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Kinderkopftuchverbot soll mit Begleitmaßnahmen umgesetzt werden

Integrationsministerin Claudia Plakolm stattet das Kinderkopftuchverbot zusätzlich mit Begleitmaßnahmen aus. Foto: BKA/Florian Schrötter

Das angekündigte und von der Regierung bereits beschlossenen Kinderkopftuchverbot soll nun mit zusätzlichen Begleitmaßnahmen kommen. Am Montag hat Integrationsministerin Claudia Plakolm ein umfassendes Maßnahmenpaket angekündigt, das das geplante Kinderkopftuchverbot begleiten soll.

 

Gesetz nimmt Form an

Noch ist das Gesetzt zum Kinderkopftuchverbot vom Nationalrat nicht beschlossen. Dennoch nimmt das Gesetzt nach der Begutachtungsphase immer mehr Konturen an. Ziel des Gesetzes ist, dass jedes Mädchen in Österreich frei, sichtbar und selbstbestimmt aufwachsen kann, ohne – ohne patriarchale Zwänge, Ehrvorstellungen oder soziale Kontrolle.

Das Verbot richtet sich gegen das Tragen von Kopftüchern bei Kindern. Es soll Mädchen vor frühzeitiger Sexualisierung und patriarchaler Bevormundung schützen. Nun sollen begleitende Maßnahmen das Gesetz flankieren und für eine noch bessere Umsetzung sorgen.

 

Plakolm: „Kein Mädchen soll in Österreich verschleiert werden“

Integrationsministerin Plakolm verdeutlichte bei einer Pressekonferenz am Montag nochmal die Notwendigkeit des Kinderkopftuchverbots. „Kein Mädchen soll in Österreich verschleiert, kontrolliert oder bewertet werden. Das Kinderkopftuchverbot schützt Mädchen vor frühzeitiger Sexualisierung und patriarchalen Zwängen“, so die Ministerin.

Die entsprechenden Maßnahmen dazu wurden von Plakolm sowie der Leiterin des ÖIF‑Frauenzentrums, Sonia Koul und der Integrationsexpertin Emina Saric präsentiert am Montag vorgestellt. Die Begleitmaßnahmen sollen Mädchen stärken, Burschen sensibilisieren und Eltern unterstützen.

 

3 Begleitmaßnahmen zum Kinderkopftuchverbot

Empowerment für Mädchen: Mädchen und junge Frauen werden darin bestärkt, ihre Rechte auf Bildung, Selbstbestimmung und freie Lebensgestaltung wahrzunehmen. Sie lernen, ihre Stimme zu erheben, Grenzen zu setzen und selbstbewusst ihren eigenen Weg zu gehen – ohne Angst, gegen kulturelle Erwartungen zu verstoßen.

Arbeit mit jungen Burschen und sogenannte Sittenwächter: Junge Männer werden für Gleichberechtigung, Respekt und Gewaltfreiheit sensibilisiert. Der traditionelle Ehrbegriff wird neu gedeutet: Ehre bedeutet, andere zu respektieren – nicht, Gewalt auszuüben. Damit wird sozialem Druck auf Mädchen entgegengewirkt und ein respektvolles Miteinander gefördert.

Elternarbeit: In ehrbezogenen Familien geben Eltern Werte und Rollenbilder weiter, die bestimmen, was als „anständig“, „ehrenhaft“ oder „unzulässig“ gilt. Deshalb werden Eltern unterstützt, ihre Kinder zu selbstbestimmten, gleichberechtigten Persönlichkeiten zu erziehen. Sie erhalten Informationen über Rechte, Werte und Pflichten in Österreich und lernen, kulturelle Traditionen mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft zu verbinden.

 

Expertin: „Gewalt im Namen der Ehre“

Sonja Koul berichtete im Pressegespräch von ihren täglichen Erfahrungen im ÖIF-Frauenzentrum. Es würden Frauen kommen, die unterdrückt und von ihren freien Entscheidungen abgehalten werden. Sie spricht von Frauen, „die nicht allein das Haus verlassen, einen Deutschkurs besuchen oder eine Arbeit suchen oder aufnehmen dürfen“ und von Frauen, „denen Gewalt angetan oder angedroht wird. Wir informieren, beraten und stärken sie, damit sie selbstbestimmt ihre eigenen Entscheidungen treffen, ihr Leben gestalten und ihre Chancen in Österreich wahrnehmen können.“

Ähnlich klingt auch die Integrationsexpertin. „Gewalt im Namen der Ehre ist kein privates Problem, sondern Ausdruck patriarchaler Kontrolle, die die Unterordnung von Mädchen und Frauen erzwingt und soziale Kontrolle – etwa durch Kleidervorschriften oder Kopftuchzwang – legitimiert“, so Emina Saric.

Die Regierung beabsichtigt, dass das Gesetzt noch in diesem Jahr im Parlament beschlossen wird, damit es zeitgerecht mit Semesterstart 2026 in Kraft treten kann.