Innenpolitik

Initiative plant 10.000 Jobs für Vertriebene aus der Ukraine

Arbeit und Sicherheit. Das möchte die Initiative für 10.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine bis Jahresende in Österreich anbieten. Foto: iStock / AndreyPopov

 

Plattform: austrianjobs-for-ukraine.at

Auf der breit getragenen Internetplattform „austrianjobs-for-ukraine.at“ werden von führenden Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Technologie, Gastronomie und Soziales Jobs für geflüchtete Menschen aus der Ukraine angeboten, die über die soeben von der Bundesregierung geschaffene adaptierte „Blue Card“-Arbeitsbewilligung verfügen.

 

200.000 Plätze benötigt

Michael Takács, Ukraine-Krisenkoordinator der österreichischen Bundesregierung unterstützt diese Initiative und meinte bei der Präsentation: „Wir erwarten die größte Flüchtlingsbewegung nach Österreich, die es je gegeben hat. Die Herausforderung ist enorm, ebenso enorm ist die Kraft und Solidarität der österreichischen Zivilgesellschaft in diesen Tagen. Wir werden bis zu 200.000 Plätze in allen Regionen und in allen Formen brauchen und wir werden dafür gut vorbereitet sein“, so Takács.

 

Sichere Jobs regeln Tagesablauf

Herausfordernd ist, neben der Unterkunft auch die Not- und Grundversorgung sowie die soziale Betreuung sicherzustellen. Takács: „Sichere Jobs werden vielen Vertriebenen eine soziale und gesellschaftliche Perspektive geben und für einen geregelten Tagesablauf sorgen. Daher ist die Initiative www.austrianjobs-for-ukraine.at, die gemeinsam von Wirtschaft und wichtigen sozialen Organisationen betrieben wird, eine große Unterstützung in der Bewältigung unserer Aufgaben“, so Takács.

 

10.000 Jobs bis Jahresende

„Ziel der Jobplattform ist es, den Vertriebenen so rasch wie möglich eine berufliche Beschäftigung anzubieten, um in Österreich ein gutes, weitestgehend selbständiges und gesellschaftlich integriertes Leben zu ermöglichen. Im Gegenzug sucht die österreichische Wirtschaft dringend Mitarbeiter, um am Wirtschaftsstandort Österreich konkurrenzfähig zu bleiben. Daher hat die Internetoffensive Österreich gemeinsam mit wesentlichen Partnern der Digitalwirtschaft, Vertretern der Spitzengastronomie und Hotellerie in Wien sowie den größten sozialen Hilfsorganisationen diesen Job-Schulterschluss für ukrainische Flüchtlinge geschaffen. „Wir rechnen bis Jahresende mit bis zu 10.000 erfolgreich vermittelten hochwertigen und nachhaltigen Jobs“, so Gregor Schönstein, Leiter der Geschäftsstelle der Internetoffensive Österreich.

 

Tech-Jobs in Österreich

Im Technologiebereich wird eine Vielzahl hochwertiger Jobs angeboten. Alfred Harl, Obmann des WKO-Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie, (UBIT): „Seit Jahren wird der Mangel an Facharbeitskräften in Technologie-Berufen in Österreich immer dramatischer. Aktuelle Studien zeigen, dass derzeit in Österreich über 24.000 IT-Fachkräfte fehlen. In den kommenden fünf Jahren könnte diese Zahl auf bis zu 30.000 steigen. Dabei handelt es sich um zukunftssichere und gut bezahlte Jobs. Diese können wir nun berufserfahrenen Geflüchteten aus der Ukraine vermitteln und ihnen damit eine wichtige Perspektive bieten. Besonders attraktiv ist, dass die meisten „Digital Jobs“ Englischkenntnisse verlangen. Deutsch ist in dieser Berufssparte oftmals keine Voraussetzung mehr“, so Harl.

Jobs aus der Digitalwirtschaft sind für ukrainische Flüchtlinge in einigen Fällen besonders nachhaltig. Harl: „Manche Unternehmen bieten an, den Job auch nach einer eventuellen Rückkehr in die Ukraine zu behalten und weiterhin remote, also über eine Internetverbindung, tätig zu bleiben. Das weitverbreitete Homeworking der letzten zwei Jahre hat gezeigt, dass das in vielen Unternehmen gut funktioniert und man Flüchtlingen so auch langfristig gute Chancen bieten kann.“

 

Information und Jobchancen im Bereich Soziales, Pflege, Betreuung, Administration

„Wir müssen den Menschen, die aus der Ukraine nach Österreich kommen, ein gutes Ankommen ermöglichen. Sie kommen aus Kriegsgebieten, sind meist getrennt von Angehörigen, haben ihr altes Leben zurückgelassen, sind nicht selten auch traumatisiert. Viele von ihnen sind Frauen mit Kindern“, sagt Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerks Österreich. „Wir wissen heute noch nicht, wie viele von ihnen zurück in die Heimat wollen, wenn der Krieg vorbei ist. Aber es ist sicher, dass viele in Österreich eine neue Heimat finden werden – vorübergehend, für einige Jahre oder für immer“, meint Anselm.

„Die großen Hilfsorganisationen der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), eines Zusammenschlusses aus Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotem Kreuz und Volkshilfe, versorgen Menschen vor Ort in der Ukraine mit Sachleistungen sowie medizinischen, psychologischen und sozialen Diensten“,sagt Anselm.

