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Österreich bekommt neue Holocaustforschung

Der Holocaust soll in Österreich noch stärker erforscht werden. eine dauerhafte, international vernetzte Forschungseinrichtung wurde gegründet. Foto: Michael Tögel

Österreich setzt einen weiteren Schritt in der internationalen Aufarbeitung des Holocaust: das neu gegründete Österreich-Konsortium des European Holocaust Research Infrastructure (EHRI-AT) widmet sich der Erforschung dieses dunklen Kapitels der Geschichte und der Vernetzung der wissenschaftlichen Forschung dazu, gab Bildungsminister Martin Polaschek bekannt. Eine weitere Maßnahme gegen Antisemitismus.

 

Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Martin Polaschek, betont in einer Aussendung die Bedeutung dieser Initiative hervor. Die Gründung von EHRI-AT ist ein wichtiger Meilenstein für die Holocaust-Forschung in Österreich.

 

Polaschek: Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen des NS-Regimes

Zur Begründung für diese Einrichtung meint Polaschek: „In einer Zeit, in der die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus zunehmend zu verblassen droht, kommt der wissenschaftlichen Erforschung und Aufarbeitung dieser dunklen Epoche der Geschichte enorme Bedeutung zu. Nicht zuletzt die jüngsten Zahlen über die starke Zunahme antisemitischer Vorfälle in Österreich unterstreichen, wie wichtig es ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.“

Durch die Zusammenführung von Archiven, Museen, Gedenkinstitutionen und Forschungseinrichtungen schafft EHRI-AT eine unverzichtbare Plattform für den Zugang zu Quellenmaterial und den Austausch von Fachwissen, erklärt Polaschek weiter. Diese wissenschaftliche Herangehensweise ermöglicht nicht nur ein tiefes Verständnis für die Komplexität der Ereignisse während des Holocaust, sondern auch eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen des NS-Regimes, so der Minister.

 

Holocaustforschung soll vernetzt werden

Seit seiner Gründung im Jahr 2010 hat EHRI, das European Holocaust Research Infrastructure, sich der länderübergreifenden Erforschung des Holocaust gewidmet. Die Errichtung von EHRI-AT im Februar 2024 ist ein wesentlicher Beitrag Österreichs zur Schaffung einer dauerhaften europäischen Forschungsinfrastruktur, die durch die Vernetzung von relevanten Institutionen den Zugang zu Quellenmaterial und den fachlichen Austausch erleichtert.

Die größte Herausforderung in der Holocaustforschung ist die Zersplitterung des Wissens, die EHRI durch die Schaffung eines internationalen Netzwerks und eines Portals, das Online-Zugang zu Archivbeständen ermöglicht, überwindet. EHRI-AT baut auf dieser Grundlage auf und vernetzt Archive, Museen, Gedenkinstitutionen und Forschungseinrichtungen in Österreich, koordiniert durch das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI).

 

Zahlreiche Partnerinstitutionen

Die Partnerinstitutionen des österreichischen Gründungskonsortiums EHRI-AT sind neben dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), das Centrum für Jüdische Studien an der Karl-Franzens-Universität Graz, das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, das Institut für Jüdische Geschichte Österreichs, der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, das OeAd-Programm ERINNERN:AT und der Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus.

Neben der physischen und digitalen Vernetzung fördert EHRI-AT den digitalen Wandel in der Forschung und bietet über sein Portal und andere digitale Medien eine Plattform für innovative und interdisziplinäre Forschung.

 

So viel Sichtbarkeit wie möglich geben

“EHRI Österreich wurde als eines der ersten nationalen Konsortien gegründet und deckt ein breites Spektrum der Holocaustforschung in Österreich ab. Darüber hinaus ist EHRI-AT bestrebt, der mittel- und osteuropäischen Region, wo der Holocaust stattfand, innerhalb der Forschungsinfrastruktur so viel Sichtbarkeit wie möglich zu verleihen und regionale Forschungskooperationen und methodische Innovationen zu fördern“, erklärt Éva Kovács, stellvertretende Direktorin Wissenschaft am VWI.

Diese Initiative ist nicht nur ein Zeichen gegen das Vergessen, sondern auch ein Beitrag zur Bekämpfung des aktuellen Anstiegs antisemitischer Vorfälle durch Forschung, Bildung und Aufklärung. Die Gründung von EHRI-AT stellt einen wichtigen Schritt in der österreichischen und internationalen Holocaust-Forschung dar. Erst im vergangenem Herbst wurden von der Regierung im Kampf gegen Antisemitismus das Verbotsgesetz verschärft.