Europa- & Aussenpolitik

Als die Welt Lawrow den Rücken kehrte

Das Gebäude der Vereinten Nationen in Genf. Foto: iStock MarkB1985

Man stelle sich vor, Russland sucht bei einer Sitzung der Vereinten Nationen die große Weltbühne, aber fast alle im Saal legen den Kopfhörer ab und gehen. So geschehen gestern bei der Versammlung des UN-Menschenrechtsrates in Genf.

 

Diplomaten setzten Zeichen

Was war passiert? Russlands Außenminister Lawrow war als Redner vorgesehen. Aufgrund des über Russland verhängten Flugverbotes konnte Lawrow nicht in die Schweiz reisen und persönlich an der Versammlung anwesend sein. Stattdessen erschien Putins rechte Hand via Schaltung auf einem riesen Bildschirm im Genfer UN-Sitzungssaal. Was dann passierte war wohl eine klare Botschaft der internationalen Staatengemeinschaft. Um ein Zeichen gegen die „zynische Verdrehung der Tatsachen“ Lawrows zu setzen, verließen die meisten Diplomaten den Saal. Viele Delegationen standen von ihren Plätzen auf, kehrten dem überdimensionalen Lawrow am Bildschirm den Rücken und gingen aus dem Saal. Lawrow hielt seine Rede vor leeren Sesseln. Fast. Nur wenige Vertreter, u.a. China und Nicaragua, blieben im Saal und mussten sich „bizarre Aussagen“ Lawrows anhören.

 

„Bizarre Aussagen“

In der langen und über weite Teile vorgelesenen Stellungnahme sprach der russische Außenminister von „empörenden Maßnahmen der EU“. Er warf dem Westen Menschenrechtsverletzungen vor und sprach davon, dass die USA und ihre Verbündeten von Sanktionen gegen Russland „besessen“ seien. Alles sei nur eine Wut gegen Russland.

 

Volle Solidarität Österreichs mit der Ukraine

Von dem laut Medienberichten von rund 140 Diplomaten koordinierte Protest gegen Lawrows Rede wurde auch von Österreichs Vertretern bei den UN unterstützt. Außenminister Alexander Schallenberg war auch mit einer Videobotschaft bei der Versammlung zugeschaltet, in der er die volle Solidarität Österreichs mit der Ukraine zum Ausdruck brachte. Den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilte Schallenberg scharf. Er forderte Putin mit Verweis auf die Folgen dieses Angriffes mit Tausende von Toten, Vertriebenen oder lebenslang gezeichneten Menschen, auseinandergerissene Familien und traumatisierte Kinder auf, „diesen sinnlosen Krieg sofort zu beenden“.

 

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