notwendigen Rohstoffe für die Batterieherstellung in eine weitere Abhängigkeit Chinas gerät.
Österreich nimmt besonders im Bereich der Zulieferung eine Schlüsselrolle in der Automobilindustrie ein. Die Branche ist eine der Schlüsselindustrien der Transformationsoffensive. Mit einem Anteil von 6% der Gesamtwirtschaftsleistung ist die Automobilindustrie in Österreich ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Jeder 12. Arbeitsplatz in der österreichischen Wirtschaft hängt direkt oder indirekt an dieser Sparte und ihrer Zulieferindustrie.
Für Kocher geht es um Wohlstand und Beschäftigung
„Die Automobilindustrie ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig Österreichs und sichert hunderttausende Arbeitsplätze im Land. Die Branche steht vor dem Hintergrund der nachhaltigen Transformation aber vor einem Wandel, der unter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Technologien geschehen muss“, erklärte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
Worum es geht? Kocher dazu: „Es muss uns gelingen, auch in Zukunft sicherzustellen, dass technologieoffene Innovation Beschäftigung und Wohlstand am Standort Österreich sichert. Mit der Klima- und Transformationsoffensive, die vom Wirtschaftsministerium in den nächsten vier Jahren mit 600 Millionen Euro finanziert wird, setzen wir einen wichtigen Schritt, um technologieentwickelnde Leitbetriebe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unter anderem in der Automobil-Branche, auf ihrem Weg hin zu nachhaltigeren und digitalen Arbeits- und Produktionsweisen zu begleiten und zu unterstützen.“
Langer Übergang zu erneuerbaren Energieträgern
Experten sind sich einig, dass zunächst die Schließung der Lücke für ein zukunftsfähiges Energiesystem im Vordergrund steht. Das heißt, Fortschritt durch Innovation. In einem graduellen Prozess des Technologiewandels gehen die Expertinnen und Experten davon aus, dass fossile Energieträger in einem Übergangszeitraum von rund 20 Jahren durch erneuerbare Träger ersetzt werden. Auch wenn alle genutzte Energie künftig aus Wind und Sonne stammen wird, so wird es in Zukunft einen Weltmarkt für grüne molekulare Energieträger geben.
Für Prof. Georg Brasseur von der TU Graz ist es wesentlich, den Ausbau von erneuerbaren Energien und die Förderung von synthetischen Energieträgern wie E-Fuels und Wasserstoff voranzutreiben. Europa und Österreich verfügen über ein großes Know-how im Bereich Forschung und Entwicklung und das soll noch weiter ausgebaut werden. Deshalb ist es Aufgabe der Politik, Forschung und Entwicklung weiter zu unterstützen sowie Investitionen anzukurbeln und damit die Transformation des Wirtschaftsstandorts zu beschleunigen.