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Neues Programm für 2.000 Problem-Schüler

Präsentierten Programm für Schüler mit problematischen Verhaltensweisen: Familienministerin Claudia Plakolm, Unterrichtsminister Christoph Wiederkehr und Staatssekretär Jörg Leichtfried. Foto: Bka / Paul Gruber

Knapp 2.000 Schülerinnen und Schüler werden jährlich kurzzeitig wegen Fehlverhaltens vom Unterricht ausgeschlossen, sprich: suspendiert. Der steigenden Anzahl an Suspendierung begegnet die Regierung mit einem neuen Programm.

 

Anzahl an Suspendierungen steigt

Wer als Jugendlicher an einer Schule das Lernen, das Miteinander und die Entwicklung stört oder gefährdet, kann für einige Zeit vom Unterricht ausgeschlossen werden.

Die Anzahl der Suspendierungen stieg in den vergangenen Jahren stark an, wie schule.at aufzeigt: Im Schuljahr 2022/2023 waren knapp 2.000 Schülerinnen und Schüler wegen Fehlverhaltens vom Unterricht ausgeschlossen. Die höchsten Anzahlen entfallen mit 800 Suspendierungen auf Wien und mit 500 Suspendierungen auf Oberösterreich.

 

Problematisches Verhalten verfestigt

Diese Suspendierung endete – bisher mangels Programm – meist ohne Lösung, sodass sich problematische Verhaltensmuster sogar verfestigen konnten.

In Österreich haben 8,6 Prozent der Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren keinen Schulabschluss und nehmen an keiner Aus- oder Weiterbildung teil, zeigt eine Statistik des Bildungsministeriums. Das entspricht umgerechnet etwa insgesamt 51.000 Personen.

„Jedes Jahr verlassen in Österreich Jugendliche und junge Menschen die Schule ohne Abschluss“, sagte Plakolm. Manche finden neue Chancen, andere rutschen ab und verlieren sich damit auch im Bildungssystem und den Anschluss an ihre Altersgruppe.

Barbara Gmeiner ist Direktorin einer Brennpunktschule in Graz-Gries. Im Interview mit der Kleinen Zeitung schildert sie die Verhältnisse. Bild: Screenshot kleinezeitung.at

Barbara Gmeiner, Direktorin einer Brennpunktschule in Graz-Gries, schildert Interview mit der Kleinen Zeitung die Verhältnisse. Bild: Screenshot kleinezeitung.at

Migrantenkinder stärker betroffen

Plakolm dazu: „Besonders dramatisch ist das Ganze bei jungen Menschen, die weder in der Schule sind, noch eine Ausbildung machen, noch einen Lehrplatz haben und auch keiner Beschäftigung nachgehen. Sie stehen völlig ohne Perspektive da. Und dahinter stecken oft echte Schicksale. Jugendliche, die keinen Weg mehr für sich selbst erkennen und die auch Gefahr laufen, für immer abgehängt zu werden. In Österreich betrifft das rund 9 Prozent der 15- bis 24-Jährigen. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund beträgt die Zahl sogar 13 Prozent und ist damit fast doppelt so hoch wie bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund mit 7 Prozent.“

 

Programm mit zwei Ansätzen

Die Regierung zieht mit einem neuen Programm die Konsequenzen: Ein Fehlverhalten an der Schule soll nicht ohne Folgen bleiben, aber alle Kinder und Jugendliche sollen ein zweite Chance erhalten. Und zwar durch Suspendierungsbegleitung und Perspektivengespräche.

Die Suspendierungsbegleitung bietet pädagogisch und sozialpädagogische Betreuung mit 8 bis maximal 20 Stunden pro Woche für ein ganzes Monat. Die Erziehungsberechtigten müssen aktiv daran teilnehmen. Verweigerung wird sanktioniert, gegebenenfalls mit Verwaltungsstrafen.

Dem Schulabbruch wird mit Perspektivengesprächen begegnet. Jeder Abbruch wird durch Gespräche mit vertrauten Lehrpersonen begleitet, um Ursache zu klären und neue Wege aufzuzeigen. Auch hier sind die Erziehungsberechtigten verpflichtet, mitzuwirken.

Den mangelnden Deutschkenntnissen tritt die Schule nun mit einer verpflichtenden Sommerschule entgegen.

 

Leitsätze

Getragen wird das Programm von zwei Leitsätzen:

Schulen müssen für Kinder und Jugendliche sichere Orte sein, an denen Lernen, persönliche Entwicklung und soziales Miteinander gefördert werden.

Jugendliche sollen nicht ins Leere fallen, sondern in Ausbildung, Schule oder Beruf weitergeführt werden.