Europa- & Aussenpolitik

Ein wahnwitziger Krieg

Solidarität mit der Ukraine beim Medienempfang von Kardinal Christoph Schönborn: Ukrainisches Streichquartett mit der aus Lwiw stammenden, an der Wiener Staatsoper wirkenden Mezzosopranistin Sorjana Kuschpler. Foto: Erzdiözese Wien, Stefan Schönlaub

Den Krieg Russlands gegen die Ukraine bezeichnete Kardinal Christoph Schönborn als „sinnlos und wahnwitzig“. Beim traditionellen Medienempfang in Wien verwiesen Schönborn und der Ostkirchen-Generalvikar Yurij Kolasa auf die Vertreibungen aus der Ukraine. Im Europäischen Parlament machte MEP Lukas Mandl nach den Anschlägen in Nigeria die Religionsfreiheit zumThema einer dringlichen Debatte.

 

Solidarität mit der Ukraine

Im Zeichen der Solidarität mit der Ukraine stand am Mittwochabend der Medienempfang von Kardinal Christoph Schönborn. Der schon über 100 Tage lang andauernde Krieg in der Ukraine, die nur 400 Kilometer von Österreich beginne, sei „sinnlos und wahnwitzig“, unterstrich der Wiener Erzbischof vor den mehreren hundert Anwesenden im Wiener Erzbischöflichen Palais. Solidarität und Engagement für die von den Kriegshandlungen und seinen Konsequenzen Betroffenen seien auch weiter dringend gefragt.

Schönborn rief zu einer Haltung der Dankbarkeit auf, welche zum Umgang mit Herausforderungen und Schwierigkeiten vonnöten sei. Viele in Österreich hätten sich angesichts von mehr als 75 Jahren Friede schon an diesen gewohnt und würden diesen als „Naturgegebenheit“ sehen. Dennoch gelte: „Nichts ist selbstverständlich“, so der Wiener Erzbischof, der an diesem Abend auch in seiner Funktion als Ordinarius der katholischen Ostkirchen sprach.

Zwangsvertreibung von Millionen Menschen

Ostkirchen-Generalvikar Yurij Kolasa gab einen Überblick über die aktuelle Situation in der Ukraine und über die Hilfen für die Menschen vor Ort und die Geflüchteten in Österreich. „Wir erleben eine in der Geschichte unserer Zeit noch nie dagewesene Zwangsvertreibung von Millionen von Menschen“, so Kolasa. In den letzten 100 Tagen hätten etwa 6,7 Millionen Kriegsvertriebene im Ausland, vorwiegend in Polen, Zuflucht gefunden. 2,3 Millionen seien auch wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Darüber hinaus seien neun Millionen Binnenflüchtlinge in den Westen der Ukraine geflohen. Von den 75.000 in Österreich registrierten Vertriebenen würden würden zwei Drittel versorgt werden, ein Drittel sorge für sich selbst.

 

Lukas Mandl (re.) im März in Syrien mit Ignatius Aphrem II, Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche. Foto: Büro MEP Mandl

Lukas Mandl (re.) im März in Syrien mit Ignatius Aphrem II, Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche. Foto: Büro MEP Mandl

Anschläge auf Religionsfreiheit

In der Nacht auf Donnerstag beriet das Plenum des Europäischen Parlaments auf Initiative von Lukas Mandl (ÖVP) in einer dringlichen Debatte die Verteidigung von Religions- und Gewissensfreiheit. Der Anlass dafür ist der brutale Anschlag auf eine katholische Messfeier zu Pfingsten in Nigeria, die mehreren Dutzend Menschen das Leben gekostet und noch mehr verletzt hat. Der Anschlag auf die katholische St. Francis Kirche in der nigerianischen Stadt Owo „reiht sich ein in die Anschläge auf die Menschenwürde und die Freiheitsrechte, die sich maßgeblich in Religions- und Gewissensfreiheit ausdrücken“, sagt der österreichische Europaabgeordnete Lukas Mandl.

„Diese Freiheiten sind weltweit viel mehr unter Druck, als wir das in der EU oft wahrnehmen, weil wir diese Freiheiten genießen, oft, ohne uns dessen bewusst zu sein“, sagte Mandl. Und weiter: „Wir stehen an der Seite der Menschen, deren Würde attackiert wird, indem ihre Freiheiten eingeschränkt werden, indem sie attackiert werden, indem man versucht, ihnen ihre Identität zu rauben.“

Lukas Mandl und der Generalsekretär der Bischofskonferenzen in der EU (COMECE), Fr. Manuel Enrique Barrios Prieto, führen am Freitag, 10. Juni um 19.30 in Haus der EU in Wien einen öffentlichen Gedankenaustausch zu diesen Themen. Von Freitag auf Samstag (10./11. Juni) findet die Lange Nacht der Kirchen statt.