Innenpolitik

Österreich muss produktiver werden

Kritik an der Steuerreform beruht auf teils absurden Annahmen. Foto: Rainer Sturm, pixelio.de

Die Produktivität macht den Unterschied: Je größer das Ergebnis von geleisteter Arbeit und eingesetztem Kapital ist, umso produktiver sind Unternehmen und Wirtschaften. Um Österreichs Wirtschaftsleistung zu steigern und den Wohlstand zu erhalten, wird ein Produktivitätsrat eingerichtet. Ein fälliger Schritt, wie der internationale Vergleich zeigt.

 

Produktivität sichert Sozialstaat

Mit der Einrichtung eines nationalen Produktivitätsrates erhält Österreich erstmals ein Gremium, das sich der Erhöhung von Produktivität und Lebensqualität widmet. Der Gesetzesentwurf wurde im August vom Finanzministerium in Begutachtung gesandt, wie Finanzminister Gernot Blümel erklärte: „Nach dem pandemiebedingen Wirtschaftseinbruch wollen wir einen raschen und nachhaltigen Aufschwung ermöglichen. Gleichzeitig müssen wir langfristig die Produktivität in Österreich erhöhen, um Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern.“ In den vergangenen 20 Jahren lag das Wachstum der Produktivität in Österreich regelmäßig niedriger als in vergleichbaren Ländern wie den Niederlanden, der Schweiz oder Schweden. Es sollte erhöht werden, denn, so Blümel, „höhere Produktivität hilft dem Standort und sichert die nachhaltige Finanzierung des Sozialstaates.“

 

Sitz an der Nationalbank

Im Sinne einer effizienten Verwaltung und um Vorteile aus der Zusammenarbeit zu nutzen, wird der Produktivitätsrat beim Fiskalrat in der Österreichischen Nationalbank eingerichtet. Von den fünf Mitgliedern des Rates werden der Vorsitzende sowie zwei weitere Mitglieder von der Bundesregierung, ein weiteres Mitglied jeweils von der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer für eine Funktionsperiode von sechs Jahren entsandt. Der Präsident des Fiskalrates – Wirtschaftswissenschaftler Christoph Badelt – ist zugleich auch der Präsident des Produktivitätsrates.

Neue Technologien steigern Produktivität: Digitalisierungs-Ministerin Margarete Schramböck. Foto: BMDW

Neue Technologien steigern Produktivität: Digitalisierungs-Ministerin Margarete Schramböck. Foto: BMDW

 

Digitale Technologien treiben Industrie 5.0

Auf mehr Wachstum in der Produktivität drängte auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck bei den Wirtschaftsgesprächen des Europäischen Forum Alpbach. Mit Industrie 5.0 verbindet sich das Ziel, das Wachstum der Produktivität durch neue digitale Technologien zu verdoppeln, sagte Schramböck. Mit dem Einsatz von neuen Technologien (KI, Cloud, Quantencomputer, etc.) habe Österreich das Potenzial, sein Wirtschaftswachstum bis 2040 mehr als zu verdoppeln.

Ein internationaler Vergleich zeigt den Handlungsbedarf für Österreich: Im Zeitraum von 2012-2019 ist Österreichs Wirtschaft hauptsächlich durch vermehrte Arbeitsstunden gewachsen, die zu zwei Drittel aum Wachstum beitrugen. Das Produktivitätswachstum hingegen trug in Österreich nur zu einem Drittel zum Wirtschaftswachstum bei, in der Schweiz und in Deutschland hingegen zu mehr als der Hälfte. Um die Produktivität zu erhöhen sollten laut Schramböck der Mangel an Fachkräften behoben, die Kooperationen zwischen Industrie und Hochschulen verbessert sowie an internationalen Initiativen für Schlüsseltechnologien teilgenommen werden.

 

Umfassende Berichte & Kooperation in der EU

Der vom Finanzministerium versandte Gesetzesentwurf sieht vor, dass der Rat Analysen über die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit erstellt sowie mögliche Wege aufzeigt, wie sie erhöht werden könnten. Produktivität wird dabei breiter betrachtet, weswegen die geplanten jährlichen Berichte auch das Rechtssystem, die Bildung, die Demographie sowie die Bereiche Umwelt und Lebensqualität bewerten.

Gemäß einer EU-Ratsempfehlung von 2016 sind Mitgliedstaaten der Eurozone dazu angehalten, Produktivitätsräte oder -ausschüsse einzurichten. Diese sollen sich untereinander vernetzen und die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Produktivität analysieren.