Innenpolitik

Wenn Tischler, Koch und Installateur zum Mangelberuf werden

Das Tischler setzt den Hobel an. Dieses jahrhundertealte Handwerk steht wie 79 andere Berufe mittlerweile auf der Liste der Mangelberufe. Foto: istock / photoschmidt

Der Schein trügt. Trotz niedrigster Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren suchen Unternehmen händeringend nach Mitarbeitern. Ein Problem, das von Monat zu Monat immer größer wird: der Fachkräftemangel wird eklatanter und die Liste an Mangelberufen nimmt zu. Mittlerweile nagt dieses Problem an alten Handwerksberufen, die es eigentlich in jedem Ort gibt bzw. gab: Tischler, Elektriker oder Installateur.

 

Droht Knappheit bei Handwerkern?

Es trifft längst nicht mehr den Tourismus, die Gastronomie oder die Pflege, die unter massiven Mitarbeitermangel ächzen. Die Zahl der offen gemeldeten Stellen erreicht bereits Berufsgruppen, die zum klassischen Handwerk zählen, wie eine spezifische Auswertung von AMS Zahlen durch das wirtschaftsliberale Institut Agenda Austria zeigen.

 

Bereits 80 Mangelberufe

Zwar steht immer noch der Koch an der Spitze der Mangelberufe, aber die Berufsbereiche weiten sich immer weiter aus. Von Mechaniker über Handel bis zum Handwerk. Auffällig an der Auswertung von Agenda Austria: an akademischen Berufen mangelt es nicht. Fachkräfte werden hauptsächlich im Dienstleistungs- und Handwerkssektor gesucht. Von Mangelberuf ist dann die Rede, wenn das Verhältnis von Arbeitslosen zu offener Stelle unter 1,5 liegt. Dieses Verhältnis unter 1,5 liegt mittlerweile bei bereits 80 Berufsfeldern vor.

 

Die Zahlen im Detail

Der Wirtschaft droht mit steigender Zahl an Mangelberufen ein langfristiges Problem. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Grafik: Agenda Austria

Der Wirtschaft droht mit steigender Zahl an Mangelberufen ein langfristiges Problem. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. Grafik: Agenda Austria

 

„Zu wenige Menschen, die diese Stellen besetzen“

Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucsera, sieht abseits des Gastgewerbes bei den anderen Mangelberufen deutlich größere Herausforderungen, da im Gegensatz zum Tourismus und Gastronomie schlichtweg die Menschen für die Stellenbesetzungen fehlen. „Deutlich schwieriger ist es beispielsweise bei Elektroinstallateuren, Krankenpflegern oder Tischlern. Denn hier gibt es überhaupt zu wenige Menschen, die diese Stellen besetzen könnten“, so Kucsera. Hier bräuchte es zielgerichtete Umschulungen und Weiterbildungen, um den Qualifikationsmismatch zu reduzieren.

 

Für Wirtschaftsbund ein „trauriger Rekord“

Indes sieht auch der Wirtschaftsbund in seinem „Stellenmonitor“ im fünften Monat in Folge einen neuen Rekord an offenen Stellen. „Der Arbeitskräftemangel führt dazu, dass unsere Unternehmen bei vollen Auftragsbüchern verhungern“, so WB-Generalsekretär und ÖVP-Abg. Kurt Egger mit verweis auf die knapp 272.000 offenen Stellen in Österreich.

 

Bundesregierung steuert dagegen

Ein möglicher Hebel zur Eindämmung des Fachkräftemangels ist die rot-weiß-rot Karte, deren Reform von Arbeitsminister Martin Kocher und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck vergangene Woche angekündigt wurde. So soll der Zugang ausländischer Arbeitskräfte zum Arbeitsmarkt wesentlich erleichtert werden. (Zur-Sache berichtete)

 

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden