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Wasser für Ägypten, Abkommen für Österreich
Die dreitägige Afrika-Reise des Bundeskanzlers wurde vergangene Woche auch für die Vertiefung der Zusammenarbeit Österreichs mit afrikanischen Ländern im Bereich der Landwirtschaft genutzt. In Kairo traf Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig den ägyptischen Wasserminister, Hani Sewilam. Im Gespräch der beiden Minister ging es um Kooperationen in der Wasserwirtschaft.
Großes Land, wenig Bewirtschaftung
Ägypten ist mit einer Million Quadratkilometer fast zwölf Mal so groß wie Österreich. Allerdings sind nur 40.000 Quadratkilometer Kulturland, was der Größe von Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten entspricht. Der Rest ist Wüste.
Die wesentliche Wasserader ist der Nil, aus dem der größte Teil des Trinkwassers aufbereitet wird. Zudem gibt es an der Mittelmeerküste mehrere Anlagen, um Meerwasser zu entsalzen. Einige davon wurden auch mit österreichischem Know-how errichtet. Nahezu die gesamte Bevölkerung verfügen über eine sichere Wassergrundversorgung. Der Verbrauch pro Kopf beträgt 2.073 Liter am Tag.
Zwar ist Ägypten fast flächendeckend an das Trinkwassernetz angeschlossen, aber nur rund zur Hälfte auch an das Abwassernetz. Das führt zu Verunreinigung des Grundwassers, der Wasserkanäle und der landwirtschaftlich genutzten Felder. Bei hohem Wasserverbrauch pro Person fehlen zudem Ressourcen für die Wartung des Wassernetzes und für Neuinvestitionen, zum Beispiel in die Bewässerungskanäle.
Die Arbeitsreise nach Ägypten startete mit einem Erfahrungsaustausch und Gesprächen über eine verstärkte Zusammenarbeit, berichtet Totschnig.
„Die österreichische Wasserwirtschaft ist ein Erfolgsmodell. Um sich den großen Herausforderungen rund um die knappe Ressource Wasser zu stellen, ist es wichtig, dass wir unser Know-how austauschen. Ägypten hat großes Potential für österreichische Unternehmen. Gerade in der Wasseraufbereitung und der Nutzung der Wasserkraft sind wir in Österreich Technologieführer und schon jetzt in der Region aktiv“, erklärt Totschnig.
Kooperation in Aussicht gestellt
Aufbauend auf den Gesprächen bei der UN-Wasserkonferenz in New York wurde ein Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Ägypten und Österreich in der Wasserwirtschaft besprochen.
Um die Kooperation der beiden Staaten zu konkretisieren, wurde von beiden Ministern die Ausarbeitung eines Memorandum of Understanding in Aussicht gestellt: Ziel ist eine technische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und Ägypten für den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen.
Totschnig dazu grundsätzlich: „Wasserkonflikte müssen frühzeitig gemeinsam gelöst werden. Dazu wollen wir beitragen. Österreich hat durch die aktive Mitgestaltung der Donauschutzkommission jahrzehntelange Erfahrung bei der Bewirtschaftung internationaler Flussgebiete. Gemeinsam mit den Flussgebieten Rhein und Elbe haben wir mit 20 Staaten laufend Kontakt und Austausch in den internationalen Gewässerkommissionen. Diese Erfahrung wollen wir weitergeben.“
Wassermangel ist Fluchtursache
Neben Hunger und Krieg ist Wassermangel einer der Hauptgründe für Flucht. Bereits heute haben weltweit mehr als 2,2 Mrd. Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Bis 2030 werden es voraussichtlich knapp 2,4 Mrd. sein. Als Folge könnten bis 2030 nahezu 700 Mio. Menschen aufgrund von Wasserknappheit zur Migration gezwungen werden. „Jeden Beitrag, den wir zur Sicherstellung der Wasserversorgung in diesen Ländern leisten, kann Fluchtursachen verringern“, betont Totschnig.