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Antisemitismus: Bestürzung über Zunahme

Der Antisemitismus hat mit der Attacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 deutlich zugenommen, erklärten die Gäste bei der Verleihung des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 diese Woche im Parlament in Wien. Foto: Parlament/Zinner

In Österreich und in Europa ist eine deutliche Zunahme des Antisemitismus zu beobachten. Betroffene sowie Expertinnen und Experten warnen und drängen auf mehr an Aufklärung und an Bildung. Eine weitere Info-Kampagne dazu wird nächste Woche in Wien präsentiert.

 

Kultusgemeinde registriert mehr Vorfälle

Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) hat für das Jahr 2023 genau 1.147 antisemitische Vorfälle registriert. Dies entspricht im Vergleich zum vorhergehenden Jahr 2022 mit 719 Vorfällen einem Anstieg von 59,5 %.

Das Jahr 2023 stellt damit das bisherige Negativrekordjahr 2021 (965 Vorfälle) in den Schatten, erklärte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden, Oskar Deutsch, diese Woche in einer Pressekonferenz.

Antisemitismus-Vorfälle nehmen zu: Präsident Oskar Deutsch, Israelitische Religionsgemeinschaft

Antisemitismus-Vorfälle nehmen zu, erhob die Israelitische Kultusgemeinde

7. Oktober 2023: „Genozidales Massaker“

Geprägt war 2023 vom Großangriff palästinensischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober und dem darauf folgenden explosionsartigen Anstieg von Antisemitismus weltweit, erläutert die IKG.

Das „genozidale Massaker stellt einen dramatischen Wendepunkt dar“, schreibt die Kultusgemeinde: Bis 6. Oktober sank die durchschnittliche Zahl der Meldungen pro Tag im Vergleich zu 2022  von 1,97 Meldungen auf 1,55 Meldungen. Für den Zeitraum von 7. Oktober bis 31. Dezember 2023 musste hingegen eine Verfünffachung auf 8,31 antisemitische Vorfälle pro Tag festgestellt werden.

 

„Lebenswelt der Jüdinnen und Juden komplett verändert“

Bei der Verleihung des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 diese Woche im Parlament schilderte Dalia Grinfeld von der Anti-Defamation League, dass sich die Lebenswelt von Jüdinnen und Juden in Europa nach dem 7. Oktober komplett verändert habe.

Die antisemitischen Vorfälle in Frankreich seien zuletzt um 1.000 Prozent gestiegen, auch in anderen Ländern habe es einen massiven Anstieg gegeben, erklärte Grinfeld laut Parlamentskorrespondenz. Jüdische Studierende hätten Angst auf die Uni zu gehen und stellten sich die Frage, inwieweit sie überhaupt noch offen jüdisch leben könnten. Die Jüdinnen und Juden seien nach der Terrorattacke alleine gelassen worden, kritisierte Grinfeld, auch Frauenorganisationen wie UN Women oder LGBTQI-Initiativen hätten geschwiegen oder sich sogar aktiv gegen Israel gestellt.

"Das Ende meiner Freiheit": Ahmad Mansour, arabisch-stämmiger Extremismus-Experte

„Das Ende meiner Freiheit“: Ahmad Mansour, arabisch-stämmiger Extremismus-Experte

Das größte Pogrom seit dem 2. Weltkrieg

Über die Reaktionen auf den Terrorangriff der Hamas schockiert zeigte sich auch der deutsch-arabisch-israelische Psychologe und Autor Ahmad Mansour. Er verstehe Menschen, die mit unschuldigen Opfern im Gazastreifen empathisch seien, sagte Mansour. Bei der Attacke der Hamas am 7. Oktober habe es sich aber um das größte Pogrom an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg gehandelt. Es sei um die systematische Ermordung von Juden und Jüdinnen gegangen, nur weil sie Juden und Jüdinnen sind. Mit diesem Tag habe er seine Freiheit verloren, erklärte Mansour in in einem Interview mit der Tageszeitung KURIER.

 

„Gegen Antisemitismus kann man nie genug tun“

Dem Judenhass, der von rechts und von links ebenso komme wie von migrantischer Seite, müsse man sich entschieden entgegenstellen, bekräftigte Wolfgang Sobotka, Präsident des Nationalrates und Gastgeber des Abends. Dem Antisemitismus sei mit Erziehung und mit Verständigung zu begegnen, jedenfalls dort, wo dies möglich sei. Wenn nötig sei dem Antisemitismus auch „mit der Klarheit des Gesetzes und mit dem Gewaltmonopol des Staates“ zu begegnen. Zur Bekämpfung des Antisemitismus könne man nie genug tun, so der Nationalratspräsident laut Parlamentskorrespondenz.

Die Preisträgerinnen und Preisträger des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 und einen Bericht zur Verleihung und Debatte finden Sie HIER.

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich Oskar Deutsch präsentieren nächste Woche im Bundeskanzleramt ein „Maßnahmenpakets gegen Antisemitismus im digitalen Raum“.

Der Antisemitismus hat mit der Attacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 deutlich zugenommen, erklärten die Gäste bei der Verleihung des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 diese Woche im Parlament in Wien. Foto: Parlament/Zinner
Der Antisemitismus hat mit der Attacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 deutlich zugenommen, erklärten die Gäste bei der Verleihung des Simon-Wiesenthal-Preises 2023 diese Woche im Parlament in Wien. Foto: Parlament/Zinner