Regierung

So sollen jetzt die Strompreise sinken

Mit einer umfassenden Reform will Wirtschafts- und Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer den Strommarkt reformieren und dadurch die Preise senken. Foto: BMWET/Holey

Die Bundesregierung will nach mehr als 20 Jahren den Strommarkt in Österreich reformieren. Dadurch sollen zum einen die Preise sinken, die Versorgung besser und die Energiewende beschleunigt werden.

Am Freitag wurde von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner ein umfangreiches Gesetzespaket (EIWG) in Begutachtung geschickt. Zur-Sache hat alle geplanten Neuerungen zur Strommarktreform zusammengefasst. Oberstes Ziel der Reform: sinkende Strompreise.

Stromkosten senken

Strompreis-Runter-Garantie
Zukünftig gilt: zahlt das Energieversorgungsunternehmen weniger, soll auch der Kunde davon profitieren. Dafür sorgt das EIWG mit einer Niedrig-Preis-Garantie. Darüber hinaus bekommt die E-Control die Möglichkeit die Preisüberwachung effektiver durchzuführen, um Marktmanipulationen zulasten der Kunden zu verhindern.

Flexible Netzentgelte
Kundinnen und Kunden können künftig Geld sparen, wenn sie Strom zu günstigen Zeiten verbrauchen – möglich durch zeit- und lastvariable Netzentgelte sowie dynamische Stromverträge. Diese Neuerung schafft erstmals einen echten finanziellen Anreiz, sich flexibel zu verhalten.

Dynamischer Energiepreis
Dank zeit- oder lastvariabler Netzentgelte können Stromkundinnen und Stromkunden künftig Kosten sparen, wenn sie ihren Verbrauch an günstigere Zeiten anpassen. Möglich wird das etwa durch dynamische Stromverträge – ideal z. B. für Wärmepumpen oder E-Autos.

Sozialtarif
Es wird ein bundeseinheitlicher Sozialtarif eingeführt (6 Cent/kWh bis 2.900 kWh), der gezielt Haushalte mit niedrigem Einkommen entlastet.

Einfachere Rechnungen & Hebung der Tarifwechselrate
Die Mindestanforderungen für Rechnungen beziehen sich in Zukunft nurmehr auf die wesentlichen Bestandteile (z.B. Rechnungsbetrag, Datum der Fälligkeit und etwaige Änderungen von Produkt oder Preis). Um höhere Wechselraten zu erzielen, wird zur Stärkung des Wettbewerbs zukünftig in der Rechnung auf den Tarifkalkulator verwiesen. Außerdem müssen Lieferanten die mehr als 25.000 Zählpunkte (bzw. „Haushalte“) beliefern, dynamischen Energiepreise anbieten. Dadurch können Endkundinnen und Endkunden selbst von täglichen Preisschwankungen der Großhandelsmärkte (z.B. Nutzung des niedrigen Preises zu Mittag, wenn PV viel Strom produziert) direkt profitieren.

Streckung der Abschreibungsdauern
Kosten für Nettoinvestitionen können zukünftig auch auf die tatsächliche Nutzungsdauer angepasst werden. Das dämpft die Netzkosten, die an Nutzer weitergegeben werden.

Peer-to-Peer-Stromweitergabe gesetzlich verankert
Haushalte dürfen künftig ihren produzierten Strom direkt an Familie,  Freunde oder Nachbarn weitergeben – sogar kostenlos. Das spart Netzkosten, stärkt die Eigenversorgung und bringt eine rechtliche Grundlage für privaten Stromhandel.

Öffentliches Interesse für öffentliche Energieversorger
Das öffentliche Interesse an günstiger Energie wird in die Satzung der Energieversorger geschrieben, die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befinden. Das gibt den Unternehmen nach dem Vorbild Tirol mehr Spielraum, die Preisfestsetzung im Sinne der Konsument/innen zu gestalten.

Gerechte Aufteilung der Netzkosten
Ein aktuelles Problem für viele Haushalte sind die steigenden Netzkosten. Künftig werden auch die Erzeuger von Strom, einen Teil der Netzgebühren übernehmen müssen und damit einen Teil der Last der Haushalte übernehmen. Das entlastet Menschen und Betriebe und sorgt für mehr Fairness.

Versorgung sichern

Systemdienliches Verhalten wird finanziell belohnt
Wer Strom flexibel verbraucht oder Speicher gezielt einsetzt, entlastet das Netz – und zahlt künftig weniger Netzentgelte. Das ElWG schafft dafür erstmals eine klare Anreizstruktur.

Spitzenkappung
Stromspitzen – etwa aus PV-Anlagen – werden technisch begrenzt, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Neu ist die breitwirksame Vorgabe von vorübergehend max. 60 % Einspeisung bei PV im Fall von drohender Netzüberlastung. Das sorgt für mehr Netzstabilität und höhere Effizienz.

Digitalisierungsschub: Neue Messsysteme und Transparenz
Das ElWG schafft die Grundlage für virtuelle Abrechnungspunkte, etwa beim bidirektionalen Laden von E-Autos oder beim Einsatz smarter Heimspeicher. Damit wird modernes Energiemanagement erstmals flächendeckend möglich.

Flexibler Netzzugang statt langem Warten
Neue Erzeugungsanlagen können schrittweise ans Netz – statt auf einen Vollanschluss zu warten, kann man mit Teilkapazität starten und sukzessive ausbauen.

Planbare Netzanschlüsse & Netzentwicklungspläne
Anlagenbau wird einfacher: Netzbetreiber müssen klar darlegen, wann und wie ein Anschluss möglich ist – mit verbindlicher Planung.

Direktverträge
Industrieunternehmen können Strom langfristig direkt von erneuerbaren Anlagen beziehen – rechtlich klar abgesichert über PPA und Direktleitungen.

Mechanismen für die Versorgungssicherheit bis 2030 verlängert  
Damit die Lichter nicht ausgehen, wenn PV und Wind keinen Strom produzieren wird der Versorgungssicherheitsmechanismus bis 2030 verlängert.

Energiewende beschleunigen

Netzanschlüsse werden verbindlich planbar
Netzbetreiber sind künftig verpflichtet, konkret und nachvollziehbar offenzulegen, wann und wie ein Anschluss möglich ist. Das schafft Rechtssicherheit für Anlagenbauer und beschleunigt Investitionen durch verbindliche Netzentwicklungspläne.

Teilanschlüsse ermöglichen schnelleren Netzstart
Neue Erzeugungsanlagen dürfen schrittweise ans Netz – statt auf einen Vollanschluss zu warten, können sie mit Teilkapazitäten starten und sukzessive ausbauen. Das reduziert Verzögerungen und macht den Ausbau erneuerbarer Energie flexibler.

Weniger Hürden für neue Marktteilnehmer
Energiegemeinschaften, Prosumer-Modelle und innovative Geschäftsmodelle werden rechtlich und technisch besser eingebunden. Das ElWG schafft erstmals die Voraussetzungen, um Hybridanlagen, Speicher und neue Marktrollen einfach und effizient ins System zu integrieren.