Berichte
Raab und Karner erhöhen nochmals Gewaltschutz
Der Mord an einer 28-Wienerin in der Nähe des Brunnenmarktes schockiert ganz Österreich. Unter dringendem Tatverdacht steht ein 35-Jähriger. Der Sicherheitssprecher der Wiener Volkspartei, Hannes Taborsky meint dazu: „Wir vertrauen darauf, dass die Polizei diesen tragischen Fall lückenlos aufklären wird“. Frauenministerin Susanne Raab, Innenminister Gerhard Karner, Justizministerin Alma Zadic und Vertreter des Instituts zur Konfliktforschung präsentierten eine aktuelle Studie zu Gewaltforschung.
Raab: Studie zeigt Gewalt an Frauen
Die aktuelle Studie des Instituts für Konfliktforschung beruht auf Gerichtsakten von Jänner 2016 bis Dezember 2020 und Kriminalstatistik von 2010 bis 2020. Im Zeitraum 2010-2020 gab es 793 weibliche Opfer von Morden oder Mordversuchen. Die jeweils jährliche Anzahl der Opfer ist von 2014 bis 2019 gestiegen ist, jedoch im Jahr 2020 wieder leicht zurückgegangen ist.
Besonders besorgniserregend ist, dass 70 Prozent der Opfer Frauen waren, die in einer Beziehung zum Täter standen. Dies deutet auf die alarmierende Tatsache hin, dass häusliche Gewalt nach wie vor ein ernsthaftes Problem darstellt. Darüber hinaus hatte ein Viertel der Opfer den Täter bereits in der Vergangenheit angezeigt.
Der jüngste Fall in Wien – ein Mann hatte seine Ehefrau mit einem Messer tödlich verletzt – verlieh der Studienpräsentation und den Schlussfolgerungen noch mehr an Aktualität und Relevanz.
Mehr Prävention durch Information
In den Erläuterungen zur Studie verwies Frauenministerin Raab auf diese Tat und merkte an, dies sei heuer bereits der 15. Mord an einer Frau. Genau 13 davon seien klare Femizide gewesen, hatten also das Geschlechts des Opfers zur Ursache.
Der Studie zufolge müsse, so Raab, mehr auf die Beziehung von Opfer und Täter geachtet werden. Wesentlich sei, verstärkt und klarer die Risikofaktoren und Täterprofile zu identifizieren. Darauf aufbauen könnte Vorbeugung einsetzen, Frauen in bedrohlichen Situationen sollen künftig noch mehr Beratung sowie Schutz- und Übergangswohnungen angeboten werden.
Expertinnen und Experten hätten vor einigen Monaten damit begonnen, mit Tätern zu arbeiten. Mehr als 80 Prozent der Täter sind Ex-Partner oder Familienmitglieder der späteren Opfer. Diese Zahlen und Umständen sind für Raab bedenklich: „Eine Frau ist niemals schuld, dass sie Opfer ist.“
Des Weiteren lebten die meisten Opfer mit dem Täter zusammen. Interessanterweise hatten lediglich 4 der 74 Opfer von Partnerschaftsmorden zuvor eine Gewaltschutzeinrichtung aufgesucht. Das sei einer der Gründe, Frauen besser über die vorhandenen Institutionen und Hilfsangebote zu informieren.
Karner: Gewaltschutzpaket wurde massiv aufgestockt
Innenminister Gerhard Karner verwies auf die höheren Mittel für das Gewaltschutzpaket von jährlich 25 Millionen Euro. Seit anderthalb Jahren gilt ein automatisches Waffenverbot nach Betretungsverbot, um die Sicherheit der betroffenen Frauen zu gewährleisten.
Trotz der getroffenen Maßnahmen ist es offensichtlich, dass weiterhin Anstrengungen unternommen werden müssen, um das Problem häuslicher Gewalt in den Griff zu bekommen, so Karner. Es ist entscheidend, dass die Gesellschaft als Ganzes sensibilisiert wird und dass effektive Strategien entwickelt werden, um Frauen zu schützen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Nur durch ein koordiniertes Vorgehen auf politischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Ebene kann eine Veränderung herbeigeführt werden, um das Leben von Frauen vor Gewalt zu bewahren.
Taborsky: Die Realität holt Kritiker wieder einmal ein
Die ÖVP Wien sah sich, wie sie erklärte, in den letzten Wochen scharfer Kritik „von linken Meinungseliten“ ausgesetzt. Die gesellschaftlichen Probleme in den einschlägigen Vierteln Wiens wurden als nicht existent dargestellt, und kulturelle Vielfalt wurde als das Gebot der Stunde betont. Doch die wahre Lage sei anders, sagt die ÖVP.
„Im Brunnenviertel in Wien-Ottakring gibt es derzeit eher vielfältige Probleme als kulturelle Vielfalt. Wer in Wien echte Probleme anspricht, gerät ins Fadenkreuz von Meinungsmachern, die diese Probleme lieber verharmlosen“, betonte Taborsky. Doch auch in den Problemvierteln haben Menschen das Recht, sicher zu arbeiten und zu leben. Aus Vierteln wie Berlin-Neukölln oder Städten wie Paris sei bekannt, wohin die Verharmlosung tatsächlicher Probleme und der Mangel an Sicherheit führen, meinte Taborsky.