Innenpolitik

Prognose: kalt-warme Aussichten von WIFO und IHS

Der Blick in die kommenden Monate und ins nächste Jahr ist eingetrübt von globalen Faktoren. Die Konjunktur verliert an Tempo. Foto: istock / SimCh

Die erste Jahreshälfte 2022 ist vorbei und der Sommer steht vor der Tür. Zeit, für die zwei heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS ihren Ausblick auf die kommenden zwei (Wirtschafts-) Jahre zu schärfen – mit teils trüben Aussichten. Zur-Sache fasst die Prognose zusammen.

 

Wirtschaftliche Erholung verliert an Tempo

Das Wachstum wird sich einbremsen, aber der Konsum wird steigen und die Arbeitslosigkeit wird weiter auf einem stabil niedrigem Niveau bleiben, so der Befund der Wirtschaftsforscher in ihren Sommerprognosen. Beide Wirtschaftsforschungsinstitute schrauben ihre Prognosen vom Winter nach unten. Hinauf geht es allerdings bei der Inflation. Nach + 4,8 % im Vorjahr erwartet das WIFO für 2022 und 2023 ein reales BIP-Wachstum von 4,3 % bzw. 1,6 %. Das IHS rechnet mit 3,8 % für 2022 und 1,4 % Wachstum im kommenden Jahr.

Dies hat auch Folgen für die erwartete wirtschaftliche Erholung in Österreich. Erste Anzeichen (sogenannte Vorlaufindikatoren) deuten auf eine Abschwächung der Konjunktur hin, die 2022 vorwiegend die Industrie betrifft. Dagegen wird der Tourismus 2022 überproportional zum Wirtschaftswachstum beitragen, heißt es in der Medieninformation des WIFO.

„Während im Vorjahr die schwungvolle Industriekonjunktur die gesamtwirtschaftliche Expansion prägte, werden 2022 die Marktdienstleistungen überproportional zum Wachstum beitragen, vor allem aufgrund der Wiederbelebung des Tourismus“, so Christian Glocker, einer der Autoren der aktuellen WIFO-Prognose.

 

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Globale Faktoren

Österreichs Aussichten sind aber kein nationales Phänomen. Die Gründe für die Einbremsung des Wachstum sei vor allem auf globale Faktoren zurückzuführen. Als Ursachen nennt das WIFO die Nachwirkungen der COVID-19-Krise, den Ukraine-Krieg, den fortgesetzten Preisauftrieb, die anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten und die Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken. Breits ein Faktor alleine würde das Wachstum beeinträchtigen.

 

Konsum als Wachstumstreiber

Das IHS hob in der Prognose den private Konsum – insbesondere den Bereich Gastronomie und Beherbergung – mit einem Wachstum von 4,4 % in diesem Jahr als „wesentliche Wachstumstreiber“ hervor. Für das kommende Jahr erwartet das IHS ein Konsumwachstum von 1,8 %. Das Institut geht bei dieser Prognose davon aus, dass sich der Aufholprozess nach dem coronabedingten Zwangssparen fortsetzt und sich die Konsumlaune trotz der mit dem Krieg verbundenen Unsicherheit nicht merklich eintrübt, wird im Medienpapier des IHS erklärt.

 

Arbeitslosigkeit soll auch im kommenden Jahr niedrig bleiben

Keine gröberen Auswirkungen werden auf dem Arbeitsmarkt erwartet, der auf einem historischen Tiefstwert seit rund 15 Jahren liegt. „Die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird in beiden Prognosejahren anhalten“, meint das WIFO.

Ähnlich sehen es auch die Experten des IHS und begründen es so: Der Krieg gegen die Ukraine hat bisher kaum Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. In der ersten Jahreshälfte wurde die Beschäftigung kräftig ausgeweitet und in manchen Branchen herrscht nach wie vor Arbeitskräftemangel. Die Arbeitslosenquote liegt gegenwärtig etwa einen Prozentpunkt unter dem Vorkrisenniveau. Das Institut erwartet allerdings keine weitere Verbesserung der Arbeitsmarktlage im weiteren Prognosezeitraum. Laut Prognose steigt die Beschäftigung um 2,8 % in diesem bzw. 0,8 % im kommenden Jahr.

 

Inflation bleibt weiter hoch

Mit dem Krieg gegen die Ukraine haben die Verbraucherpreise nochmals angezogen. Ausgehend von 5,0 % zu Jahresbeginn kletterte die Inflationsrate bis Mai auf 7,7 %. Getrieben wird die Inflation weiterhin vom starken Anstieg der Energiepreise. Inzwischen hat der kräftige Preisauftrieb auch auf Lebensmittel und Industriegüter übergegriffen, so das IHS.

Da in den kommenden Monaten mit keiner Entspannung zu rechnen ist, hebt das Institut seine Inflationsprognose für 2022 auf 7,4 % an. Im kommenden Jahr sollten von den Rohölpreisen keine preistreibenden Impulse mehr ausgehen und die globale Lieferkettenproblematik dürfte sich etwas entspannen. Zweitrundeneffekte und steigende Lohnstückkosten dürften aber dazu führen, dass die Inflationsrate mit 4,7 % hoch bleibt.

Das WIFO stuft die Inflationsprognosen etwas höher ein und rechnete 2022 mit 7,9 % und 2023 mit 5,3 %.

 

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Regierung schnürte mehrere Entlastungspakete

Die Inflation beschäftigt nicht nur die Wirtschaftsforscher sondern auch die Politik und jeden einzelnen Bürger im Land. Vergangene Woche verabschiedete der Nationalrad ein weiteres Entlastungspaket, das genau auf die Bekämpfung der hohen Inflation durch Entlastungen der Menschen abzielt. Dabei setzt die Regierung auf einen Mix aus Sofortmaßnahmen sowie mit Blick auf kommendes Jahr auf langfristigen Maßnahmen wie zum Beispiel die Abschaffung der Kalten Progression.