Innenpolitik

Wien: 60% der Kinder mit Deutschproblemen in Österreich geboren

60 Prozent der Kinder an Wiener Volksschulen mit Deutschproblemen sind in Österreich geboren. Die Wiener Volkspartei plädiert an die Stadtregierung endlich zu handeln. Foto: iStock/ izusek

Seit Jahren sieht die Wiener Stadtregierung bei Integrationsproblemen lieber weg, als zu handeln. Diese Auswirkungen bekommen bereits die Jüngsten zu spüren. Ergebnisse einer Testung an Schulen ergaben: 60 Prozent der Kinder an Wiener Volksschulen mit Deutschproblemen sind in Österreich geboren. Die Wiener Volkspartei plädiert an die Stadtregierung endlich zu handeln und Maßnahmen gegen das Integrationsversagen zu setzen.

 

Mehrheit der Kinder mit Deutschproblemen in Österreich geboren

60 Prozent der Wiener Volksschüler, die ein Deutschproblem haben, sind in Österreich geboren. Das ergab die MIKA-D-Testung (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch), an der alle Schüler teilnehmen müssen, die bei Eintritt in die Schule nicht ausreichend Deutsch können. Das Ergebnis entscheidet, ob ein Schüler eine Deutschförderklasse oder einen Deutschförderkurs besuchen muss.

Laut einer Anfragebeantwortung von Stadtrat Wiederkehr im Wiener Landtag sind mehr als 60 Prozent der Wiener Volksschulkinder mit Deutschproblemen in Österreich geboren. Das bedeutet zugleich: Sie sind hier aufgewachsen und haben den Kindergarten besucht. Weiters waren rund 80 Prozent dieser Kinder sogar mehr als zwei Jahre im Kindergarten. Trotz Kindergartenbesuch sprechen sie nicht ausreichend Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können.

81% der Pflichtschüler erreichen Bildungsstandards nicht

Erschreckend sind auch die Ergebnisse der Bildungsstandards: Im Lesen erreichen 81 Prozent der Wiener Pflichtschüler die Bildungsstandards nicht oder nur teilweise. Auch in Mathematik haben 2018 80 Prozent die Bildungsstandards nicht oder nur teilweise erreicht. Wiener Volkspartei Obmann Karl Mahrer zu der Thematik: „Unser Ziel muss es sein, dass jedes in Österreich geborene Kind zu Schulbeginn ausreichend Deutsch kann, um dem Unterricht folgen zu können.“

Die Unterrichtssprache Deutsch sei schließlich die Grundlage für die Beteiligung an allen Bildungsprozessen, bildet eine wesentliche Voraussetzung für den Schulerfolg sowie die spätere Integration am Arbeitsmarkt und ist relevant für die Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Österreich, erklärt Mahrer. Für die in Österreich in die Schule gehenden Ukrainer wurden extra 4,5 Mio. € für Deutschförderkurse freigestellt, was ein wichtiger Teil der Integrationsarbeit ist (Zur-Sache berichtete).

Zierfuss: Stadt darf nicht wegschauen!

Bildungssprecher Harald Zierfuss befasst sich schon länger mit der Thematik und plädiert immer wieder an die Stadt Wien endlich zu handeln. „Wien schafft es offenkundig nicht, dass ausreichend Deutsch im Kindergarten gelernt wird. Was hier verabsäumt wird, kann nur mehr schwer in der Schule aufgeholt werden“, so Zierfuss.

Die Wiener Volkspartei fordert weiters kleinere Gruppen in Kindergärten. Zierfuss stellt klar, eine Gruppe von 25 Kindergartenkindern bestehe mittlerweile zu zwei Dritteln aus Kindern, die eine andere Umgangssprache sprechen. Außerdem sei es wichtig, auf mehr Sprachförderkräfte und einen klaren Spracherwerb Fokus zu setzen, meint der Bildungssprecher. „Ohne ausreichende Deutschkenntnisse haben Kinder erheblich schlechtere Chancen im späteren Leben!“, so Harald Zierfuss.

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Bei Deutschproblemen muss man Eltern in die Pflicht nehmen

Die Wiener Integrationssprecherin Caroline Hungerländer macht das Integrationsproblem der zweiten Generation in Wien für die schlechten Ergebnisse mitverantwortlich. Einerseits gäbe die Elterngeneration ihre Integrationsleistung und Deutschkenntnisse nicht an die Kinder weiter, andererseits versage das Bildungssystem Wiens, so Hungerländer. „Eltern sind auch für den Bildungserfolg ihrer Kinder verantwortlich. Sie müssen in die Pflicht genommen werden. Die klare Botschaft muss sein: Ohne Deutsch kein Fortkommen in dieser Stadt“, meint die Integrationssprecherin. Auch das Deutschproblem beim Kindergartenpersonal muss laut Wiener Volkspartei gelöst  werden: Denn dieses soll künftig nur mehr mit einem Sprachniveau von mindestens C1 angenommen werden.