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Die SPÖ und ihr Problem mit Zahlen
So geht links: Rote Politik besticht meist durch Politik mit roten Zahlen. Es mag für die rote Partei geradezu logisch sein, aber für ein Land und für die gesamte Gesellschaft sind rote Zahlen auf Dauer ein Problem. Aber das ist nicht neu.
Die SPÖ hatte nie ein Problem mit Staatsschulden, aber immer schon ein Problem im Umgang mit Zahlen und Bezahlen. Besonders wenn es um das Stopfen von Budgetlöchern geht. Man holt sich dann einfach das Geld aus anderen – fremden – Taschen. Sprich von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Aber die SPÖ tut sich auch beim Zählen schwer, wie der gestrige Mai-Aufmarsch am Wiener Rathausplatz gezeigt hat.
Ein Aufmarsch mit Blick zurück statt vorne
Unabhängig von seiner historischen Bedeutung ist der 1. Mai in Wien das Hochamt der Sozialdemokratie, ein öffentliches zur Schau stellen der geballten Kraft der Sozialdemokratie, ein Schwelgen in Erinnerungen an goldene SPÖ-Zeiten von gestern. An Viktor Adler, Bruno Kreisky, Franz Vranitzky. An Zeiten, als die Genossinnen und Genossen noch an der Macht waren.
Es werden Reden geschwungen. Von der Arbeiterkammerpräsidentin (einer gesetzlichen, von allen Arbeitnehmern finanzierten Interessenvertretung!), vom roten Wiener Bürgermeister und zum Höhepunkt von der Bundesparteivorsitzenden der SPÖ. Der Inhalt der Reden ähnelt jener einer in die Jahre gekommenen CD, die Jahr für Jahr am 1. Mai neuerlich aufgelegt wird. Der Inhalt bleibt immer gleich: Klassenkampf at its best, Ungerechtigkeit im Land, die bösen Reichen, die – wenn anders gefärbt – schlimme Regierung. Unter SPÖ-Führung wäre alles besser. Viel besser. Der Ablauf ist jeher gleich. Am Ende werden rote Tücher geschwungen und die Internationale gesungen – quasi das „Vater unser“ der Sozialisten. Die Leitbilder sind links, der Rest ist Feindbild.
Dem säkularen Hochamt laufen die Gläubigen weg
Doch der Zulauf nimmt ab. Es werden immer weniger – wie sagt man heute? – Fans und Follower. Weniger rote Tücher und weniger Jubel. Die Internationale hört sich nicht mehr so an, als würde sie von einem vielstimmigen Chor in voller Inbrunst gesungen. Sie klingt immer mehr wie ein Sammelsurium vereinzelter Solos. Von Gleichklang und Einstimmigkeit ist längst nichts mehr zu hören. Kurzum: der Maiaufmarsch der SPÖ verliert an Glanz, Bedeutung und Teilnehmern. Nur jene Personen, die am Rednerpult stehen, wollen es nicht wahrhaben. Für sie kommen Jahr für Jahr 100.000 Genossinnen und Genossen auf den Rathausplatz. Nur: Kaum jemand unter den Beobachtern sieht diese 100.000 Menschen. Dem Schicksal sei’s gedankt, denn es gibt die Polizei, die mit einer genauen Zählung der Teilnehmer aus der Luft auf lediglich 2.000 Teilnehmer beim gestrigen SPÖ-Maiaufmarsch gekommen ist.
Die roten Zahlen bleiben
Wer sich beim Blick auf Menschenmengen um das 50-Fache verschätzt, der hat auch ein Problem mit der Einschätzung der wahren und wichtigen Nöte und Sorgen der Menschen im Land. Denn eines darf man nicht vergessen: rote Politik heißt rote Zahlen – wir wissen also was auf uns zukommt, wenn Pamela Rendi-Wagner in die Nähe des Budgets und des Ballhausplatzes käme.