Bundesländer

So tickt Tirols neuer Landeshauptmann

Setzt auf Zuversicht und Zusammenarbeit. Tirols neuer Landeshauptmann Anton "Toni" Mattle bei seiner ersten Regierungserklärung im Tiroler Landtag. Foto: Land Tirol/Die Fotografen

Nach 14 Jahren ging vergangene Woche die Ära von Landeshauptmann Günther Platter in Tirol zu Ende. Bereits im Sommer übergab er den Parteivorsitz der Tiroler Volkspartei an Anton Mattle. Nach der Landtagswahl Ende September einigte sich der neue ÖVP-Chef auf eine Koalition mit der Tiroler SPÖ. Am Vortag des Nationalfeiertages erfolgte die Hofübergabe im Innsbrucker Landhaus. Aber wie tickt Anton Mattle, Tirols neuer Landeshauptmann? Zur-Sache über den Menschen „Toni“ und seine Pläne für Tirol.

 

Galtür im Paznaun

Es ist die westlichste Gemeinde Tirols an der Landesgrenze zu Vorarlberg. Im hintersten Paznaun machte Anton Mattle, gelernter Radio- und Fernsehtechniker mit eigenem Unternehmen, Mitte der 80er-Jahre seine ersten politischen Schritte in der Kommunalpolitik. Zuerst als Vizebürgermeister und dann ab 1992 als Bürgermeister der 800 Einwohner (Tourismus-) Gemeinde. In diese Zeit fällt auch seine härteste Bewährung, als im Februar 1999 eine Lawine zahlreiche Häuser in Galtür verschüttet und 38 Menschen das Leben kostet.

 

Landtagsabgeordneter, Landtagsvize, Landesrat

Im Jahr 2003 wurde Mattle zum Bezirksparteiobmann von Landeck gewählt. Im gleichen Jahr zog er für die Tiroler Volkspartei in den Tiroler Landtag ein. Als Sicherheitssprecher und Vertreter der kleinen Gemeinden erarbeitete sich der Oberländer über die Parteigrenzen hinweg einen guten Ruf als ruhiger Sachpolitiker. Seine umgängliche Art und stets ruhige Ton waren auch Mitgrund, dass er nach der Landtagswahl 2013 zum Landtagsvizepräsident aufstieg. Nach dem Rücktritt von Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf im Mai 2021 holte schließlich Landeshauptmann Günther Platter den 59-Jährigen Galtürer in die Landesregierung.

 

Landesparteichef, Landtagswahl, Landeshauptmann

Ein Jahr später, im Mai 2022, gab Günther Platter seinen Rücktritt als Parteiobmann bekannt und kündigte für September Neuwahlen in Tirol an. Die ÖVP nominierte daraufhin Anton Mattle zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl und wählte ihn im Juli zum neuen Landesparteiobmann der Tiroler Volkspartei.

Nach der geschlagenen Landtagswahl, die für die Volkspartei in Tirol Verluste brachte, entschied sich Mattle nach einer Reihe von Sondierungsgesprächen mit den Landtagsparteien für Koalitionsverhandlungen mit den Sozialdemokraten. Der positive Abschluss der Koalitionsgespräche bringt für Tirol eine neue Landesregierung, die am Montag bei der konstituierenden Landtagssitzung in Innsbruck angelobt wurde.

Bei seiner ersten Regierungserklärung vor dem Tiroler Landtag skizzierte Mattle seinen Weg als Landeshauptmann, die Vorhaben der neuen Landesregierung und seinen ganz persönlichen Zugang zur Politik.

 

Tiroler Oberländer unter sich: Nach der Regierungserklärung in Tirol erfolgte am Mittwoch in der Wiener Hofburg die Angelobung des Paznauners Mattle durch den Bundespräsident aus dem Kaunertal. Foto: Peter Lechner/HBF

Tiroler Oberländer unter sich: Nach der Regierungserklärung in Tirol erfolgte am Mittwoch in der Wiener Hofburg die Angelobung des Paznauners Mattle durch den Bundespräsident aus dem Kaunertal. Foto: Peter Lechner/HBF


Anton Mattle über…

 

… seine Motivation:

„Es ist diese Grundhaltung der Zuversicht, die mich antreibt, die mich inspiriert und die mich jeden Tag aufs Neue anspornt. Ich will gerade in Zeiten der Verunsicherung, der Krisen und der Sorgen, genau diese Zuversicht mit den Tirolerinnen und Tirolern teilen.“

 

… das Land Tirol:

