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Taschner plädiert: Werden Sie Lehrer!
Der Mathematiker und Autor, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Taschner ist als Abgeordneter zum Nationalrat der Bildungs- und Wissenschaftssprecher der Österreichischen Volkspartei. In einem Gastkommentar in der Tageszeitung „Kurier“ hielt Taschner unter dem Titel „Werden Sie Lehrer“ ein Plädoyer für diesen Beruf. Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des „Kurier“ bringt Zur-Sache diesen Gastkommentar:
Werden Sie Lehrer – Ein Plädoyer für diesen Beruf
Liest man Biografien großer Gestalten, nimmt darin ihre Schulzeit meist einen wichtigen Platz ein. Denn Schule prägt. Albert Einstein ist dafür prominentester Zeuge: Die preußische Schule mit ihrem Kasernenton hasste er. Von den Schweizer Lehrerpersönlichkeiten, die in ihm das Gefühl „der Freude und der heiligen Neugierde des Forschens“ weckten, schwärmte er.
Der Lehrberuf ist einzigartig
Wenn Sie, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, als junger Mensch vor der Berufswahl stehen, sollten Sie deshalb erwägen, eine solch prägende Lehrerpersönlichkeit zu werden. Der Lehrberuf ist einzigartig. Kein anderer verspricht so sehr, Ihr Wissen und Können bei Ihnen selbst zu entfalten, weil Sie es Ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln. Kein anderer verspricht so sehr, an Charakter und Leistung zu wachsen, weil Sie Maßstäbe dafür an sich und an die Ihnen Anvertrauten anlegen. Kein anderer verspricht so sehr, an Persönlichkeit zu gewinnen, weil Sie die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen heranbilden.
Darum ist der Lehrberuf nicht mit dem Job eines Coachs oder eines Lernbegleiters zu verwechseln. Diese könnte man vollwertig durch digitale Lernprogramme und Trainingsmaschinen ersetzen. Und darum stellt die viel gepriesene Kompetenzvermittlung – so sinnvoll sie sein mag und sich mit öden Tests überprüfen lässt – bloß das tote Gerüst dar, um das sich das lebendig bunte Dickicht des Lehrens und Erziehens rankt.
Das Zentrum ist die Aufklärung
Wer bei Kompetenzen verharrt, hat nicht einmal den Anfang dessen erreicht, was Lehren und Erziehen bedeutet. Deren Zentrum ist die Aufklärung, ist das Herausführen aus der Unmündigkeit in die wunderbar verworrene Welt des Erwachsenseins. Eine Aufgabe in unserer Zeit wichtiger denn je, da der Rückfall ins Infantile wie eine Epidemie um sich greift. Man mag entgegenhalten, dass es beim Schulunterricht in den Mühen der Ebene oft profaner zugeht, lästige und banale Probleme die Hinführung zur Aufklärung ausbremsen. Das stimmt. Gute Lehrkräfte lassen sich dadurch gottlob nicht beirren. Trotzdem bleibt es wichtigste Pflicht des Bildungsministers, die Forderung des Marquis Posa, leicht abgewandelt, zu erfüllen: „Geben Sie Lehrfreiheit, Sire!“
Spuren, die in die Zukunft weisen
Und es sei im Gegenzug festgehalten, dass der Lehrberuf auch handfeste Vorteile in sich birgt: Man kann die zeitliche Gestaltung gut mit seiner Lebensführung abgleichen. Für Mütter oder Väter, die in Karenz gehen, bleibt der Wiedereinstieg garantiert. Eine kraftvolle Standesvertretung sorgt für die Wahrung der Interessen. In unsicheren Zeiten sind Vorzüge wie diese keineswegs zu verachten. Doch die formende Wirkung, die man als Lehrerpersönlichkeit entfaltet, bleibt im Grunde die stärkste Triebfeder: In keinem anderen Beruf hinterlässt man deutlichere Spuren, die in die Zukunft weisen.
- Auf seiner Facebook-Seite – https://www.facebook.com/professortaschner/ – dankte Taschner zudem anlässlich des Weltlehrertages am 5. Oktober allen Lehrkräften.
- Biografische Angaben zum Autor unter https://www.rudolftaschner.at/biographie/