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Neue Förderung unterstützt Generationenwechsel im Tourismus

Das Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus startet am 5. Juni 2025 eine neue Förderaktion zur Unterstützung von Betriebsübergaben im Tourismus im ländlichen Raum. Mit bis zu 3 Millionen Euro bis 2027 soll der bevorstehende Generationenwechsel in der Branche abgefedert werden.
Der Tourismus gilt auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten als ein stabiler Anker (Zur-Sache berichtete). Allerdings steht der österreichische Tourismus in den kommenden Jahren vor einer gewaltigen Herausforderung: Die Generation der Babyboomer bereitet sich auf den Ruhestand vor, tausende Betriebe müssen übergeben werden. Laut einer Erhebung der KMU Forschung Austria aus dem Jahr 2022 planen drei Viertel der befragten Tourismusbetriebe eine Betriebsübergabe. 60 Prozent davon innerhalb der kommenden zehn Jahre, 17 Prozent sogar kurzfristig.
Fast 8.000 Betriebsübergaben im stehen an
„Ein leerstehendes Wirtshaus ist nicht nur ein verlorener Betrieb – es ist ein verlorener Begegnungsort, ein Stück Identität, das fehlt“, betont Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner die gesellschaftliche Bedeutung der Initiative. Bis 2029 stehen laut Prognosen rund 7.900 Übergaben bevor.
Die neue Förderung richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) der Tourismus- und Freizeitwirtschaft im ländlichen Raum, konkret in Gemeinden und Städten unter 30.000 Einwohnern. Gefördert wird die Erstellung eines individuell abgestimmten Businessplans durch ein gewerbliches Beratungsunternehmen mit einer Pauschale in Höhe von 8.000 Euro.
Familieninterne Übergaben bevorzugt
Besonders hoch ist der Wunsch nach einer familieninternen Übergabe: 56 Prozent der Betriebe möchten an ihre Kinder übergeben – meist an Söhne (48 Prozent), gefolgt von Töchtern (29 Prozent). Dennoch ist vieles ungeklärt: Nur ein gutes Drittel hat sich überhaupt bereits aktiv mit dem Thema befasst. 42 Prozent wissen noch nicht, ob sie ihren Betrieb verschenken, vererben oder verkaufen wollen.
Allein im Jahr 2023 gab es etwas mehr als 7.400 Unternehmensübergaben in der gewerblichen Wirtschaft, davon entfielen rund 27 Prozent auf den Sektor Tourismus- und Freizeitwirtschaft; insgesamt mehr als 1.500 Unternehmen in der Gastronomie und knapp über 300 Unternehmen in der Hotellerie.
Tourismus generiert bis zu 90 Prozent Wertschöpfung
Gerade im ländlichen Raum bilden Tourismusbetriebe das wirtschaftliche und soziale Rückgrat. Sie sichern Arbeitsplätze, erhalten die Nahversorgung und bieten Gästen wie Einheimischen gastronomische Infrastruktur. Bis zu 90 Prozent der lokalen Wertschöpfung werden in manchen Regionen durch Tourismusbetriebe generiert.
„Wir retten nicht nur Betriebe – wir erhalten Gastgeberkultur, Familiengeschichte und Zukunftschancen. Tourismus lebt von Menschen, die etwas wagen. Mit dieser Förderung geben wir ihnen Rückenwind“, so Zehetner.
Die Mittel für die Förderung stammen aus nationalen Budgets und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). Die Abwicklung erfolgt digital über die Plattform der Agrarmarkt Austria (AMA).
Mehrere Fördermöglichkeiten
Für die Förderung gelten bestimmte Voraussetzungen: Der Businessplan muss für einen KMU-Betrieb im ländlichen Gebiet umgesetzt werden, festgelegte Mindestinhalte umfassen und innerhalb von 12 Monaten ab Genehmigung des Förderungsantrages durch ein gewerblich befugtes Beratungsunternehmen erstellt werden. Die Inanspruchnahme ist nur einmalig innerhalb der EU-Programmperiode 2023-2027 möglich.
Ergänzend zur neuen Förderung gibt es weitere Unterstützungsangebote der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT), die Zuschüsse, Zinszuschüsse und Haftungen für Unternehmen in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft anbietet. Seit 2023 existieren gezielte Angebote für junge Unternehmerinnen und Unternehmer, darunter eine Jungunternehmer-Förderung mit bis zu 7,5 Prozent Zuschuss vom Bund (maximal 37.500 Euro) bei einer Gründung oder Betriebsübernahme. Mit zusätzlicher Förderung aus dem jeweiligen Bundesland sind bis zu 15 Prozent bzw. 75.000 Euro möglich.
Zehentner: „Generationenwechsel kein Selbstläufer“
Zudem können Betriebsübernehmer, die in Nachhaltigkeit oder Digitalisierung investieren, einen zusätzlichen Zuschuss von bis zu 7 Prozent bzw. 350.000 Euro im Rahmen des Nachhaltigkeitsbonus „Wirtschaft & Digitalisierung“ erhalten.
„Ein erfolgreicher Generationenwechsel ist kein Selbstläufer – aber er ist planbar. Diese Förderung schafft die Basis, damit Lebenswerke weitergeführt werden können“, erklärt Zehetner.
Die Förderung wird über die Digitale Förderungsplattform (DFP) der AMA abgewickelt. Sobald die Maßnahme startet, können Anträge laufend gestellt werden. Die Prüfung erfolgt zu festgelegten Stichtagen.
