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Österreich will Wasserstoff‑Drehscheibe werden

Die Bundesregierung startet eine umfassende Wasserstoff‑Offensive, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie zu stärken. Im Kern stehen eine nationale Wasserstoff‑Importstrategie, finanzielle Förderungen für Elektrolyseanlagen sowie der Ausbau von Speicher‑ und Leitungsinfrastruktur.
Wirtschafts- und Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer betont in einer Aussendung des Ministeriums, dass Wasserstoff nicht nur ein Energieträger, sondern ein wirtschaftspolitisches Zukunftsprojekt sei. „Mit unserer Importstrategie sichern wir rechtzeitig Versorgung und Wettbewerbsfähigkeit, schaffen die Basis für neue Jobs und erschließen neue Märkte. Gleichzeitig bereiten wir jetzt die Grundlagen für Speicher und Infrastruktur von morgen vor – für eine starke industrielle Basis und eine sichere Energieversorgung in Österreich“, erklärt Hattmannsdorfer.
Umfassende Regierungsinitiative
Die Industrie, insbesondere die energieintensive Grundstoffbranche, stehen vor der Herausforderung, ihre Prozesse zu dekarbonisieren. Die Regierung setzt deshalb auf eine Kombination aus heimischer Produktion und gesicherten Importen. Konkret umfasst die Initiative:
- den Ausbau von Elektrolyse‑Kapazitäten,
- die Einführung einer Importstrategie zur langfristigen Versorgung,
- die Schaffung von regulatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für Leitungen und Speicher,
- den Bau des sogenannten Südkorridors als zentrales Infrastrukturprojekt.
Im Bereich des Wasserstoffs sind derzeit rund 5.800 Arbeitsplätze in Österreich besetzt. Darüber hinaus sind laut einer WKO‑Studie zu 300 000 Beschäftigte indirekt in den dafür relevanten Unternehmen tätig. Die Regierung rechnet damit, dass dieser Effekt durch weitere Investitionen und den Ausbau der Infrastruktur weiter steigt.
Hattmannsdorfer: Österreich bleibt unabhängig, wettbewerbsfähig und krisensicher
„Wir schaffen die Energieversorgung von morgen schon heute. Mit dieser Offensive fördern wir die Errichtung von Anlagen zur Umwandlung von erneuerbarem Strom in erneuerbaren Wasserstoff oder synthetisches Gas – damit Österreich unabhängig, wettbewerbsfähig und krisensicher bleibt“, so der Wirtschafts- und Energieminister.
Aufbauend auf der nationalen H2-Strategie von 2022 wird nun eine ergänzende Importstrategie entwickelt, die Versorgungssicherheit, Investitionsschutz und nationale Wertschöpfung in den Vordergrund stellt.
Zur Umsetzung sollen noch in diesem Jahr zwei Verordnungen erlassen werden, die bereits diese Woche in Begutachtung gehen:
- Investitionszuschüsse‑Verordnung – erstmals 20 Millionen Euro für Zuschüsse zu Elektrolyseanlagen,
- Wasserstoffzertifizierungs‑Verordnung (WstVO) – Umsetzung der EU‑Vorgaben
Fahrplan für Wasserstoff-Südkorridor
Der Südkorridor soll Österreich als europäische Drehscheibe etablieren. Die Pipeline‑Verbindung von Nordafrika über Italien nach Mitteleuropa zählt zu den prioritären Korridoren der EU für diese Energie. In einer gemeinsamen Erklärung mit Deutschland, Italien, Algerien und Tunesien wurde der Grundstein gelegt, bis 2035 grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab nach Österreich und Deutschland zu transportieren.
Dazu hat Hattmannsdorfer einen Fahrplan festgelegt:
- 22. Oktober – HyPA‑Jahreskonferenz in Wien, bei der Politik, Wirtschaft und Forschung die nächsten Schritte diskutieren,
- 23. Oktober – trilaterale Arbeitsgruppe Österreich–Deutschland–Italien, die Finanzierung, Aufbau und Regulierung der Infrastruktur behandelt,
- Parallel laufende Abstimmungen mit Algerien und Tunesien, die künftig grünen Wasserstoff nach Europa liefern sollen.
Auch die EU‑Kommission hebt den Südkorridor als einen der wichtigsten Energie‑Highways Europas hervor. So hat dieses Projekt auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer jüngsten Rede Zur Lage der Union erwähnt.
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