Regierung

2023: 120 Millionen Euro Stromkostenzuschuss für die Landwirtschaft

Die steigenden Energiepreise bringen auch die produzierende Landwirtschaft in Nöte. Ein Paket im Umfang von 120 Millionen Euro soll Druck aus den hohen Kosten nehmen. Foto: istock / SimonSkafar

Der für die Landwirtschaft geplante Stromkostenzuschuss ist unter Dach und Fach. Wie am Montag vom Landwirtschaftsministerium bekanntgegeben wurde, werden zur Minderung der gestiegenen Stromkosten den landwirtschaftlichen Betrieben 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Auszahlung erfolgt in zwei Etappen.

 

Das Fördermodell wurde vom Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit der Interessensvertretung und der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen erarbeitet. Umgesetzt wird der Zuschuss in zwei Stufen und umfasst die gesamte landwirtschaftliche Urproduktion, wie auch das landwirtschaftliche Nebengewerbe

 

Zwei Stufen – Agrarmarkt Austria wickelt ab

Abwicklungsstelle für Förderanträge ist die Agrarmarkt Austria (AMA). Die Auszahlung des Stromkostenzuschusses Landwirtschaft erfolgt für Stufe 1 im zweiten Quartal 2023 sowie für Stufe 2 im zweiten Halbjahr 2023. Details stehen unter www.landwirtschaft.at zur Verfügung.

 

  1. Stufe: Pauschaler Zuschuss mit Flächen- und Tierbezug

Der Zuschuss wird differenziert nach flächen- und tierbezogenen Bewirtschaftungseinheiten (Hektar/Großvieheinheiten) berechnet und großteils per Autoantrag abgewickelt. Basierend auf dem pauschalen Stromverbrauch wird ein Zuschuss in Höhe von etwa 10,4 Cent/kWh ausbezahlt.

  1. Stufe: Verbrauchsabhängiger Zuschuss

Definiert sind stromintensive Betriebszweige und Tätigkeitsfelder, die basierend auf dem tatsächlichen Stromverbrauch einen Antrag stellen können. Dazu gehören u.a. elektrisch betriebene Beregnung, Belüftung, Kühlung oder Trocknung landwirtschaftlicher Erzeugnisse; Produktion im geschützten Anbau; Aquakultur; Weinproduktion; Buschenschank oder auch Vermietung von Privatzimmern, Ferienwohnungen etc.

 

Totschnig: „Gezielt und unbürokratisch“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig sieht im Energiekostenzuschuss besonders die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gesichert.  „Für viele Bäuerinnen und Bauern stellen die aktuell hohen Strompreise eine große wirtschaftliche Herausforderung dar. Darum stellen wir zusätzlich zu den bereits umgesetzten Entlastungsmaßnahmen einen Stromkostenzuschuss für die Landwirtschaft zur Verfügung. Mit einem Volumen von 120 Mio. Euro setzen wir damit eine weitere gezielte und unbürokratische Unterstützung um, die nicht nur die Kostenbelastung abfedert, sondern auch die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln sichert“, betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und skizziert die Details der entsprechenden Sonderrichtlinie des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML).

 

Hilfen für die Landwirtschaft

Der Stromkostenzuschuss gehört zu einem umfassenden Entlastungspaket, das die Bundesregierung bereits umgesetzt hat, um bäuerliche Familienbetriebe zu unterstützen. Zusätzlich zum 28 Mrd. Euro Anti-Teuerungs-Paket mit dem bereits ausgezahlten Klimabonus oder der doppelten Familienbeihilfe im August wird noch heuer das 110 Mio. Euro Versorgungssicherungspaket an die Bauern ausgezahlt. Ende September wurden bereits 9 Mio. Euro für den geschützten Anbau, also die Obst- und Gemüseproduktion in Glashäusern, ausgezahlt. Umgesetzt wurde zudem die Anhebung der Pauschalierungsgrenzen oder auch die Beantragung der Agrardieselrückvergütung.

 

Bauernbund-Präsident Strasser: „Wieder Luft zum Atmen“

Österreichs BauernbundPräsident Abg.z.NR DI Georg Strasser. Verweist in einer Reaktion auf die den exorbitant gestiegenen Strompreisindex, der um 336,6% höher liegt als noch vor einem Jahr. „Die explodierenden Stromkosten sind das Damoklesschwert für unsere Bäuerinnen und Bauern. Nun gibt der Stromkostenzuschuss für die Landwirtschaft unseren Bauernfamilien wieder mehr Luft zum Atmen und kommt zielgerichtet und unbürokratisch an. Zusätzlich zu den bisherigen Unterstützungen, wie das 110 Mio. Euro schwere Versorgungssicherungspaket, können wir damit weiterhin eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisten“, sagt Strasser, der auch eine Entkoppelung des Strompreises vom Gaspreis fordert.

Neben nationalen Entlastungsmaßnahmen wie dem Stromkostenzuschuss müsse der Strompreis auf EU-Ebene neu definiert werden, fordert der Bauernbund-Präsident.  „Wir müssen das Problem an der Wurzel packen und den Strompreis vom Gaspreis entkoppeln“, hinterfragt Strasser das Merit-Order-System. Er fordert die zuständigen Institutionen auf, umgehend Vorschläge für ein neu gestaltetes Marktdesign auf den Tisch zu legen.

„Nichtsdestotrotz ist der Stromkostenzuschuss ein notwendiger Schritt zur Entlastung unserer Bauernfamilien. Jeder investierte Euro in die Landwirtschaft kommt in weiterer Folge der gesamten Gesellschaft zugute. Nur so kann garantiert werden, dass unsere Bäuerinnen und Bauern weiterhin die finanzielle Grundlage für ihr tägliches Schaffen beziehen, und verhindert werden, dass die Teller leer bleiben“, so Strasser.