Die Unterstützung reicht weiter: „Wir helfen aber ebenso Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, die auf der Flucht sind, oder in Österreich angekommen sind. Im Rahmen der Initiative AUSTRIAN JOBS FOR UKRAINE werden wir Interessierte über die Plattform informieren, um rasch einen guten und nachhaltigen Job in Österreich zu finden. Wir haben selbst Jobchancen anzubieten – beispielsweise in der Pflege und Betreuung, dazu weitere soziale und administrative Jobs“, erläutert Anselm. „Wichtig wird sein, dass die Rahmenbedingungen stimmen – dazu zählt geeignete Kinderbetreuung ebenso wie eine vernünftige Regelung für die Anerkennung beruflicher Qualifikationen oder bei der Zuverdienstgrenze, wenn man noch in der Grundversorgung ist und einen abgesicherten Übergang braucht“, schließt Anselm.

 

Umfassendes Angebot an Deutschkursen

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) stellt ukrainischen Vertriebenen Deutschkurse mit staatlich anerkannten Zertifikaten auf den Sprachniveaustufen A1-C1 an mehr als 80 Kursstandorten in ganz Österreich kostenlos zur Verfügung. Als Kooperationspartner der Jobplattform www.austrianjobs-for-ukraine.at wird neben den Jobangeboten direkt auf das Kursangebot des ÖIF verlinkt.

Gemeinsam mit der Berufsvereinigung der Arbeitgeber privater Bildungseinrichtungen (BABE) werden Maßnahmen getroffen, um zusätzliche Kursplätze für ukrainische Vertriebene zu schaffen und die kursbegleitende Kinderbetreuung auszubauen. Zudem finden ab sofort die neuen Onlinekurse des ÖIF „Deutsch lernen: Erste Schritte in Österreich“ für ukrainische Vertriebene statt. Diese bieten grundlegende Wortschatz- und Sprechübungen und werden von Deutsch-Trainer gemeinsam mit Ukrainisch-Dolmetscher durchgeführt und können einfach via Computer oder Handy besucht werden.

Für Anfragen zur ersten Orientierung in Österreich stehen die ÖIF-Ukraine-Hotline sowie der WhatsApp-Info-Service des ÖIF unter der Telefonnummer +43 1 715 10 51 – 120 zur Verfügung. Auch der Viber-Info-Service ist zu den gleichen Zeiten unter der Nummer +43 676 843960108 erreichbar. Es werden Fragen zu Deutschkursen, Wohnen, Berufseinstieg, Anerkennung von Qualifikationen, Behördenwegen sowie zu Schulsystem und Bildungsmöglichkeiten beantwortet. Alle Angebote des ÖIF für vertriebene Ukrainerinnen und Ukrainer finden Sie unter www.integrationsfonds.at/ukraine

Gastronomie bietet zahlreiche Job-Chancen

Die neue Jobplattform bietet bereits ein umfassendes Angebot an Gastronomie-Jobs in Wien. Besonders in der Bundeshauptstadt sind durch die Pandemie und die oft monatelangen Sperren von Gastronomiebetrieben viele Mitarbeiter abhanden gekommen. Berndt Querfeld, Eigentümer des Café Landtmann und Sprecher der Plattform „Vereinigte Gastronomie Wien“ meint dazu: „Bei etwa einem Drittel dieser Unternehmen kommt es bereits zu einer Reduzierung der Öffnungszeiten wegen Personalmangels. Mit der Unterstützung durch zukünftige Mitarbeiter aus der Ukraine können wir den Gastronomiebetrieben wieder neuen Schwung geben. Wir freuen uns, mit ihnen diese Stadt noch bunter und vielfältiger zu machen. Ich schätze, dass in Wien etwa 1.000 Gastronomie-Jobs für Ukrainer und Ukrainerinnen geschaffen werden können. Für die Hälfte der Jobs etwa sind Deutschkenntnisse unabdingbar, für die anderen sind gute Englischkenntnisse Voraussetzung“, so Querfeld.

 

ÖBSV-Sportwochen für Opfer des Ukraine-Krieges kostenlos

Der Österreichische Behindertensportverband ÖBSV will als Kooperationspartner die Plattform www.austrianjobs-for-ukraine.at nutzen, um ukrainische Flüchtlinge mit Behinderung oder, im Falle von Kindern und Jugendlichen, deren Erziehungsberechtigte anzusprechen. Ihnen soll die kostenlose Teilnahme an Sportwochen des ÖBSV ermöglicht werden. Informationen zu diesem Angebot werden in Kürze auf der Jobplattform abzurufen sein.
ÖBSV-Präsidentin Brigitte Jank: „In der aktuellen, bedrückenden Situation fühlen wir uns verpflichtet, Kriegsopfer mit Behinderung aus der Ukraine zu unterstützen. Das Erlebnis einer Sportwoche im Grünen soll eine Geste der Nachbarschaftshilfe sein, Normalität vermitteln und Beruhigung verschaffen“, so Jank. „Wir werden allen nach Österreich geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainern mit Behinderung ausreichend Teilnahmemöglichkeiten für unsere Sportwochen zur Verfügung stellen – und das kostenlos.“

Der ÖBSV wird diese Freiplätze über die zentralen, einschlägigen Anlaufstellen anbieten. Persönlich kann man sich auch an office@obsv.at wenden. Alle Sportwochen des ÖBSV sind unter www.obsv.at/sport/sportwochen  zu finden.

Kooperationspartner der Jobplattform www.austrianjobs-for-ukraine.at: Internetoffensive Österreich, Österreichisches Hilfswerk, Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt, Österreichischer Integrationsfonds, Austrian Business Agency, WKO Fachverband UBIT, fit4internet, iab, DIO, Vereinigte Gastronomie Wien, Österreichischer Behindertensportverband ÖBSV.

Arbeit und Sicherheit. Das möchte die Initiative für 10.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine bis Jahresende in Österreich anbieten. Foto: iStock / AndreyPopov
Arbeit und Sicherheit. Das möchte die Initiative für 10.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine bis Jahresende in Österreich anbieten. Foto: iStock / AndreyPopov