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Nachgefragt: Im Gespräch mit Martin Polaschek
Ein Experte für das Bildungsministerium. Mit dem Professor und ehemaligen Vizerektor der Universität Graz, Martin Polaschek, sitzt ein absoluter Experte an der Spitze des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums. Zur-Sache hat mit Minister Polaschek über den Reformbedarf, den österreichischen Forschungsstandard und das Bildungsbudget gesprochen.
Zur-Sache: Wenn Sie sich zurückversetzen in Ihre Schulzeit. Was wollten Sie als Schüler geändert wissen? Welche Änderungswünsche werden an Sie herangetragen. Worin erblicken Sie heute den wesentlichsten Reformbedarf.
Martin Polaschek: Der Beruf der Lehrerin und des Lehrers ist ein ganz besonderer. Oftmals wird dieser aber in der Öffentlichkeit nicht dementsprechend dargestellt – das war auch früher bereits so. Aus diesem Grund habe ich die Ressortstrategie „Klasse Job“ ins Leben gerufen. Diese zielt darauf ab, einerseits die Erzählung von Schule zu modernisieren. Wir setzen aber auch dabei an das Wesen, das Bild sowie Image des Lehrer/innen-Berufs positiv zu entwickeln. Zudem werden wir neue Zielgruppen für einen „Klasse Job“ – etwa Quereinsteiger/innen – ansprechen.
Österreich hat mit Anton Zeilinger dieses Jahr einen Nobelpreis-Träger. Wie liegt Österreich in Wissenschaft und Forschung im internationalen Vergleich?
Die Verleihung des diesjährigen Physiknobelpreises an Anton Zeilinger hat uns einmal mehr vor Augen geführt, dass die Spitzenforschung in Österreich beheimatet ist. Mit der FTI-Strategie 2030 haben wir einen erfolgreichen Weg zu einem der attraktivsten und innovativsten Forschungsstandorten Europas eingeschlagen. Dieser Weg zur Erhöhung von Exzellenz und Wirksamkeit wird nun im zweiten FTI-Pakt 2024-26 konsequent fortgesetzt: Die Weiterführung von ‚excellent=austria‘, die Sicherstellung der Förderinitiative Quantum Austria und die Spin-off Fellowships sind nur einige von einer Vielzahl an Maßnahmen. Insgesamt investieren wir mit dem zweiten FTI-Pakt über 5 Mrd. Euro in unsere heimischen Forschenden und somit in das Wissen von morgen.
Worin bestehen die Schwerpunkte des – erhöhten – Bildungsbudgets?
Mit dem Budget 2023 können wir im Bildungsbereich eine Rekordsteigerung von 10 Prozent auf 11 Mrd. Euro verbuchen. Es stimmt, vieles dafür ist für die durch die hohe Inflation bedingten Kostensteigerungen vorgesehen. Wie aber auch schon in den vergangenen Jahren werden – was gerne auch übersehen wird – auch mit diesem Budget nachhaltig zusätzliche Ressourcen für neue Maßnahme im Budget verankert.
Was mich besonders freut: Wir schaffen erstmals seit sehr langer Zeit einen neuen Schultyp und das in einem gesellschaftlich extrem wichtigen Bereich, nämlich der Pflege! Dafür stehen im nächsten Jahr rund 50 Mio. Euro, in den Jahren darauf rund 100 Mio. Euro breit! Bis zu 8.000 Schulplätze können damit finanziert werden. Ein wichtiger Beitrag gegen den Fachkräftemangel.
Die Ressortstrategie Klasse Job zur Bekämpfung des Lehrermangels ist ebenfalls budgetiert, rund 800.000 Euro sind dafür vorgesehen.
Um zusätzliche Fachkräfte für die Elementarpädagogik zu gewinnen sind 5 Mio. Euro für den mit dem 2021 gestarteten Ausbau von bis zu 230 zusätzlichen Kollegplätzen budgetiert.
Worin bestehen die anhaltenden Herausforderungen der Digitalisierung für Inhalte der Bildung (bzw. der Kompetenzen) für deren Vermittlung?
Schule ist Zukunftsplatz! Wir schreiben also die Geschichte von morgen! Das Bildungsressort ist nicht zuletzt mit dem neuen Pflichtfach „Digitale Grundbildung“ und der Geräteinitiative Digitales Lernen ein Motor für digitale Skills. Die „Digitale Kompetenzoffensive“ bietet willkommenen Rückenwind für eine digital-innovative Bildungslandschaft, die durch verlässliche digitale Kompetenzen sicherstellt, dass wir digitale Chancen bestmöglich nutzen können.
Ihr Jahr in 3 Worten:
Herausfordernd, ereignisreich und zukunftsweisend!