„Tirol ist ein wunderbares Land. Ein Land der Chancen. Ein Land des Fortschritts. Ein Land des Zusammenhaltens. Im nationalen und internationalen Vergleich steht Tirol gut da. Der Ideen- und Erfindungsreichtum der Menschen in Tirol ist schon alleine an der Liste der Patente und Innovationen abzulesen. Ich bin mir bewusst und auch stolz darauf, dass Fleiß, Kreativität und Innovation tief in unserem Land verankert sind. Die Politik hat dafür zu sorgen, dass alle, ihre Talente und ihr Potenzial zur Entfaltung bringen können.“

 

… den Koalitionspartner SPÖ Tirol:

„Die Tiroler Volkspartei und die SPÖ Tirol haben sich darauf geeinigt, eine fortschrittliche, nachhaltige und soziale Partnerschaft einzugehen. Mit unserem Regierungsprogramm legen wir den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit für die kommenden Jahre. Ich möchte mich ausdrücklich bei Georg Dornauer und der SPÖ Tirol aber besonders auch bei meiner eigenen Partei, der Tiroler Volkspartei, bedanken. Die vergangenen Wochen waren geprägt von einem enormen Arbeitseinsatz und vielen guten Ideen. Als Koalitionspartner gehen wir mit Respekt vor der großen Verantwortung, vor allem aber auch mit viel Zuversicht, Mut, Freude und frischem Elan in diese neue Legislaturperiode des hohen Tiroler Landtags.“

 

… über sein Angebot an die Opposition:

„Die Hand zur Zusammenarbeit ist allen Parteien ausgestreckt. Mit der Entscheidung, in den Ausschüssen einen Sitz der Tiroler Volkspartei an die NEOS abzugeben, damit diese an der Ausschussarbeit aktiv teilnehmen können, wollen wir dieses Angebot auch langfristig verankern. Geschätzte Abgeordnete von FPÖ, Liste Fritz, Grünen und NEOS: Ich lade sie ein, unser Land Tirol gemeinsam zu gestalten.“

 

… die Tiroler Energie(un)abhängigkeit:

Mittelfristig müssen wir aber die Ursachen bekämpfen und nicht nur Symptome behandeln. Das beginnt im eigenen Land. Es ist das Gebot der Stunde, Abhängigkeiten zu reduzieren und Wertschöpfung im Land zu halten. Wir müssen Energiesparen und Energiegewinnung in Tirol massiv steigern müssen. Dadurch werden wir unabhängiger und wir tragen zum Klimaschutz bei. Die Wertschöpfung durch Energieproduktion und Sanieren bleibt im Land. Dies stärkt regionale Wirtschaftskreisläufe und senkt die Inflation. Neben dem konsequenten Ausbau der Wasserkraft ist es das Ziel der Koalition, 5 Mio. Quadratmeter Photovoltaikpaneele in dieser Legislaturperiode zu installieren.

 

… leistbares Wohnen in Tirol:

„Die Preise fürs Wohnen haben sich in den letzten Jahren in einer Dynamik entwickelt, die es jungen Menschen fast unmöglich macht, sich etwas aufzubauen. Auch wenn wir nicht auf alle Faktoren direkten Einfluss haben, werden wir die Möglichkeiten, die wir haben, konsequenter nutzen.

  • verpflichtenden Vertragsraumordnung
  • tirolweite Wohnbedarfsstudie
  • Leerstandsabgabe gegen Spekulation und das sichere Vermieten
  • Prüfung und Umsetzung einer Baulandmobilisierungsabgabe
  • eine eigene Kontrollgruppe, die gegen illegale Freizeitwohnsitze vorgeht
  • Ausbau des Bodenfonds zu einer zentralen Grundstücksbank

Alles mit dem Ziel, jungen Menschen in Tirol leistbares Eigentum und leistbares Wohnen zu ermöglichen.“

 

… die Tiroler Transitbelastung:

Gerade der überbordende Verkehr nagt an der Lebensqualität vieler Tirolerinnen und Tiroler. Die Transitbelastung ist nicht nur bei uns in Tirol, sondern auch in den angrenzenden Regionen längst nicht mehr hinnehmbar. Uns ist bewusst, dass moderne, innovative und nachhaltige Lösungen zur Entlastung der Menschen in Tirol und darüber hinaus nur gemeinsam möglich sind. Wir sind dazu bereit, fordern diese Bereitschaft aber auch von unseren Nachbarn ein.

Die Zulaufstrecken und die Terminals zum Brennerbasistunnel (BBT), das intelligente Verkehrsleitsystem mit Blockabfertigung und Ausbau zum Slot System sind Gemeinschaftsprojekte.

Mit dem weiteren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wollen wir nicht nur dazu beitragen, dass der Individualverkehr abnimmt, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit leisten.“