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Wiener Gesundheitssystem: Abteilungen schließen wegen Personalmangels

Das Wiener Gesundheitssystem hat sein Limit erreicht. ÖVP Wien Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec fordert Sofortmaßnahmen. Foto: istock/amriphoto

Das Wiener Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, warnen Gesundheitsexperten und Politiker. Ingrid Korosec, Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei, hat in einer Dringlichen Anfrage an den zuständigen Stadtrat Peter Hacker Sofortmaßnahmen gefordert, um dem akuten Personalmangel entgegenzuwirken. Auf Bundesebene betonte der Gesundheitssprecher des ÖVP-Parlamentsklubs im Nationalrat, Josef Smolle, dass Österreich ein „ausgezeichnetes Gesundheitssystem“ habe.

 

Missstände im Wiener Gesundheitsbereich verschärfen sich

In den letzten Wochen und Monaten haben sich die dramatischen Entwicklungen des Gesundheitssystems in Wien verschärft. Die Häufung von Gefährdungsmeldungen seit dem letzten Jahr sollte eigentlich bei den zuständigen Stellen bei der Stadt Wien sämtliche Alarmsignale schrillen lassen, doch es passierte nichts, erklärt die Gesundheitssprecherin der ÖVP Wien, Ingrid Korosec, besorgt. Stadtrat Hacker wird von Korosec als hauptverantwortlich für den maroden Zustand des Gesundheitssystems benannt.

 

Personalmangel in Wien auf Höchststand

Letzte Woche erreichte die Krise einen Höhepunkt, als die Notaufnahme in der Klinik Ottakring aufgrund des Personalmangels bedroht war. Weiters sei die temporäre Schließung der Neurochirurgischen Abteilung der Klinik Donaustadt ebenfalls dem Mangel an Pflegepersonal geschuldet, so Korosec.

„Diese Berichte und Gefährdungsmeldungen kommen direkt von Betroffenen – den Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal – und sollten alle Verantwortlichen eigentlich sofort wachrütteln. Stattdessen wird die Verantwortung abgeschoben, beschwichtigt oder schlicht verleugnet „, kritisiert Korosec scharf.

 

Korosec fordert Sofortmaßnahmen

Korosec fordert als eine umfassende Reform des Wiener Gesundheitsverbundes, die Neuausschreibung der Generaldirektorenposten sowie einen Krisengipfel mit dem direkt betroffenen Gesundheitspersonal. Es müssten Maßnahmen gesetzt werden, die den Grundstein für die dringend benötigte Revolution im Gesundheitsbereich legen.

 

Smolle: Österreich hat ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem

Unabhängig von der akuten Spitalskrise in Wien hatte die SPÖ am Donnerstag in der Aktuellen Stunde des Nationalrats eine Debatte zur Gesundheitsversorgung beantragt.

ÖVP-Gesundheitssprecher Josef Smolle verwies darauf, dass Österreich ein hervorragendes Gesundheitssystem habe.

„Außerhalb der Dachregion Deutschland, Österreich und Schweiz können wir lange nach einem Land suchen, in dem wir uns lieber behandeln lassen wollen und auch sicher sein können, dort niederschwellig und kostenlos für jeden jede Spitzenmedizin zu erhalten“, so Smolle weiter.

 

Regierung unterstützt mit gezielten Maßnahmen

„Die SPÖ macht es sich mit ihrer Kritik leicht. Die Regierungsfraktionen machen es sich hingegen nicht leicht, denn sie helfen, wo sie können und wo es möglich ist und übernehmen Verantwortung“, erklärte Smolle. Er wies den SPÖ-Vorwurf der Ausdünnung des Gesundheitsbereiches zurück und betonte, dass der Personalstand in den Spitälern in den letzten zehn Jahren gestiegen sei.

Smolle verwies auf verschiedene Maßnahmen wie die Unterstützung der Pflegeausbildung und den Gehaltszuschlag für Beschäftigte sowie die Befugnis-Erweiterung für die Pflegefachassistenz. „Wir arbeiten auch an einer Befugnis-Erweiterung für die Pflegefachassistenz – ein wichtiger Beruf für die Aufrechterhaltung der Spitalsversorgung“, so Smolle zur Koalitionsarbeit. Beim Medizinstudium laufe der Ausbau von 1.500 auf 2.000 Plätze. Auch der niedergelassene Bereich werde mit einer Novelle zum Primärversorgungsgesetz attraktiver gestaltet, um die Einrichtung von Primärversorgungszentren zu erleichtern. Die Sozialversicherung habe allein im Vorjahr mehr als 600 Ärztinnen und Ärzte für neue Verträge gewinnen können: „Auf der Ebene der Bundesregierung wird daher intensiv gehandelt.“

 

Personal verdient Dank und Vertrauen

In diesem Jahr gebe es auch eine Chance für Veränderungen, da der Finanzausgleich neu verhandelt werde. „Bei den Gesprächen sollte man ein besonderes Augenmerk auf jene Menschen legen, die in den Spitälern rund um die Uhr arbeiten und unsere Versorgung garantieren. Sie verdienen unseren Dank und unser Vertrauen, und die Bundesregierung stellt genau die richtigen Weichen in diese Richtung“, forderte Smolle.