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Unfaire Handelspraktiken haben sich vervielfacht

Bauern und Lieferenten werden vom Handel immer stärker unter Druck gesetzt. Die Beschwerden haben sich innerhalb eines Jahres verzehnfacht. Foto: BML

Die Produzenten von Lebensmitteln und die Bauern sind immer mehr von unfairen Handelspraktiken betroffen. Das geht aus dem 2. Tätigkeitsbericht des Fairness-Büro hervor, der am Dienstag von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig präsentiert wurde.

 

Verzehnfachung der Fälle

Unfairen Handelspraktiken sind nicht neu. Um diesen vorzubeugen, wurde vor zwei Jahren im Landwirtschaftsministerium ein Fairness-Büro eingerichtet. Dieses bietet betroffenen Bauern und Produzenten anonym und kostenlos Hilfe an. Der nun vorliegende 2. Bericht offenbart eine Verzehnfachung der Fälle, bei denen heimische Lieferanten mit unfairen Praktiken von Lebensmittelketten behandelt werden.

 

Totschnig: „Handel nutzt Machtposition“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig stellt einzelnen Händlern nach Vorliegen des 2. Berichts kein gutes Zeugnis aus: „Während wir 2022 noch 21 Beschwerden hatten, waren es im Jahr 2023 schon 235 unmittelbare Beschwerden. Zwei Fälle wurden an die BWB (Bundeswettbewerbsbehörde) gemeldet. Wir werden uns weiterhin für unsere tagtäglich hart arbeitenden Bäuerinnen und Bauern und Produzenten gegen ein Ausnutzen von Machtpositionen wehren,“ so der Minister. Auch die BWB legte erst kürzlich einen Bericht zu unlauteren Handelspraktiken vor – Zur Sache berichtete.

 

Kampf mit ungleichen Waffen

Der 2. Tätigkeitsbericht des Fairness-Büros zeigt: Das starke Ungleichgewicht in der Lebensmittelkette hat sich durch eine Vervielfachung an Beschwerden im Jahr 2023 bestätigt. Totschnig sieht vor allem einen Kampf mit ungleichen Waffen, denn mehr als 100.000 bäuerliche Produzenten und Verarbeiter sind einigen wenigen großen Ketten ausgeliefert: „Die ungleichen Verhandlungspositionen führen zu harten Preisverhandlungen, zu drohenden Auslistungen oder einseitigen Vertragsänderungen. Mit dem Fairness-Büro wollen wir in Zusammenarbeit mit der Bundeswettbewerbsbehörde in Zukunft noch stärker unfaire Handelspraktiken thematisieren. Denn jeder Fall, der ans Tageslicht kommt, wirkt abschreckend,“ so der Landwirtschaftsminister.

 

2o Beschwerden pro Monat

Der Leiter des Fairness-Büros, Johannes Abentung erklärt, dass sich im Schnitt jeden Monat 20 Lieferanten wegen unfairer Handelspraktiken beim Fairness-Büro beschweren. „Die hohe Marktkonzentration von zwei Vollsortiment-Lebensmittelhändler zeigt, dass Lieferanten extremen Druck ausgesetzt sind. Die Gefahr von einem der beiden ausgelistet zu werden und damit einem einzigen Käufer ausgesetzt zu sein, ist existenzbedrohend, wie uns Beschwerdeführer darlegen.“

Die Marktmacht der Handelsketten bringt bäuerliche Familienbetriebe sowie Lieferanten unter Druck und schadet den Konsumenten. Das Fairness-Büro ist die Erstanlaufstelle für Beschwerden betreffend Handelspraktiken im Zusammenhang mit dem Verkauf von Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen. 2023 haben die Beschwerden nicht nur an der Zahl, sondern auch an der Konkretheit zugenommen.

Der 2. Tätigkeitsberichts steht hier zum Download bereit.