News
Kugler & Sieber für Schutz vor Zwangsehen
Die Parlamentarier Gudrun Kugler und Norbert Sieber starten eine weitere Initiative, um minderjährige Mädchen davor zu schützen, in eine Heirat gedrängt zu werden: Das Ehealter soll auf grundsätzlich 18 Jahre angehoben werden. Ein Initiativantrag wurde dem Koalitionspartner übermittelt, teilten die beiden ÖVP-Abgeordneten mit. Das Problem wird unterschätzt, sagen Sozialwissenschaftler.
Millionen Kinder betroffen
Internationalen Studien zufolge sind zumindest 22 Millionen Menschen weltweit von Zwangsverheiratung betroffen, davon neun Millionen Kinder, heißt es in einer Erklärung von Gudrun Kugler, Menschenrechtsprecherin der ÖVP, und Norbert Sieber, Familiensprecher der ÖVP.
Der UN-Organisation für Kinder, UNICEF, zufolge, werden jährlich weltweit 12 Millionen Mädchen unter 18 Jahren verheiratet.
Zwangsheiraten kämen auch in Österreich vor. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Der im Juni veröffentlichte Lagebericht des Projekts FORMA (Forced Marriage, 2023/24) zeige dies. Bei der Präsentation des Berichts im Juni in Wien hieß es: Zwangsverheiratung in Österreich sei ein unterschätztes Phänomen.
Kugler & Sieger für Anhebung
„Wir müssen sicherstellen, dass Minderjährige nicht in eine Heirat gedrängt werden. Deswegen soll das Ehealter in Österreich gänzlich auf 18 Jahre angehoben werden“, sagten Kugler und Sieber. Eine Ehe unter 18 ist in Österreich zwar prinzipiell verboten, allerdings mit der Ausnahme, wenn ein Gericht 16- oder 17-jährige für ehemündig erklärt.
Initiativantrag übermittelt
Ein entsprechender Initiativantrag zur Änderung des Ehealters wurde dem Koalitionspartner übermittelt. Sieber dazu: „Eine Änderung des Eherechts würde einen Gleichklang mit europäischen Ländern wie Dänemark, Norwegen oder Deutschland und einen höheren Schutz für Minderjährige – vor allem Mädchen und Frauen – bedeuten.“
Negative Folgen früher Ehen
Die Folgen frühzeitiger Eheschließungen seien oft Ausbildungsabbrüche und wirtschaftliche und soziale Abhängigkeiten. Nicht selten werde auch psychische, physische oder sexualisierte Gewalt ausgeübt, so der Familiensprecher weiter.
Dem Leitfaden von „Orient Express“ zufolge betrifft das Thema Zwangsheirat häufig Minderjährige, welche bereits in zweiter oder dritter Generation in Österreich leben. Der Verein „Orient Express“ betreut Frauen mit Migrationsgeschichte in Österreich.
Druck auf Mädchen
„Hauptsächlich weibliche Jugendliche werden unter Druck gesetzt, im Heimatland ihrer Eltern einen oftmals für sie unbekannten Mann oder nahen Verwandten zu heiraten. Durch die frühe Heirat wird sichergestellt, dass die Betroffenen jungfräulich heiraten und so die Familienehre gewahrt bleibt“, erklärt Kugler zur Situation der betroffenen Frauen.
Es gilt, Vorkehrungen zum Schutz der Frauen zu treffen. Kugler dazu: „Neben der Anhebung des Ehealters auf ausnahmslos 18 Jahre ist im Initiativantrag das Verbot einer Heirat zwischen Cousins und Cousinen vorgesehen.“
Mehrere Maßnahmen für Betroffene
Weitere Initiativen sind vorgesehen, wie Kugler erläutert: „Wir arbeiten wir an einem Paket, das vorbeugende sowie bewusstseinsbildende Maßnahmen vorsieht, insbesondere beim Personal im Fremden-, Gesundheits- und Schulwesen. Dazu kommen Maßnahmen der Rehabilitation und Betreuung für zwangsverheiratete Kinder und Jugendliche.“
Österreichs internationale Politik ist ebenso gefordert: „Zum Paket gehört, Projekte zur Bekämpfung von Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratungen in anderen Ländern durch Entwicklungszusammenarbeit zu unterstützen.“
Mit dem Gesetzesvorhaben soll ein weiteres Projekt aus dem Regierungsprogramm umgesetzt werden. „Es geht darum, diese Lücken konsequent zu schließen. Das Frauenministerium setzt sich seit Jahren öffentlich und in zahlreichen Gesprächen mit dem Koalitionspartner dafür ein, das Ehealter auf 18 Jahre anzuheben“, erklärten Kugler und Sieber in einem Medienstatement des ÖVP-Parlamentsklubs.
Links zum Thema: