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Ökosoziale Steuerreform: Wie profitiere ich als junger Mensch davon?

Victoria Mayer schreibt darüber, was die Steuerreform für junge Menschen bedeutet. Foto: Victoria Mayer / iStock sergioph

Die ökosoziale Steuerreform ist ein Meilenstein für die österreichische Klimapolitik. Außerdem ist es eine Reform, von der gerade Junge enorm profitieren können. Doch worin besteht sie und wie profitiert man als junger Mensch von ihr? Zur-Sache-Autorin Victoria Mayer analysiert die ökosoziale Steuerreform aus der Sicht einer teils berufstätigen Studentin.

Öko-Komponente im Steuersystem

Mit der Steuerreform wird in unser Steuersystem – erstmals in der österreichischen Geschichte – eine ökologische Komponente eingebaut, die gleichzeitig die Bevölkerung entlastet. Mich freut es besonders, dass endlich Maßnahmen gesetzt werden, die unser Land nachhaltig im Bereich Klimaschutz verändern, aber die Österreicher dadurch nicht besonders belastet werden, sondern im Gegenteil sogar eine Entlastung stattfindet.

Die größte Steuerreform der zweiten Republik? Woher kommt das zusätzliche Geld für die Österreicher und funktioniert die Entlastung, von der alle sprechen? Besonders für einen jungen Menschen, der neu im Arbeits- oder Studentenleben angekommen ist und erstmals eigene Steuern zahlt, sind solche Begriffe nicht immer leicht einzuordnen.

 

Entlastung des Faktors Arbeit

Einen wesentlichen Faktor bei der Entlastung spielt das Thema Arbeit, weil die Arbeitnehmer durch die Steuersenkung weniger zahlen müssen und somit am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche haben.

Um zu verstehen, woher dieses zusätzliche Geld kommt, muss man die Grundidee der ökosozialen Steuerreform kennen: Klimaschädliche Produkte werden teurer und klimafreundliche billiger. Eine Maßnahme hierfür ist die zusätzliche CO2-Bepreisung, die der Erderwärmung entgegenwirken soll. Vor allem für Unternehmen ist das ein Anreiz, ihre Produkte klimafreundlicher zu produzieren und in innovative Technologien zu investieren.

 

Anreize für Verzicht auf das Auto

Verschont von der höheren CO2-Besteuerung bleiben natürlich auch die Autofahrer nicht. Dazu zähle ich ebenfalls, da ich trotz mehrheitlich gut ausgebautem Öffi-Netz in Wien oft auf das Auto umsteige. In einem großen Randbezirk wie Floridsdorf sind leider nicht immer die besten Voraussetzungen gegeben, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schnell von A nach B zu kommen.

Um die Menschen zusätzlich zu entlasten und des Weiteren zum Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu animieren, wurde der Klimabonus geschaffen. Bei mir als Wienerin beläuft sich der Klimabonus für Heizkosten und Treibstoffausgleich auf circa 100 Euro, weil unsere Stadt in die Stufe mit dem besten öffentlichen Nahverkehr eingereiht wird und der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel einfacher, als in manch anderen Regionen Österreichs ist.

Lobenswert finde ich bei diesem Schritt, dass diejenigen, die keine Möglichkeit haben auf das öffentliche Verkehrsnetz umzusteigen, nicht bestraft werden, sondern ein Anreiz geschaffen wird auf das Auto zu verzichten.

 

Schritt gegen Klimawandel trotz Teuerungen

Natürlich verteuert sich durch die CO2-Besteuerung auch das Heizen der eigenen vier Wände. Dies ist in der derzeitigen Situation durch die stark angestiegenen Energiekosten nicht optimal. Trotzdem denke ich, dass es wichtig ist, jetzt zu handeln und der Schritt notwendig ist, um gegen den Klimawandel anzukämpfen.

 

Wie Studierende profitieren

Darüber hinaus profitieren alle Studierenden, die nebenbei mehr als geringfügig arbeiten, von der Senkung der Lohn- und Einkommenssteuer. Dies wird genauso wie die CO2-Bepreisung in Etappen abgerechnet. Jeder, der im Jahr mehr als 18.000 Euro brutto verdient, bekommt ab Juli 2022 mehr netto-Gehalt.

Statt 35 Prozent Lohnsteuer, wie bis jetzt üblich, wird die Steuer ab Juli 2022 auf 30 Prozent herabgesetzt. Somit bleibt auch mir als Teilzeitkraft in einer Marketing-Agentur und Bezirksrätin am Ende des Monats mehr übrig. Es zahlt sich wieder mehr aus, einer Arbeit nachzugehen als sich vom Sozialstaat erhalten zu lassen. Dies finde ich einen wichtigen Ansatz. Arbeit muss sich wieder lohnen und gerecht bezahlt werden, ohne dass man von der Steuerlast erdrückt wird.

 

Steuerlast wird gesenkt

Mit dieser Reform wird auch endlich die extrem hohe Steuerbelastung gesenkt. In Österreich verzeichnen wird derzeit laut OECD eine Steuerlast 47,9 %, das ist die vierthöchste Steuerbelastung der Einkommen in der EU. Außerdem werden durch die Senkung der Krankenversicherungsbeiträge bis zu einem Einkommen von 2.600 Euro brutto kleine und mittlere Einkommen entlastet.

 

Familienbonus Plus

Natürlich steht nicht jeder Student bereits mitten im Arbeitsleben. Viele arbeiten entweder geringfügig oder konzentrieren sich vollständig auf ihr Studium. Ihre Eltern haben damit die Möglichkeit, neben der Familienbeihilfe zusätzlich den Familienbonus Plus zu erhalten. Dieser Bonus wird beginnend mit Juli 2022 bei unter 18-Jährigen auf 2.000 Euro, pro Kind und Jahr, erhöht. Für alle über 18 erhöht er sich von 500 Euro jährlich auf 650 Euro.

 

Ökosoziale Steuerreform lohnt sich

Mein Fazit als Studentin und Arbeitnehmerin ist, dass es sich für jeden lohnt, die Chancen der ökosozialen Steuerreform zu nutzen. Das ist nur der finanzielle beziehungsweise der entlastende Aspekt. Gleichzeitig trägt die ökosoziale Steuerreform einen großen Beitrag zum Schutz unseres Klimas bei, der Österreich nachhaltig mit einer innovativen und marktwirtschaftlichen Klimapolitik transformieren wird. Einige Länder nehmen sich die ökosoziale Steuerreform zum Vorbild, weitere sollten folgen.

Daher möchte ich mit einem Zitat von John F. Kennedy abschließen, weil man es passender nicht ausdrücken kann, worum’s jetzt geht:

Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wer, wenn nicht wir?

John Fitzgerald „Jack“ Kennedy
(1917 – 1963)

 

Quellen:

https://www.trend.at/branchen/steuern/steuerreform-eckpunkte-12250596

https://www.bmf.gv.at/public/informationen/entlastung.html

https://news.wko.at/news/oesterreich/oekosoziale-steuerreform.html

 

Zur Autorin:

Victoria Mayer absolvierte das Ella Lingens Gymnasium in Wien und studiert an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Wien Jus. Sie arbeitet nebenher in einer Marketingagentur, ist stellvertretende Landesobfrau der Jungen ÖVP Wien und Bezirksrätin in Wien-Floridsdorf.