Europa- & Aussenpolitik

„Europe inside“: Das könnte die Wende im Chipmarkt sein

Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck setzt sich für den europäischen Chipmarkt ein. Foto: BKA / Florian Schrötter / iStock Mykola Pokhodzhay

Die EU-Kommission hat diese Woche den Entwurf zum Chips Act vorgelegt. Was im ersten Moment wie ein Snack klingt, ist in Wirklichkeit eine enorm bedeutsame Weichenstellung für die wirtschaftliche Weiterentwicklung der EU: Es geht um die Wiedergeburt der europäischen Chipindustrie.

 

Wiedergeburt der europäischen Chipindustrie

Bereits im Vorfeld zum Entwurf des europäischen Chips Act hat Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck gemeinsam mit der österreichischen Halbleiterbranche einen umfangreichen Forderungskatalog erstellt und EU-Kommissar Thierry Breton vorgelegt.

Mit dem European Chips Act soll der Marktanteil der Europäischen Union an der weltweiten Produktion von aktuell 10 Prozent auf 20 Prozent bis 2030 verdoppelt werden.

„Computerchips sind die Chance für Europa“, erläuterte Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck und bewertet den ersten Entwurf des europäischen Chips Act positiv: „Mit dem Paket kann uns die Wiedergeburt der europäischen Chipindustrie gelingen.“

 

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Computerchips, beziehungsweise Halbleiter, sind so genannte Festkörper, deren elektrische Leitfähigkeit zwischen der von elektrischen Leitern und der von Nicht-Leitern liegt. Halbleiter werden in der Elektronik in verschiedenster Form verwendet, von Mikroprozessoren bis hin zu Solarzellen.

 

Das Öl des 21. Jahrhunderts

„Ohne Chips, keine Produktion. Ohne Chips, keine Digitalisierung. Um international vorne mitzuspielen und global wettbewerbsfähig zu sein, braucht es diese europäische Kraftanstrengung“, so die Digitalisierungsministerin, denn Chips seien das Öl des 21. Jahrhunderts.

Die Halbleiterengpässe der jüngsten Vergangenheit haben zu Fabrikschließungen in mehreren Wirtschaftszweigen geführt wie beispielsweise bei Automobilherstellern oder in der Erzeugung von Gesundheitsgeräten, führt der European Chips Act aus. Die europäische Produktion im Automobilsektor sei im Jahr 2021 um ein Drittel zurückgegangen. Dies mache die globale Abhängigkeit vom Halbleitermarkt deutlich sichtbar, so im Entwurf des European Chips Act.

Nun sollen, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und internationalen Partnern, mehr als 43 Mrd. Euro an Investitionen mobilisiert werden, um dem Halbleitermarkt in Europa wieder auf die Beine zu helfen. Kurzfristig würde dies die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Krisen erhöhen, indem Lieferengpässen vermieden werden können, so die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, „Mittelfristig wird es Europa zu einer führenden Position in dieser strategisch wichtigen Branche verhelfen.“

 

Größte Förderung in Europa

Vom Auto bis zum Smartphone seien die Chips das Herz und Hirn. „Es ist daher nur richtig, dass Europa hier strategisch vorgeht und die Versorgung der heimischen Wirtschaft auch mit europäischer Produktion absichert“, sagt Angelika Winzig, Delegationsleiterin der ÖVP im Europaparlament.

Bei diesem Chip-Paket gehe es um die größte Förderung in Europa, die je in eine einzelne Sparte geflossen sei. Dies sei auch für den Klimaschutz essenziell, so die Delegationsleiterin, denn viele der neuen Technologien, die es zur CO2-Reduktion brauche, seien auf Mikrochips angewiesen – beispielsweise das E-Auto. Die Förderung biete auch enorme Chancen für Österreich. Mit Firmen wie Infineon, AT&S, AVL, ams und vielen weiteren, sei man hierzulande bereits gut aufgestellt. Die Förderung gebe diesen österreichischen Unternehmen nochmals einen Impuls bei der Forschung und Entwicklung, stärkt die heimische Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze, betonte Angelika Winzig.

 

Wie geht es weiter?

Dies ist der erste Entwurf des Chip Acts – wie geht es nun weiter? In den kommenden Verhandlungen wird sich Digitalisierungsministerin Schramböck für mehr EU-Mittel für die Halbleiterindustrie einbringen. „Jede Investition in die Halbleiterindustrie sichert unsere Arbeitsplätze und unseren Wohlstand“, erläuterte Schramböck.

Österreich werde den Vorschlag der EU-Kommission nun genau prüfen und sich mit der österreichischen Halbleiterbranche dazu austauschen. „Auf nationaler Ebene wollen wir Österreich zur Chip-Schmiede Europas machen. Daher arbeiten wir an einer umfassenden Standortstrategie“, so Schramböck abschließend.