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Gedenken an die Opfer. Freude über Befreiung

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Tag der Befreiung des Lagers: Bundeskanzler Karl Nehammer und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler mit weiteren Regierungsmitgliedern an der Gedenkstätte des KZ Mauthausen. Foto: Bka/Andy Wenzel

Gedenken an die NS-Opfer, Freude über die Befreiung und das Kriegsende 1945 sowie Aufrufe zu Frieden und Toleranz prägen das Gedenken im Mai an das Jahr 1945. Bewegende Momente des Gedenkens und mahnende Worte gegen Rassismus sollen Demokratie festigen. Die vielfachen Gedenken werden am Montag im Bundeskanzleramt und am Heldenplatz abgeschlossen.

 

Gedenkstunden – und Fest der Freude

Bundesregierung und Parlament haben Gedenken abgehalten. Am Montag folgt ein „Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa“ mit Bundeskanzler Karl Nehammer im Bundeskanzleramt. ORF 2 überträgt am Montag, 8. Mai um 12.00 live aus dem Bundeskanzleramt.

Ein weiteres Gedenken an die NS-Opfer und das „Fest der Freude“ über die Befreiung vom Nationalsozialismus erfolgen abends auf dem Heldenplatz in Wien.

 

Internationales Gedenken in Mauthausen

In der KZ Gedenkstätte Mauthausen wurde am Sonntag das jährliche internationale Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus begangen.

Das KZ Mauthausen war am 5. Mai 1945 von US-Truppen befreit worden. Rund 200.000 Personen waren in Mauthausen und 49 Nebenlagern inhaftiert, lediglich die Hälfte von ihnen überlebte.

 

Thema „Zivilcourage“

„Zivilcourage“ war heuer das Thema der jährlichen Gedenk- und Befreiungsfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen.

Internationale Delegationen sowie Vertreter der Bundesregierung legten Kränze nieder. Vor der internationalen Befreiungsfeier zelebrierten Bischof Manfred Scheuer, Bischof Michael Chalupka und Erzpriester Alexander Lapin einen ökumenischen Gottesdienst.

 

„Klare Eckpfeiler“ statt „leerer Rituale“

Am Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen – 5. Mai – erinnerte das Parlament mit dem Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Fokus standen die KZ-Gedenkstätte Gusen sowie die Zukunft des Gedenkens.

„Soll unser Gedenken nicht zum leeren Ritual verkommen, muss sich Gedenken – begründet in einem klaren Bewusstsein des Geschehenen – mit dem aktuellen Geschehen, mit dem Gegenwärtigen konfrontieren“, betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka laut Parlamentskorrespondenz in seiner Eröffnung. Daher gelte es, aus dem Gedenken an vergangenes Unrecht „klare Eckpfeiler für das gegenwärtige Handeln zu bauen“.

Wolfgang Sobotka: Für bessere politische Kultur. Foto: Parlament/Johannes Zinner

Wolfgang Sobotka: Für bessere politische Kultur. Foto: Parlament/Johannes Zinner

Bekenntnis zu Israel, Wertschätzung für jüdische Gemeinde

Als Beispiele für solche Eckpfeiler nannte Sobotka das Bekenntnis Österreichs zu Israel als jüdischem Staat, die Wertschätzung gegenüber der jüdischen Gemeinde in Österreich und die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit durch Restitutionen und Entschädigungen.

 

Politische Kultur verbessern

Als vierten Eckpfeiler und „wohl herausforderndste Aufgabe“ verwies Sobotka auf die „verbesserungswürdige Pflege der politischen und demokratischen Kultur“. Denn oft müsse man sich fragen, ob die Fähigkeit verloren gehe, Zukunft zu verhandeln und einen Konsens herzustellen. Eine kritikwürdige Rolle spielen laut Sobotka auch soziale Medien, indem sie Polarisierung und Verschwörungsmythen befeuern.

 

„Pandemie der Desinformation“

Es bedürfe einer „digitalen Selbstverteidigung unserer Demokratien“ so der Nationalratspräsident. „Wir sehen uns einer neuen Pandemie der Desinformation und Manipulation ausgesetzt. Bis dato gibt es dagegen keine Immunisierung“, sagte Sobotka in der gemeinsamen Gedenkstunde von National- und Bundesrat, zu der er mit dessen Vorsitzendem Günter Kovacs geladen hatte.

 

Regierung an der Gedenkstätte

Am 4. Mai gedachte die Bundesregierung der Opfer des KZ in der Gedenkstätte Mauthausen. Dem Gedenkrundgang folgten die Verlesung von Opferbiografien am Appellplatz des KZ und dann eine Namensverlesung im Stollensystem des Nebenlagers in St. Georgen an der Gusen.

Das Bundesministerium für Landesverteidigung pflegt seit 2020 eine enge Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Offiziere und Unteroffiziere erhalten in der Ausbildung historische Informationen und besuchen die Gedenkstätte.

Zum „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ erklärte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner in Mauthausen, die Gräueltaten dürften niemals vergessen werden: „Gewalt, Rassismus und Nationalsozialismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz!“

Kanzler Karl Nehammer an der Gedenkstätte für Kanzler Leopold Figl (ÖVP). Foto: Andy Wenzel

Kanzler Karl Nehammer an der Gedenkstätte für Kanzler Leopold Figl (ÖVP). Foto: Andy Wenzel

Mensch Award vergeben

Auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und der Mensch International Foundation wurde am 4. Mai im Parlament in Wien zum ersten Mal der Mensch Award vergeben, berichtet die Parlamentskorrespondenz.

Die für erwiesene Menschlichkeit vergebene Auszeichnung erhielten in diesem Jahr posthum die Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal und Leon Zelman, Othmar Scheider sowie die 11. Panzerdivision der US-Army von 1945.

Die von Steve Geiger 2002 gegründete Mensch International Foundation hat das Ziel, eine tolerante Gesellschaftsordnung mit Werten zu fördern, die im Einklang mit der Entwicklung von Minderheitenrechten sowie der Rede- und der Religionsfreiheit stehen. Im Jiddischen beschreibt das Wort „Mensch“ eine Person, die rechtschaffen ist, Charakter hat, vertrauenswürdig und achtsam ist.

Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus. Foto: Thomas Topf

Gedenken von National- und Bundesrat gegen Gewalt und Rassismus. Foto: Thomas Topf

Auftreten gegen den Antisemitismus

„Antisemitismus ist nicht allein durch Gesetze zu bekämpfen. Wir müssen die Zivilgesellschaft ermuntern, mutig gegen jede Form des Antisemitismus aufzutreten“, betonte Sobotka in seiner Eröffnung. Genau für dieses Engagement habe das Parlament im Jahr 2020 auch den Simon-Wiesenthal-Preis ins Leben gerufen, so Sobotka.