News

Auto-Gipfel: Das sagen die Experten

Für Dr. Robert Schlögel, Präsident der deutschen Alexander von Humboldt-Stiftung ist das Vorurteil falsch, dass E-Fuels ineffizient wären. Foto: BKA/Christopher Dunker

Wissenschafter und Experten waren am Mittwoch ins Kanzleramt geladen. Beim Auto-Gipfel wurde mit dem Bundeskanzler und dem Arbeits- und Wirtschaftsminister die Zukunft der Automobilität diskutiert. Kanzler Nehammer verfolgt dabei den Weg der Technologieoffenheit, also auf Innovation und Forschung zu setzen. Damit positioniert sich Nehammer im Gegensatz zur EU viel breiter und offener. Er will sich nicht auf Verbote nur eine einzige Technologie im Kampf gegen den Klimawandel, das Elektroauto, festlegen.

 

Bedeutsam für Mobilität und Ökonomie

Das Auto ist nach wie vor für viele Menschen ein nicht verzichtbares Beförderungsmittel. Besonders in ländlichen Gebieten. Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist das Auto in Österreich von wesentlicher Bedeutung. Indirekt und direkt hängen 300.000 Arbeitsplätze in Österreich an der Autoindustrie und Zulieferung. Das Verbrenner-Aus ab 2035 in der EU und die Transformation zu neuen Technologien stellt auch die Forschung und Produktion vor große Herausforderungen, etwa für eFuels (lesen Sie dazu auch: eFuels kurz erklärt)

Neben der technischen Weiterentwicklung geht es auch um die Sicherung der Arbeitsplätze und den Erhalt des Wohlstands. Die EU hat sich festgelegt und sieht die Zukunft im Elektroauto. Für Bundeskanzler Nehammer darf es aber keine Denkverbote geben (Zur-Sache berichtete). Er spricht sich dafür aus, auch anderen umweltfreundlichen Technologien Raum zu geben und diese in der Übergangsphase der nächsten Jahre zu fördern. Denn das Auto wird bleiben.

Die Frage ist nur, welche Antriebstechnologien wird es in 10, 15 oder 20 Jahren geben? Und was sagen die Experten und jene, die sich Tag für Tag mit der Forschung von neuen Technologien in der Autoindustrie auseinandersetzen? Beim Auto-Gipfel im Kanzleramt äußerten sich einige der geladenen Wissenschafter auch gegenüber Medien.

 

„Gegen Vorurteile“

Professor Dr. Robert Schlögel, Präsident der deutschen Alexander von Humboldt-Stiftung meinte vor Beginn des Auto-Gipfels: „Ich würde vor allen Dingen erst mal dieses Vorurteil weggeben, dass die Erzeugung von eFuels sehr ineffizient sei. Das ist nicht richtig. Wenn man das ordentlich macht, dann wird sehr viel Energie dafür benötigt. Diese Aussage stimmt. Aber das will man ja auch, denn es ist nichts anderes, wie die Chemie, das chemische Analogon zu einer Batterie und eine Batterie wollen Sie auch mit viel Energie laden und die Verluste, die dabei auftreten, sind vorhanden. Sie sind auch größer wie die einer Batterie, aber bei Weitem nicht so dramatisch, wie sie es darstellen. Also man kann eine Produktion machen, die relativ energieeffizient ist und nicht irgendwie 10 % Effizienz oder was da so erzählt wird. Das ist falsch.“

 

„Nicht in neue Abhängigkeiten begeben“

Professor Dr. Georg Brasseur, emeritierte Professor an der TU Graz: „Die wirkliche Limitierung sind die Rohstoffe, die wir haben, um diese gewaltige Energiewende hinzukriegen. Die ist ein globales Problem und wir brauchen sehr viele Rohstoffe dafür, brauchen Stahl, wir brauchen Beton, wir brauchen Kupfer und die müssen wir versuchen einzugrenzen, sprich diese Anlagen dorthin zu bauen, wo wir mit hoher Effizienz die Energie ernten können. Und wenn wir das tun, dann ist auch diese Effizienz der Umwandlung nicht mehr so relevant, weil sie wesentlich höher ist, als wir es hier in Österreich haben. Die können wir nach Europa importieren und damit sparen wir auch Ressourcen. Und diese Ressourcen sind wirklich knapp und wir sollten uns nicht in neue Abhängigkeiten begeben. So wie beispielsweise jetzt mit den Batterien aus China.“

E-Fuels als Zwischenlösung: Jürgen Rechberger, Vizepräsident AVL List in Graz.

E-Fuels als Zwischenlösung: Jürgen Rechberger, Vizepräsident AVL List in Graz.

Bis 2030 steht Technologie bereit

Langfristig werde sich der Elektromotor durchsetzen, meinte Jürgen Rechberger, Vizepräsident von AVL List, einem in Graz ansässigen Unternehmen für Antriebssysteme von Automobilen. Inzwischen könnte man in einigen Verkehrssektoren mit eFuels arbeiten, sagte Rechberger in der ZiB2. Derzeit fehle es noch an Kapazitäten für die Produktion, bis 2030 werde jedoch die Technologie ausreichend verfügbar sein.

Der österreichische Motorenentwickelt AVL List beschäftigt weltweit 12.000 Mitarbeiter, rund 4.000 davon in Graz, und erzielt einen Umsatz von zuletzt 1,6 Mrd. Euro.

 

„Mit E-Autos alleine werden wir es nicht schaffen“

Auch die beiden heimischen Automobilclubs ÖAMTC und ARBÖ unterstützen die Initiative des Bundeskanzlers.

Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, begrüßt als Teilnehmer des Autogipfels die Initiative der Regierungsspitze, sich mit der Zukunft der Mobilität zu beschäftigen. „Das Bekenntnis zur Technologieoffenheit ist ein wichtiges Signal, denn einerseits ist E-Mobilität unbestritten ein wichtiger Baustein dieser Zukunft. Andererseits: Mit E-Autos allein werden wir es nicht schaffen, die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Denn wir bräuchten bis 2030 bereits 2,5 Millionen E-Autos auf Österreichs Straßen – und nichts deutet derzeit darauf hin, dass solche Zahlen erreichbar sind.“

Der ARBÖ begrüßte in einer Aussendung den von Bundeskanzler Karl Nehammer einberufenen Auto-Gipfel, bei dem es um die Möglichkeiten und künftigen Chancen aller verfügbaren Antriebsformen inklusive E-Fuels und Wasserstofftechnologie geht. Der Ansatz der Technologieoffenheit ist für den ARBÖ der richtige Schritt, wie Dr. Peter Rezar, Präsident der ARBÖ-Bundesorganisationbetonte: „Es geht in Zukunft nicht um ein ,Entweder-oder‘ sondern darum, dass alle verfügbaren Möglichkeiten ausgenützt werden. Der Elektroantrieb ist wichtig für die Mobilität von morgen, darüber hinaus gibt es aber noch weitere Technologien, die künftig den Verkehr sauberer gestalten können.“