Innenpolitik
9 von 10 offene Stellen sind Vollzeitstellen – Wirtschaftsbund startet Vollzeitradar

Der Wirtschaftsbund (WB), der bisher schon mit dem Stellen‑ und Lehrstellenmonitor Monat für Monat aktuelle Zahlen zum Arbeitsmarkt liefert, baut nun das Monitoring um eine weitere Komponente aus. Mit 1. September 2025 soll monatlich auch ein „Vollzeitradar“ ein Bild zu den offenen Vollzeitstellen in Österreich liefern.
Hoher Anteil an offenen Vollzeitstellen
Mit einer zusätzlichen Statistik zur Teilzeit bzw. Vollzeit will der Wirtschaftsbund auf ein drängendes Problem in Österreich verstärkt aufmerksam machen. Neben dem bereits bestehenden WB‑Stellen‑ und Lehrstellenmonitor, der offene Stellen vom AMS sowie von Online‑Jobplattformen wie karriere.at und willhaben.at erfasst, soll der Vollzeitradar künftig den Anteil von Voll‑ und Teilzeitstellen an der Gesamtzahl offener Stellen auswerten.
Die ersten veröffentlichten Zahlen zum Vollzeitradar zeigen, dass 90% der aktuell 160.000 offenen Stellen Vollzeitstellen sind. Sprich neun von zehn offene Stellen sind als Vollzeitstellen ausgeschrieben.
Österreich bei Teilzeit auf Platz 2 in der EU
Österreich gehört europaweit zu den Spitzenreitern in der Teilzeitarbeit – ein Ranglistenplatz, der jedoch für den Wirtschaftsbund kein Ruhmesblatt darstellt. Fast ein Drittel der Beschäftigten arbeitet bereits in Teilzeit, und die Tendenz ist steigend. Damit belegt Österreich den zweiten Platz in der EU. Der Anteil der Teilzeitkräfte bei Männern ohne Kinder ist mittlerweile sogar höher als jener der Väter.
„Der Trend zur Lifestyle‑Teilzeit entwickelt sich zu einem gesamtwirtschaftlichen Problem: Er kostet Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und gefährdet die eigene Altersvorsorge. Gleichzeitig ringen unsere Betriebe nach Mitarbeitern. Unser Vollzeitradar zeigt eindeutig: die Wirtschaft sucht Vollzeitkräfte“, so WB-Generalsekretär und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Kurt Egger.
Der Wirtschaftsbund warnt, dass die Lifestyle‑Teilzeit – etwa weil 25 % der Teilzeitbeschäftigten offen angeben, nicht mehr arbeiten zu wollen – jährlich Milliarden kostet, das Pensions‑ und Sozialsystem schwächt und langfristig zu einem gesamtwirtschaftlichen Problem wird.
Egger warnt vor „Lifestyle-Teilzeit“
Gleichzeitig betont der WB, dass Kinderbetreuung, Pflege oder gesundheitliche Gründe berechtigte Gründe für Teilzeit darstellen und volle Unterstützung benötigen. „Es ist unbestritten, dass einige Menschen aufgrund von Kinderbetreuung, Pflege oder aus gesundheitlichen Gründen Teilzeit arbeiten müssen. Diese verdienen volle Unterstützung und die passenden Rahmenbedingungen. Aber wenn rund 25 % der Teilzeitbeschäftigten angeben, nicht mehr arbeiten zu wollen, haben wir ein Problem. Es braucht dringend eine Entwöhnung von der Droge Staat, das Anspruchsdenken muss ein Ende haben. Wir alle tragen Verantwortung, für uns, die Gesellschaft und kommende Generationen“, mahnt Egger.
Wirtschaftsbund fordert bessere Rahmenbedingungen
Der Wirtschaftsbund sieht daher weiteren Reformbedarf und die Notwendigkeit, richtige Rahmenbedingungen die Vollzeitquote zu erhöhen. Egger denkt zum Beispiel an Anreize für Mehrarbeit und eine flächendeckende Kinderbetreuung. „Jeder, der arbeiten kann, soll auch einen Beitrag leisten. Teilzeit aus Bequemlichkeit können wir uns nicht leisten. Nur wenn mehr Menschen bereit sind, Vollzeit zu arbeiten, können wir unseren Wohlstand und unser Gesundheits‑ und Sozialsystem erhalten. Unsere Zukunft ist gestaltbar – aber nur, wenn wir alle mitanpacken“
