Europa- & Aussenpolitik
Österreichs Know-how für Landwirtschaft in Angola
Bundeskanzler Karl Nehammer wird bei seiner Afrika-Reise von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig begleitet. Dieser traf am Mittwoch seinen angolanischen Amtskollegen. Österreich möchte Angola das landwirtschaftliche Know-how zur Verfügung stellen, denn immer noch wird ein Großteil des Landes nicht genutzt.
Kooperation der Agrarier
Im Fokus der Gespräche, an denen auch die Rektorin der Universität für Bodenkultur Wien, Eva Schulev-Steindl, teilnahm, standen mögliche internationale Kooperationen in der landwirtschaftlichen Aus- und Fortbildung, in der Forschung sowie in der Lebensmittellabortechnik.
Ziel ist es, mit Bildung und Forschung aktuelle Herausforderungen bei der Nahrungsmittelproduktion zu meistern, beispielsweise klimaresistente Anbaumethoden zu forcieren um die Landwirtschaft und folglich die Lebensmittelversorgung vor Ort zu stärken.
Angola mit großem Potential
Angola verfügt über ein enormes landwirtschaftliches Potenzial mit fruchtbaren Böden, reichlich Wasser und einem günstigen Klima. Das Land hat eine Gesamtfläche von knapp 125 Mio. Hektar, davon 35 Mio. Hektar Ackerland.
Noch wird allerdings nur ein Bruchteil dieser Fläche genutzt: Von der Ackerfläche werden derzeit etwa 10 Prozent bewirtschaftet. Auch im Bereich der Viehzucht wird das Potenzial für die Beweidung erst wenig genutzt. Zwei Drittel der angolanischen Bevölkerung sind direkt oder indirekt in der Landwirtschaft tätig.
„Landwirtschaftliche Bildung ist ein Schlüssel für soziale und wirtschaftliche Stabilität in Afrika. Deshalb setzen wir in Angola diesen Schwerpunkt und besprechen praxistaugliche Kooperationen“. erklärt Landwirtschaftsminister Totschnig.
Universitäre Kooperation
Durch den traditionell starken Fokus auf ein hochwertiges landwirtschaftliches Aus- und Fortbildungswesen kann Österreich umfassend Expertise weitergeben. Deshalb hat Totschnig Angola einen Know-how- und Erfahrungsaustausch an den international anerkannten land- und forstwirtschaftlichen Schulen in Österreich angeboten.
Besprochen wurde zudem eine mögliche Teilnahme angolanischer Universitäten am Afrika-Netzwerk der BOKU.
„Die BOKU hat eine lange Tradition in der Zusammenarbeit mit afrikanischen Universitäten, sowohl in der Forschung als auch in der Ausbildung von Studierenden. Sie war maßgeblich am Aufbau des österreichisch-afrikanischen Forschungsnetzwerks Africa UniNet beteiligt. Erfahrungen zeigen, dass unsere afrikanischen Alumni in ihren Heimatländern erfolgreiche Karrieren in Wissenschaft, Politik, Kunst oder in der Verwaltung eingeschlagen haben und zu Multiplikatoren und Vorbildern geworden sind“, so Eva Schulev-Steindl, Rektorin der Universität für Bodenkultur Wien.
Erträge steigern
Auch ein Austausch zwischen angolanischen Laboreinrichtungen und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) war Inhalt der Gespräche. „Landwirtschaftliches Know-how kann Erträge steigern und trägt damit zur Versorgungssicherheit bei. Der Austausch schafft einen Mehrwert für die landwirtschaftliche Ausbildung auf beiden Seiten – etwa, wenn es um klimaresiliente Praktiken geht“, so Totschnig weiter.
Import von Lebensmitteln als Kriegsfolge
Mehr als die Hälfte der Lebensmittel wird nach wie vor in Angola importiert. Ein Hauptgrund ist der 27 Jahre dauernde Bürgerkrieg, der erst 2002 endete und sowohl die Entwicklung in ländlichen Regionen verhinderte und gleichzeitig große Teile der ländlichen Bevölkerung in städtische Zentren trieb.
Im ländlichen Raum leben 94 % der Haushalte unter der Armutsgrenze (Gesamt: 68 %). Zudem ist die Infrastruktur des Landes zerstört. Hauptimportländer für landwirtschaftliche Produkte und Lebensmitteln aus Angola sind Portugal, Brasilien, Türkei und Südafrika. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Maniok, Bananen, Mais und Süßkartoffeln.